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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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hinzu.
    »Sind erfreut, ankündigen zu können, dass sie ihre Hochzeitsschwüre ablegen werden«, fuhr Iselle fort, »vor den Göttern, unseren edlen Gästen aus Ibra und vor den Einwohnern dieser Stadt.«
    »Im Tempel von Taryoon am Mittag des übermorgigen Tages«, schloss Bergon.
    Beifall und Glückwünsche wurden aus der kleinen Menge laut. Doch Cazaril zweifelte nicht daran, dass manch einer sich ausrechnete, wie schnell eine Kolonne feindlicher Soldaten heranreiten konnte. Die Antwort darauf lautete: nicht so schnell. Erst einmal vereint und mit gegenseitiger Unterstützung konnten die beiden jungen Anführer sich in enger Abstimmung dorthin begeben, wo es erforderlich war. Wenn Iselle erst aus dem Fluch ausgeheiratet hatte, war die Zeit auf ihrer Seite. Jeder Tag würde ihnen zusätzliche Unterstützung bringen.
    Von tiefer Erleichterung erfüllt, ließ Cazaril sich auf den Stuhl zurücksinken und grinste trotz des schmerzhaften Krampfs in seinen Eingeweiden.
     

 
25
     
     
    A
    m nächsten Tag stellte Cazaril fest, dass der gesamte Palast hektisch mit Vorbereitungen beschäftigt war und dass er als Einziger nichts zu tun hatte. Iselle hatte bei ihrer Ankunft in Taryoon wenig mehr bei sich gehabt als die Kleider, die sie am Leibe trug. Cazarils gesamter Schriftwechsel und die Bücher ihres Haushalts waren in Cardegoss zurückgeblieben. Als er bei Iselle vorbeischauen wollte, fand er sie von aufgeregten Kammerzofen umschwärmt, die unter Anleitung von Iselles Tante dy Baocia mit Bergen von Kleidungsstücken im Arm ein- und ausgingen.
    Iselle kämpfte sich durch ein Bündel von Seide und stieß hervor: »Ihr seid gerade erst achthundert Meilen in meinem Auftrag geritten. Ruht Euch aus, Cazaril!« Gehorsam streckte sie den Arm aus, als eine Frau einen Ärmel daran ausprobierte. »Nein, besser noch – setzt zwei Briefe auf, damit der Schreiber meines Onkels sie kopieren kann: einen für sämtliche Herzöge von Chalion, und einen für jeden Erzprälaten der Kirche, um meine Heirat zu verkünden. Dann haben sie den Leuten etwas vorzulesen. Das sollte eine angenehme, ruhige Aufgabe für Euch sein. Wenn Ihr alle siebzehn … nein, sechzehn …«
    »Siebzehn«, warf ihre Tante ein, die sich am Saum zu schaffen machte. »Dein Onkel wird ebenfalls ein Exemplar für das Archiv seiner Kanzlei haben wollen. – Steh gerade!«
    »Wenn sie alle fertig sind, legt sie beiseite. Bergon und ich werden sie morgen nach der Hochzeit unterzeichnen. Und dann sorgt dafür, dass sie abgeschickt werden.« Sie nickte entschieden, sehr zum Ärger der Kammerzofe, die gerade den Ausschnitt anpassen wollte.
    Cazaril verabschiedete sich mit einer Verbeugung, bevor er noch mit einer Nadel gestochen wurde, und lehnte sich für einen Augenblick über das Geländer der Galerie.
    Er blickte in einen sehr schönen und viel versprechenden Frühlingstag. Der Himmel war von einem blassen, ausgewaschenen Blau, und schwaches Sonnenlicht fiel in den neu gepflasterten Innenhof. Gärtner schleppten soeben Kübel mit blühenden Orangenbäumen heran und rollten sie über die Steine zum inzwischen sprudelnden Brunnen. Cazaril sprach einen Diener an, der vorüberkam, und ließ sich ein Schreibpult auf den Hof in die Sonne stellen, dazu einen Stuhl mit einem dicken, weichen Kissen. Auch wenn die meisten der achthundert Meilen in seinem Gedächtnis nur noch verschwommen gegenwärtig waren – sein Hinterteil erinnerte sich an jede einzelne.
    Cazaril ließ sich mit geschlossenen Augen gegen die Lehne sinken und das warme Licht auf sein Gesicht scheinen, wobei er sorgfältig über die Formulierungen des Briefes nachdachte. Dann beugte er sich vor und schrieb. Es dauerte nicht lange, bis dy Baocias Schreiber die Ergebnisse seiner Arbeit davontrug, um sie mit einer sehr viel saubereren Handschrift zu kopieren. Cazaril lehnte sich zurück und hielt die Augen geschlossen.
    Er öffnete sie nicht einmal, als Schritte sich näherten – bis ein Scheppern auf dem Tisch ihn aufschreckte. Er blickte auf und sah einen Diener, der – angeleitet von Lady Betriz – ein Tablett abstellte. Darauf befand sich Tee, ein Milchkrug, ein Teller mit getrockneten Früchten sowie Brot, das mit Nüssen und Honig glasiert war. Betriz schickte den Dienstboten fort und schenkte den Tee selbst ein. Dann drängte sie Cazaril das Brot auf und setzte sich auf den Brunnenrand, um ihm beim Essen zuzuschauen .
    »Euer Gesicht sieht wieder sehr eingefallen aus. Habt Ihr nicht genug gegessen?«,

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