Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
Meuchelmörder aus, um mich an der Grenze abzufangen. Ob er wohl annahm, ich würde für die nächste Runde der Verhandlungen alleine zurückkehren? Prinz Bergon hat er jedenfalls nicht so bald erwartet.«
    »Das hat niemand. Außer Iselle.« Betriz fuhr mit den Fingern über die feine, schwarze Wolle ihres Mantels, den sie über ihre Knie gelegt hatte. Der nächste Blick, den sie Cazaril zuwarf, war unangenehm durchdringend. »Als Ihr Euch verausgabt hattet, um Iselle zu retten … habt Ihr da herausgefunden, wie Ihr Euch selbst retten könnt?«
    Er schwieg eine Weile und sagte dann nur: »Nein.«
    »Das ist ungerecht!«
    Kurz ließ er den Blick über den wunderbar sonnigen Hof schweifen und vermied es, ihr in die Augen zu sehen. »Mir gefällt dieses neue Gebäude. Es sind keine Geister darin, wisst Ihr?«
    »Ihr wechselt das Thema!« Sie schaute noch missbilligender. »Das macht Ihr oft so, wenn Ihr über irgendetwas nicht reden wollt.«
    »Betriz …« Er dämpfte die Stimme. »Unsere Wege haben sich getrennt von jener Nacht an, in der ich den Tod auf Dondo herabgerufen habe. Ich kann nicht mehr zurück. Ihr werdet leben, ich nicht. Wir können nicht zusammen weitergehen, selbst wenn … nun, wir können es einfach nicht.«
    »Ihr wisst nicht, wie viel Zeit Euch noch bleibt. Es können Wochen sein. Monate. Aber wenn eine Stunde alles ist, was die Götter uns zubilligen, wäre es umso mehr eine Beleidigung ihnen gegenüber, die Stunde verrinnen zu lassen.«
    »Es ist nicht der Mangel an Zeit. Es ist das Übermaß an Gesellschaft. Stellt Euch vor, wir wären alleine zusammen – Ihr, ich, Dondo, der Todesdämon. Bin ich Euch nicht ein Gräuel?« Sein Tonfall wurde beinahe flehend. »Ich versichere Euch, ich bin mir selbst ein Gräuel!«
    Sie warf einen Blick auf seinen Leib; dann starrte sie über den Hof und biss die Zähne aufeinander. »Ich glaube nicht, dass Eure Heimsuchung ansteckend ist. Meint Ihr etwa, mir fehlt es an Mut?«
    »Das nicht.«
    »Ich würde den Himmel für Euch erstürmen, wenn ich wüsste, wo er ist.«
    »Habt Ihr nicht das Buch des alten Ordol gelesen, als Ihr mit Iselle zusammen diese Briefe verschlüsselt habt?«, fragte Cazaril. »Er behauptet, dass die Götter und wir die ganze Zeit genau hier sind, gleichzeitig, nur um die Dicke eines Schattens voneinander entfernt. Wir müssen überhaupt keine Entfernung überbrücken, um zueinander zu gelangen.« Tatsächlich kann ich ihre Welt von hier aus sehen. Also hatte Ordol Recht. »Aber man kann die Götter zu nichts zwingen. Und das ist gerecht, denn sie können uns auch zu nichts zwingen.«
    »Ihr wechselt schon wieder das Thema.«
    »Was wollt Ihr morgen anziehen? Sieht es gut aus? Denkt daran, Ihr dürft die Braut nicht in den Schatten stellen!«
    Sie funkelte ihn wütend an.
    Oben auf der Galerie eilte Lady dy Baocia aus Iselles Gemächern und rief Betriz eine Frage zu, in der es nach Cazarils Verständnis um eine Vielzahl verschiedener Stoffe ging. Betriz winkte ihr zu und erhob sich widerstrebend. Als sie zur Treppe ging, sagte sie ein wenig schnippisch über die Schulter: »Nun, das mag ja stimmen, und Ihr mögt ja so verdammt sein, wie Ihr wollt. Aber wenn ich morgen vom Pferd geworfen werde und mir den Hals breche, kommt Ihr Euch hoffentlich wie ein Dummkopf vor!«
    »Viel mehr als nur ein Dummkopf«, murmelte er hinter dem Rascheln ihrer entschwindenden Röcke her. Seine Augen gaben den sonnenhellen Hof nur noch verschwommen wieder, und mit einer entschlossenen, heimlichen Bewegung seines Ärmels wischte er darüber.
     
    Der Hochzeitstag brach an, so schön wie erhofft. Auf dem vom Duft der Orangenblüten erfüllten Hof drängten sich so viele Leute, wie er nur fasste. Dann erschien Iselle oben an den Treppen der Galerie, begleitet von ihrer Tante und Betriz. Cazaril legte den Kopf in den Nacken und blinzelte glücklich. Die Kammerzofen hatten heroische Taten mit Seide und Satin vollbracht und Iselle in sämtliche Blautöne gekleidet, die einer Braut anstanden. Ihre blaue Marlotte war mit so vielen ibranischen Perlen besetzt, wie in Taryoon aufzutreiben waren, und sie waren zu einem Fries stilisierter Leoparden angeordnet. In all den prunkvollen Gewändern bewegte Iselle sich ein wenig steif, und als sie lächelte und die Treppen hinabstieg, erklang leiser Applaus. Ihr Haar schimmerte im Sonnenlicht wie ein Fluss voller Schätze. Ihre beiden kleinen Cousinen hielten die Schleppe, gelegentlich angeleitet von ihrer Mutter. Selbst der

Weitere Kostenlose Bücher