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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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wie auch die Feiernden mit glücklicher Zufriedenheit zu erfüllen. Das Essen war umso erstaunlicher, da es in nur zwei Tagen zusammengestellt worden war. Cazaril hegte den Verdacht, dass man Vorräte vom anstehenden Fest zum Tag der Tochter abgezweigt hatte. Doch er glaubte nicht, dass die Göttin es ihnen missgönnen würde. Sowohl Cazaril wie auch der Erzprälat waren wichtige Gäste und hatten Aufgaben auf dem Fest. Erst als nach dem Abendessen Musik gespielt wurde und der Tanz die jüngeren Leute hinaus auf die Höfe lockte, bot sich die Gelegenheit zu vertraulicher Unterredung. Und die beiden Männer, die Cazaril suchte, fanden nun ihn: Der Richter stand neben dem Erzprälaten und wirkte unruhig. Cazaril und er musterten einander aus den Augenwinkeln, während der Erzprälat sie eilig bekannt machte.
    »Lord dy Cazaril, darf ich Euch den Ehrenwerten Paginine vorstellen. Er dient der Gerichtsbarkeit in Ta ryoon …« Der Erzprälat senkte die Stimme. »Er sagt, Ihr wurdet von den Göttern berührt. Ist das wahr?«
    »Leider ja«, seufzte Cazaril. Paginine nickte und brachte damit deutlich ein Dacht-ich’s-mir zum Ausdruck. Cazaril sah sich um, doch es war schwer, ein abgeschiedenes Plätzchen zu finden. Schließlich landeten sie in einem winzigen Innenhof bei einem der Seiteneingänge des Palasts. Musik und Gelächter wurde durch die Luft des heraufdämmernden Abends zu ihnen getragen. Ein Diener entzündete Fackeln, die in Wandhaltern steckten, und kehrte dann ins Gebäude zurück. Über ihnen zogen hohe Wolken vor den ersten Sternen dahin.
    »Euer Amtsbruder, der Erzprälat von Cardegoss, weiß über mich Bescheid«, erzählte Cazaril dem Erzprälaten von Taryoon.
    »Oh.« Der Erzprälat blinzelte und wirkte sichtlich erleichtert. Cazaril fand, dass dieses Vertrauen fehl am Platze war, beschloss aber, dem Prälaten seine Illusionen nicht zu rauben. »Mendenal ist ein ausgezeichneter Mann.«
    »Der Wintervater hat Euch eine Gabe verliehen, wie ich sehe«, meinte Cazaril zum Richter. »Was für eine?«
    Ängstlich zog Paginine den Kopf ein. »Manchmal – nicht jedes Mal – erlaubt Er mir zu erkennen, wer im Saal vor meinem Justizrat lügt und wer die Wahrheit spricht.« Paginine zögerte. »Das ist nicht immer so nützlich, wie man annehmen möchte …«
    Cazaril stieß ein kurzes Lachen aus.
    Paginine blickte lebhafter drein, und seine Aura strahlte heller. Er lächelte. »Ah, Ihr versteht …«
    »O ja.«
    »Aber Ihr, Herr …« Paginine wandte sich mit besorgter Miene dem Erzprälaten zu. »Ich sagte ›von den Göttern berührt‹, doch das wird kaum dem gerecht, was ich sehe. Es tut beinahe weh, ihn anzuschauen! Seit mir die Fähigkeit zu sehen verliehen wurde, bin ich dreimal anderen Personen begegnet, die von den Göttern besucht wurden. Doch ich habe niemals jemanden wie ihn erblickt!«
    »Der heilige Umegat in Cardegoss meinte, ich gliche einer brennenden Stadt«, räumte Cazaril ein.
    »Das …« Paginine musterte ihn aus den Augenwinkeln. »Das ist gut ausgedrückt.«
    »Er war ein wortgewandter Mann.« War.
    »Was ist Eure Gabe?«
    »Ich, äh … ich glaube, ich selbst bin die Gabe. Für die Prinzessin Iselle.«
    Der Erzprälat fuhr sich mit der Hand an die Lippen; dann schlug er hastig das heilige Zeichen. »Das erklärt die Geschichten, die über Euch in Umlauf sind.«
    »Was für Geschichten?«, fragte Cazaril verblüfft.
    »Aber Lord Cazaril«, warf der Richter ein. »Was ist das für ein schrecklicher Schatten um die Prinzessin Iselle? Das ist nichts Göttliches! Seht Ihr es nicht auch?«
    »O ja. Dieses hässliche Etwas loszuwerden scheint meine gottgegebene Aufgabe zu sein. Ich glaube, es ist fast geschafft.«
    »Oh, welch eine Erleichterung!« Paginine sah glücklich aus.
    Am liebsten hätte Cazaril ihn beiseite genommen und über ihre gemeinsame Berufung geredet. Wie geht Ihr damit um? Der Erzprälat mochte ein frommer Mann sein, vielleicht ein guter Verwaltungsbeamter und womöglich ein studierter Theologe. Aber Cazaril hatte den Verdacht, dass er kein Verständnis für die Unannehmlichkeiten des Heiligen-Gewerbes aufbrachte. Paginines bitteres Lächeln sagte genug. Cazaril wollte sich mit ihm zusammen betrinken und Beschwerden austauschen.
    Zu Cazarils Verlegenheit verneigte sich der Erzprälat tief vor ihm und sagte mit ehrfürchtiger, gedämpfter Stimme: »Gesegneter Herr, gibt es irgendetwas, das ich für Euch tun kann?«
    Betriz’ Frage hallte in seinen Gedanken wider: Habt Ihr

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