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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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können? Es muss doch etwas geben!«
    »Ista meinte …«, begann Cazaril, hielt dann aber inne. Er war sich nicht sicher, ob er den beiden jungen Leuten erzählen sollte, was Ista ihm gesagt hatte. Das könnte Iselle auf Gedanken bringen …
    Unwissenheit ist nicht dasselbe wie Dummheit, aber am Ende führt sie zum gleichen Ergebnis, hatte Iselle geklagt. Es war inzwischen viel zu spät, um sie noch zu schützen. Durch den Zorn der Götter würde sie nun zur nächsten Königin Chalions werden. Und mit dem Recht zu herrschen kam die Pflicht zu beschützen – das Recht, Schutz zu erhalten, musste sie jedoch hinter sich lassen wie die Spielzeuge ihrer Kindheit. Selbst den Schutz vor bitteren Wahrheiten. Ganz besonders den Schutz vor der Wahrheit.
    Cazaril räusperte sich, um seine Kehle freizumachen. »Ista meinte, es gäbe einen anderen Weg.«
    Er richtete sich auf und ließ sich schwer auf den Stuhl sinken. Mit gebrochener Stimme und in schlichten, fast schonungslosen Worten, wiederholte Cazaril die Geschichte, die Ista ihm über Lord dy Lutez, König Ias und deren Vision von der Göttin erzählt hatte. Über die beiden dunklen, höllischen Nächte in den Kerkern des Zangres, mit dem gefesseltem Mann und dem Bottich eiskalten Wassers. Als er endete, waren seine beiden Zuhörer bleich und starrten ihn mir weit aufgerissenen Augen an.
    »Ich dachte … ich habe befürchtet … ich könnte derjenige sein«, sagte Cazaril. »Wegen der Nacht, in der ich mein Leben gegen Dondos Tod eintauschen wollte. Ich hatte Angst, dass ich derjenige sein könnte. Iselles dy Lutez, wie Ista mich genannt hat. Aber ich schwöre bei allen Göttern: Wenn ich der Meinung wäre, es könnte klappen, würde ich sofort mit euch beiden nach draußen gehen und mich im Brunnen im Innenhof ertränken lassen. Zweimal. Aber ich eigne mich jetzt nicht als Opfer. Mein zweiter Tod wird mein letzter sein, denn der Todesdämon wird mit meiner Seele und der Dondos davonfliegen, und ich sehe keine Möglichkeit, wie wir sie dann wieder in meinen Körper bekommen können.« Mit dem Handrücken rieb er sich die tränenfeuchten Augen.
    Bergon blickte auf seine frisch angetraute Ehefrau. Schließlich meinte er mit rauer Stimme: »Was ist mit mir?«
    »Wie bitte?«, sagte Iselle.
    »Ich bin hierher gekommen, um dich vor diesem Fluch zu retten. Der Weg dorthin ist offenbar ein wenig beschwerlicher, als wir uns vorgestellt haben. Ich habe keine Angst vor dem Wasser. Was wäre, wenn ihr mich ertränkt?«
    Cazaril und Iselle widersprachen entschieden. Iselle erklärte: »Das wurde schon einmal versucht, doch es hat nicht geklappt. Ich habe nicht die Absicht, einen von euch beiden zu ertränken, zu hängen oder irgendwas anderes Abscheuliches mit ihm zu tun. Niemals!«
    »Außerdem«, warf Cazaril ein, »besagten die Worte der Göttin: Ein Mann muss sein Leben dreimal für das Königshaus von Chalion aufgeben. Nicht ein Mann aus dem Haus Chalion.«
    So zumindest hatte Ista es ausgedrückt. Hatte sie ihre Vision wortgetreu wiedergegeben? Oder enthielten ihre Worte irgendein trügerisches Missverständnis? Nun, das spielte keine Rolle, solange sie Bergon von seinem entsetzlichen Vorschlag abbrachten. »Ich glaube nicht, dass man den Fluch von innen her aufheben kann. Andernfalls hätte Ias sich in das Fass tauchen lassen, nicht dy Lutez. Und die fünf Götter mögen mir vergeben – Ihr seid nun darin verstrickt, Bergon.«
    »Ich habe ohnehin ein schlechtes Gefühl dabei«, wandte Iselle ein und kniff die Augen zusammen. »Bei einem solchen Trick … Was habt Ihr mir noch mal erzählt, das der heilige Umegat Euch gesagt hatte? Als Ihr ihn gefragt habt, was Ihr tun solltet? Über tägliche Pflichten?«
    »Er meinte, ich solle einfach meinen täglichen Pflichten nachkommen, wie sie anfallen.«
    »Da hört ihr es! Die Götter sind gewiss noch nicht fertig mit uns.« Sie klopfte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Da fällt mir ein … meine Mutter lag zweimal im Kindbett für das Königshaus von Chalion. Sie erhielt niemals die Gelegenheit für eine dritte solche Probe. Das ist sicher eine Pflicht, die einem von den Göttern auferlegt wird!«
    Cazaril dachte an den verheerenden Schaden, den der Fluch anrichten konnte, wenn er sich auf die Gefahren einer Schwangerschaft und einer Geburt ebenso auswirkte wie auf den Verlauf von Ias’ und Oricos Schlachten. Ihm schauderte. Unfruchtbarkeit, wie in Saras Fall, war noch die kleinste der möglichen Katastrophen. »Bei den

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