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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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unbeabsichtigten Beleidigung. Es war doch unbeabsichtigt, oder?«
    »Das nehme ich an. Der Mann ist schlicht im Geiste und direkt in seinen Worten. Er wollte mit seinem Schreiben dazu beitragen, den Kanzler umzustimmen und auf die Seite der Prinzessin zu ziehen.«
    »Das Gegenteil ist wahrscheinlicher«, meinte Cazaril bedächtig. »Dy Jironal wird zu dem Schluss kommen, dass seine eigene Seite schnell an Unterstützung verliert und er rasch handeln muss, um dem entgegenzuwirken. Wann kann dy Jironal diesen weisen Rat von seinem Untergebenen erhalten haben?«
    Palli verzog den Mund. »Früh am gestrigen Morgen.«
    »Nun … Der Brief enthält nichts, was er bis dahin nicht auch schon aus anderen Quellen erfahren hat, nehme ich an.« Cazaril reichte den Befehl an Bergon weiter, der mit lebhaftem Interesse darauf wartete.
    »Dy Jironal ist also aus Cardegoss fort«, sagte I selle nachdenklich.
    Dy Baocia zupfte sich an der Lippe. »Wenn er mit so wenigen Männern aufgebrochen ist, muss er irgendwohin geritten sein, wo seine Kräfte sich sammeln. Irgendwo in unmittelbarer Nähe von Taryoon. Also entweder zu seinem Schwiegersohn, dem Herzog von Thistan, im Osten von uns, oder nach Valenda, nordwestlich von hier.«
    »Thistan liegt näher an Taryoon«, merkte Cazaril an.
    »Aber in Valenda hält er meine Mutter und meine Schwester als Geiseln«, sagte dy Baocia grimmig.
    »Jetzt nicht mehr als vorher«, wandte Iselle ein. Ihre Stimme war angespannt vor unterdrückter Sorge. »Und sie meinten, ich solle gehen, Onkel …«
    Bergon hörte aufmerksam zu. Der Prinz von Ibra war im Bürgerkrieg aufgewachsen, erinnerte sich Cazaril. Er mochte beunruhigt sein, doch er zeigte keine Anzeichen von Panik.
    »Ich denke, wir sollten dy Jironals Abwesenheit nutzen, geradenwegs nach Cardegoss gehen und von der Stadt Besitz ergreifen«, schlug Iselle vor.
    »Wenn wir schon einen derartigen Vorstoß unternehmen«, wandte ihr Onkel ein, »sollten wir zunächst Valenda einnehmen, unsere Familie befreien und unsere Basis sichern. Aber wenn dy Jironal eine Armee aufstellt, um Taryoon anzugreifen, möchte ich die Stadt nicht ungeschützt zurücklassen.«
    Iselle gestikulierte eindringlich. »Aber wenn Bergon und ich Taryoon verlassen, hat dy Jironal keinen Grund mehr für einen Angriff! Auch nicht auf Valenda. Ich bin es, die er will – die er in die Hände bekommen muss!«
    »Die Vorstellung, dass dy Jironal Eurer Kolonne auf der Straße auflauert, wenn Ihr in offenem Gelände und schutzlos seid, reizt mich auch nicht besonders«, hielt Cazaril dagegen.
    »Wie viele Männer kannst du entbehren, uns nach Cardegoss zu begleiten, Onkel?«, fragte Iselle. »Berittene. Die Fußsoldaten müssen so schnell folgen, wie sie nur können. Und wie rasch kannst du eine solche Truppe zusammenstellen?«
    »Bis morgen Abend kann ich fünfhundert Berittene mobilisieren, und tausend Mann zu Fuß am Tag darauf«, gestand dy Baocia ein wenig zögernd ein. »Meine beiden befreundeten Nachbarn könnten e benso viele Soldaten schicken, aber nicht so bald.«
    Cazaril nahm an, dass dy Baocia ohne große Verzögerung die doppelte Anzahl an Kämpfern bereitstellen könnte, würde er alles auf eine Karte setzen. Wenn der Augenblick der Entscheidung heranrückte, konnte zu große Vorsicht genauso verhängnisvoll sein wie zu großer Leichtsinn.
    Iselle verschränkte die Hände im Schoß und legte hitzig die Stirn in Falten. »Dann sorge dafür, dass die Männer sich bereit machen. Wir werden uns am Tochterstag zur Andacht und den Gebeten vor Morgengrauen versammeln und wie geplant an der Prozession teilnehmen. Onkel, Lord dy Palliar – bitte lasst sämtliche Berittene, die ihr auftreiben könnt, in sämtliche Richtungen ausschwärmen, um neue Informationen über dy Jironals Bewegungen zu sam meln. Dann warten wir ab, was wir bis morgen A bend an neuen Nachrichten haben, bevor wir die letztendliche Entscheidung treffen.«
    Die beiden Männer verneigten sich und eilten hin aus. Iselle bat Cazaril, noch einen Moment zu bleiben.
    »Ich möchte mich nicht mit meinem Onkel streiten«, sagte sie in zweifelndem Tonfall zu ihm. »Aber ich halte Valenda für eine Ablenkung. Was meint Ihr, Cazaril?«
    »Aus Sicht des Königs und der Königin von Chalion-Ibra ist es keine Position von strategischer Bedeutung. Egal, wer die Stadt hält.«
    »Dann soll es dy Jironals Kräfte binden, nicht die unseren. Aber ich fürchte, das wird meinem Onkel schwer beizubringen sein.«
    Bergon

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