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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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blickte Cazaril mit belustigt erhobenen Brauen von der Seite an. Leise flüsterte sie ihm zu: »Lupe? Euer Vorname ist Lupe ?«
    Cazaril erwiderte nichts. Ihre augenblickliche Situation lieferte ihm eine gute Entschuldigung für sein Schweigen – und das war auch gut so, denn seine Antwort wäre ohne Zweifel ziemlich verworren ausgefallen. Die Halle war dicht bevölkert von Höflingen und edlen Damen, rauschend und prächtig, und die Luft war schwer vor Parfümduft, Räucherwerk und Schweiß. In dieser Gesellschaft, so erkannte Cazaril unvermittelt, wirkte seine Garderobe tatsächlich zurückhaltend und bescheiden. In nüchternem Braun und Schwarz wäre er aufgefallen wie eine Krähe unter Pfauen. Selbst die Wände waren mit Rot und Brokat verkleidet.
    Auf einem erhöhten Podium am Ende des Saales saßen König Orico und seine Königin Seite an Seite auf vergoldeten Stühlen, behütet von einem Baldachin aus rotem Brokat, der von einer Goldborte umsäumt war. Orico sah an diesem Abend schon bedeutend besser aus. Er hatte sich gewaschen und saubere Kleidung angelegt, und seine schlaffen Wangen zeigten einen Hauch von Farbe. Auf schwerfällige, gesetzte Art und Weise wirkte er sogar beinahe königlich mit seinem goldenen Kronreif.
    Königin Sara war überaus elegant gekleidet, in farblich abgestimmte scharlachrote Gewänder. Sie saß betont aufrecht, beinahe steif auf ihrem Platz. Inzwischen war sie Mitte dreißig, und ihre einstige Schönheit schwand dahin und wirkte verbraucht. Ihr Gesichtsausdruck war ein wenig hölzern, und Cazaril fragte sich, was sie angesichts dieses königlichen Empfangs empfinden musste. Sara war unfruchtbar und daher an ihrer obersten Verpflichtung gegenüber Chalion gescheitert – wenn es an ihr lag. Schon als Cazaril sich vor Jahren im Umfeld des Hofes aufgehalten hatte, wurde gemunkelt, dass Orico nicht einmal ein uneheliches Kind zu Stande gebracht hatte, obgleich man damals diesen Mangel eher einer übermäßigen ehelichen Treue zuschrieb. Teidez’ Rangerhebung war für das königliche Paar zugleich das öffentliche Eingeständnis einer sehr persönlichen Tragödie.
    Nachein ander traten Teidez und Iselle auf das Podest zu. Zur Begrüßung tauschten sie geschwisterliche Handküsse mit dem König und der Königin, doch die gesamten förmlichen Küsse der Unterwerfung auf die Stirn, die Hände und die Füße wurden ihnen an diesem Abend nicht abverlangt. Jedem Mitglied ihres Gefolges wurde gleichfalls die Gunst gewährt, niederzuknien und die königlichen Hände küssen zu dürfen. Saras Hand war so kühl wie Wachs unter Cazarils Lippen.
    Cazaril stand hinter Iselle und spannte den Rücken, um durchzuhalten, als die königlichen Geschwister sich auf den Empfang einer langen Reihe von Höflingen vorbereiteten, von denen man keinen beleidigen durfte, indem man ihm eine persönliche Vorstellung oder eine Berührung verwehrte. Cazaril schnürte es die Kehle zu, als er das erste und vorderste Paar erkannte …
    Graf dy Jironal trug den vollständigen höfischen Ornat eines Großmeisters des Heiligen Ritterordens des Sohnes, unterschiedliche Lagen aus braunem, orangefarbenem und gelbem Stoff. Seit ihrer letzten Begegnung vor drei Jahren hatte dy Jironal sich nicht sehr verändert. Damals hatte Cazaril von ihm die Schlüssel von Gotorget empfangen, und im Stabszelt des Grafen war ihm der Oberbefehl über die Festung anvertraut worden. Der Mann war immer noch hager, sein Haar grau meliert, sein Blick kühl. Er wirkte angespannt vor zurückgehaltener Tatkraft, und es sah ihm ähnlich, dass er zu lächeln vergaß. Das breite Schwertgehänge, das über seine Brust lief, war reich mit Emaille und Juwelen geschmückt und zeigte die Symbole des Sohnes: Waffen, Tiere und Weinfässer. Die schwere, goldene Amtskette des Kanzlers von Chalion lag um seinen Hals. An den Händen trug er drei massige Siegelringe: Den seines eigenen reichen Hauses, das Siegel von Chalion und das des Ordens des Sohnes. Er trug keinen weiteren Tand an den Fingern; selbst die kostbarsten Edelsteine hätten diese beiläufige Zurschaustellung von Macht nicht beeindruckender gestalten können.
    Lord Dondo dy Jironal trug ebenfalls die Gewänder eines Großmeisters, in Blau und Weiß, den Farben der Tochter. Er war stämmiger als sein Bruder und besaß die wenig angenehme Neigung zum übermäßigen Schwitzen. Trotzdem strahlte auch er mit vierzig noch die seiner Familie eigene Energie aus. Von den neuen Ehrentiteln abgesehen, die

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