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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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aber ohne weitere Umschweife vor seinen Herrn und verbeugte sich. »Wie kann ich Euch zu Diensten sein, Herr?«
    »Umegat«, sagte Orico. »Ich wünsche, dass du dich nach draußen begibst und die erste heilige Krähe einfängst, die du siehst. Bring sie hierher. Du«, er wies auf den Pagen, »gehst als Zeuge mit ihm. Los jetzt! Rasch, rasch!« Drängend klatschte er in die Hände.
    Ohne die geringste Überraschung zu zeigen, verneigte sich Umegat erneut und eilte hinaus. Cazaril beobachtete dy Maroc, wie dieser dem Kanzler einen Mitleid erregenden, fragenden Blick zuwarf. Dy Jironal biss die Zähne aufeinander und beachtete ihn nicht.
    »Also«, meinte Orico, »wie arrangieren wir das Ganze? Ich weiß schon – Cazaril, Ihr stellt Euch an das eine Ende der Halle. Dy Maroc, Ihr stellt Euch an das andere.«
    Dy Jironals Augen bewegten sich, während er die Lage abschätzte. Mit einem leichten Nicken lenkte er dy Maroc an das Ende des Raumes mit dem offenen Fenster. Cazaril fand sich in das dunklere, abgeschlossene Ende verwiesen.
    »Ihr alle«, Orico zeigte auf Iselle und ihre Begleiter, »stellt Euch an die Seite, als Zeugen. Du, du und du auch!« Dies galt den Wachen und dem verbliebenen Pagen. Orico erhob sich ging um den Tisch herum, um das menschliche Tableau zu seiner völligen Zufriedenheit auszurichten. Dy Jironal blieb an seinem Platz sitzen und spielte mürrisch mit einer Schreibfeder.
    Sehr viel schneller, als Cazaril erwartet hätte, kehrte Umegat zurück. Unter einen Arm geklemmt trug er eine Krähe. Der Page sprang aufgeregt um ihn herum.
    »War das die erste Krähe, die ihr gesehen habt?«, fragte Orico den Jungen.
    »Ja, Herr«, antwortete der Page atemlos. »Sicher, der ganze Schwarm kreiste über Fonsas Turm, also nehme ich an, dass wir sechs oder acht gleichzeitig gesehen haben. Umegat hat sich einfach in den Hof gestellt, ganz ruhig, mit ausgestrecktem Arm und ge schlossenen Augen. Und dann kam dieser Vogel zu ihm geflogen und landete direkt auf seinem Ärmel.«
    Cazaril strengte die Augen an und versuchte zu erkennen, ob dem leise krächzenden Tier vielleicht zwei Schwanzfedern fehlten.
    »Ausgezeichnet!«, sagte Orico glücklich. »Umegat, jetzt möchte ich, dass du dich genau in die Mitte des Raumes stellst, und wenn ich das Zeichen gebe, lässt du die heilige Krähe fliegen. Wir werden sehen, auf welchen Mann sie zufliegt, und dann wissen wir Bescheid! Augenblick noch – jeder sollte im Herzen zuerst ein Gebet aufsagen und die Götter um Führung bitten.«
    Iselle sammelte sich, doch Betriz blickte auf. »Aber … Majestät! Was wissen wir dann? Soll die Krähe auf den Lügner zufliegen oder auf den Ehrlichen?« Sie musterte Umegat unverwandt.
    »Oh«, sagte Orico. »Hm, ja …«
    »Und was, wenn sie einfach nur im Kreis herumfliegt?«, sagte dy Jironal mit verärgertem Unterton.
    Dann wissen wir, dass die Götter ebenso verwirrt sind wie wir anderen hier auch, dachte Cazaril bei sich.
    Umegat streichelte seinen Vogel, um ihn zu beruhigen, und verbeugte sich leicht. »Da die Wahrheit den Göttern heilig ist, solltet Ihr die Krähe zu dem ehrlichen Mann fliegen lassen, Majestät.« Er schaute Cazaril nicht an.
    »Ah! Das ist ausgezeichnet! Macht weiter.«
    Cazaril drängte sich allmählich der Verdacht auf, dass Umegat ein feiner Sinn für bühnenreife Auftritte zu Eigen war: Der Tierpfleger stellte sich genau in die Mitte zwischen die beiden Beschuldigten; dann hielt er den Vogel auf dem Arm von sich und löste langsam die Hand, mit der er das Tier festhielt. Er stand einen Moment still, einen Ausdruck andächtiger Ruhe auf dem Gesicht. Cazaril fragte sich, was die Götter wohl mit der Kakophonie einander widersprechender Gebete anfingen, die ohne Zweifel in diesem Augenblick aus diesem Raum aufstieg. Dann stieß Umegat auch schon die Krähe in die Luft und ließ die Arme hängen. Der Vogel kreischte, spreizte die Flügel und fächerte einen Schwanz aus, an dem zwei Federn fehlten.
    Dy Maroc hielt die Arme erwartungsvoll weit ausgebreitet; er sah aus, als würde er darüber nachdenken, ob er das Tier auch aus der Luft schnappen durfte, wenn es an ihm vorüberflog. Cazaril war nahe dran, Caz, Caz zu rufen, um auf der sicheren Seite zu sein. Plötzlich aber wurde er von einer Art religiöser Neugierde überwältigt. Er kannte die Wahrheit bereits – was sonst konnte bei dieser Probe herauskommen? Also stand er still und gerade, mit halb geöffneten Lippen, und verfolgte mit verwirrter

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