Challenges (Beachrats: Teil 9) (German Edition)
dir dabei gedacht?«, fragte ich. »Du weißt es vielleicht nicht, aber du warst gerade kurz davor, eine in die Fresse zu bekommen.«
Er lachte natürlich und ich schaffte es auch nicht lange, ernst zu bleiben.
»Dieser Spaßvogel ist einer unserer Brüder, die mit Jeff zusammen in einem Reihenhaus wohnen«, erklärte ich. »Sean, das ist Chuck Jackson. Chuck, das ist Sean Kelly.«
»Schön, dich kennenzulernen«, sagte Chuck zu Sean.
»Was machst du überhaupt hier?«, fragte ich.
»Meeting«, antwortete Chuck. »Du weißt, dass ich für diese Firma arbeite?«
»Das wusste ich nicht.«
»Ja, klar«, murmelte er. »Ihr wollt bestimmt zu Kevin und Rick?«
»Ja, genau. Und zu diesem Sozialarbeiter, Tyrone Adams.«
»Viel Glück, Sean«, wünschte Chuck ihm.
»Danke.«
Wir stiegen im fünften Stock aus, aber Chuck fuhr noch weiter mit dem Aufzug.
»Hi, Alex. Hi, Sean«, begrüßte Mary Ann uns, als wir in Kevins Vorzimmer kamen. »Geht gleich rein. Sie warten auf euch.«
Ich warf einen Blick auf meine Uhr und es war genau fünf Minuten vor neun. Wir waren nicht zu spät.
Kapitel 6: Tyrone
Der Verkehr in der Stadt war wie immer grauenhaft und auf der Brücke zum Strand wurde es noch schlimmer. Ich schaffte es dennoch rechtzeitig zu Kevin und Rick.
»Hi, Tyrone«, begrüßten sie mich im Duett.
»Hi, Jungs.«
Auf dem Tisch stand ein kleines Tablett mit Gebäck und ein Eiskübel mit Wasser und Saft. Der Kaffee, der in einer Kanne daneben stand, roch frisch. Dankend nahm ich eine Tasse entgegen, verzichtete jedoch auf das Gebäck. Es sah verlockend aus, aber ich hatte meinem Arzt versprochen, ein paar Pfunde zu verlieren.
Einen Augenblick später kam Sean in das Büro, begleitet von einem anderen jungen Mann, an den ich mich von früheren Besuchen bei Kevin und Rick erinnerte. Als er mir sagte, dass er Alex Goodwin hieß, fühlte ich mich wie ein Idiot, weil ich mir diesen Namen nicht gemerkt hatte, aber ich traf so viele Kinder und Jugendliche.
Auf meinem Weg zu ihnen hatte ich am Telefon mit Kevin gesprochen und er hatte mir alles erzählt, was er mir über Sean sagen konnte.
Nachdem wir uns gesetzt hatten, eröffnete ich das Gespräch. »Also, hast du immer noch Suizidgedanken, Sean?«
Er wurde feuerrot.
»Es ist nichts, wofür man sich schämen muss«, sagte ich. »Wir sind nur froh, dass es nicht zum gewünschten Ergebnis geführt hat. Möchtest du uns erzählen, wie du es genau versucht hast?«
»Ich habe es nicht getan«, sagte er kaum hörbar. »Das war gelogen.«
Kevin, Rick und Alex sahen sich an. Sie sahen ein wenig geschockt aus.
»Du hast nicht versucht, dir das Leben zu nehmen?«, hakte ich nach.
»Nein, Sir«, gab er zu. »Das war gelogen, aber ich hatte gedacht, dass es sie dazu bringen würde, mich bei ihnen aufzunehmen, wenn ich es sage. Ich bin normalerweise eigentlich kein Lügner.«
Er sah Kevin und Rick hilfesuchend an.
»Ändert das eure Meinung darüber, dass ich hierbleiben kann?«
»Ich glaube nicht«, sagte Kevin.
Rick zögerte einen Moment, dann nickte er zustimmend. Ich konnte die Erleichterung in Seans Gesicht sehen.
»Erzähl uns etwas über die Situation bei dir zuhause«, bat ich ihn.
Er erzählte uns seine Geschichte und es war eine, die ich schon hunderte Male von Ausreißern gehört hatte. Er kam aus einer wohlhabenden Familie, die ihn eher als Störung empfand. Was Sachgüter anging, hatte er alles, was er brauchte und wahrscheinlich wollte, dafür mangelte es offensichtlich an Liebe und Zuneigung von Seiten seiner Eltern. Ich hatte genug Erfahrung, um zu wissen, dass ein fünfzehnjähriger Junge durchaus dazu in der Lage war, zu wissen, ob er schwul war oder nicht und ich dachte, dass seine Eltern es eigentlich auch wissen sollten.
Ich erklärte ihm die rechtliche Situation. Seine einzige Möglichkeit, in Newport Beach zu bleiben, bestand darin, von seinen Eltern die Erlaubnis dafür zu bekommen.
»Glaubst du, dass es im Bereich des Möglichen ist, dass sie dich hierbleiben lassen?«, fragte ich.
»Ich weiß es nicht«, sagte er und seufzte. »Vielleicht. Sie haben oft davon gesprochen, mich auf ein Internat zu schicken. Ich wüsste nicht, wie das hier so viel anders wäre.«
»Ich würde gerne mit ihnen reden. Lasst uns versuchen, sie ans Telefon zu bekommen.«
Seans Finger zitterten, als er die Nummer wählte. Vor mir sah ich einen kleinen, verängstigten Jungen. Auch wenn er wie ein Zwanzigjähriger aussah.
»Hallo, Mrs. Kelly«, sagte ich,
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