Chamäleon-Zauber
Roogna.«
»Roogna!« rief Bink. »Der Magierkönig der vierten Welle?«
»Ebendieser. Es sieht so aus, als habe er von hier aus regiert. Als er starb und die fünfte Welle Xanth eroberte, das war vor achthundert Jahren, da wurde dieses Schloß verlassen, und man hat es schon bald vergessen. Aber es war ein bemerkenswertes Gebäude. Der König hat seine Umgebung stark geprägt. Das
Schloß besitzt eine völlig eigene Persönlichkeit.«
»Ich erinnere mich«, sagte Bink. »Roognas Talent…«
»… war die Umwandlung magischer Kräfte nach seinem eigenen Willen«, sagte Trent.
»Eine recht subtile, aber wirkungsvolle Fähigkeit. Er war der Bezähmer aller Kräfte in seiner Umgebung. Er hat die magischen Bäume hier draußen gepflanzt, und er hat dieses Schloß erbaut. Während seiner Regentschaft war Xanth in völliger Harmonie mit seinen Bewohnern. Es war eine Art Goldenes Zeitalter.«
»Ja«, meinte Bink. »Ich hätte nie geglaubt, daß ich jemals diesen berühmten historischen Ort erblicken würde.«
»Es könnte gut sein, daß Sie mehr davon zu sehen bekommen, als Sie möchten«, erwiderte Trent. »Erinnern Sie sich daran, wie wir hierhergelockt wurden?«
»Es ist mir, als wäre es erst gestern gewesen«, sagte Bink und verzog dabei das Gesicht zu einer Grimasse.
»Warum sind wir hier hineingetrieben worden?« fragte Chamäleon.
Trent blickte sie lange an. »Ich habe den Eindruck, daß Ihnen dieser Ort ganz gut bekommt, Fanchon.«
»Lassen wir das mal«, antwortete sie. »Ich werde noch viel schöner werden, bevor wir fertig sind. Sei’s drum.«
»Sie ist Chamäleon«, sagte Bink. »Sie verwandelt sich von häßlich zu schön und wieder zurück, und ihre Intelligenz nimmt entsprechend zu und ab. Sie hat Xanth verlassen, um diesem Fluch zu entgehen.«
»Das würde ich nicht unbedingt als Fluch ansehen«, sagte der Magier. »Jedem das seine – zu seiner Zeit.«
»Sie sind ja auch keine Frau«, entgegnete sie bissig. »Ich habe nach dem Schloß gefragt.«
Trent nickte. »Nun gut, dieses Schloß braucht einen neuen Bewohner. Einen Magier. Es ist ziemlich wählerisch. Das ist auch der Grund, weshalb es schon seit so vielen Jahrhunderten brachliegt. Es will die Zeiten seines Ruhms auferstehen lassen. Folglich muß es einen neuen König von Xanth beherbergen.«
»Und Sie sind ein Magier!« rief Bink. »Deshalb hat alles Sie hierhergedrängt.«
»So sieht es aus. Dahinter steckt keine böse Absicht, nur ein unbändiges Bedürfnis. Ein Bedürfnis des Schlosses Roogna und ein Bedürfnis Xanths, nämlich danach, dieses Land wieder zu dem zu machen, was es sein könnte, zu einem wirklich wohlgeordneten und glorreichen Königreich.«
»Nur, daß Sie nicht der König sind«, warf Chamäleon ein.
»Noch nicht.« Er sagte es voller Entschiedenheit und Selbstbewußtsein.
Bink und Chamäleon blickten einander an, als sie begriffen, was geschehen war. Der Böse Magier war also wieder hervorgetreten, sofern er jemals überhaupt verschwunden gewesen sein sollte. Sie hatten über seine menschlichen Eigenschaften nachgedacht, über seinen vermeintlichen Seelenadel, und waren getäuscht worden. Er hatte vorgehabt, Xanth zu erobern, und nun…
»Niemals!« rief sie zornig. »Das Volk würde nie einen Verbrecher wie Sie dulden. Es hat nicht vergessen…«
»Also wissen Sie doch etwas über meinen früheren Ruf«, sagte Trent milde. »Ich meinte, Sie hätten gesagt, daß Sie noch nie von mir gehört hätten.« Er zuckte mit den Schultern. »Auf jeden Fall könnte es gut sein, daß die braven Bürger von Xanth vielleicht gar keine andere Wahl haben werden. Außerdem wäre es wohl nicht das erstemal, daß ein Verbrecher auf einem Thron säße«, fuhr er in ruhigem Ton fort. »Wenn sich die Macht dieses Schlosses, die wirklich erblich ist, mit meiner verbindet, dann werde ich vielleicht gar keine Armee brauchen.«
»Wir werden Sie daran hindern«, sagte Chamäleon grimmig.
Trent blickte sie abschätzend an. »Kündigen Sie hiermit das Abkommen?«
Nun zögerte sie. Das Ende des Abkommens würde sie beide Trents Macht ausliefern, sofern es stimmte, was er über dieses Schloß gesagt hatte. »Nein«, antwortete sie schließlich. »Aber wenn es einmal endet…«
Trent lächelte ohne jede Spur von Bösartigkeit. »Ja, man wird wohl zu einer Einigung kommen müssen. Ich hatte geglaubt, daß Sie mich meinen Weg ziehen lassen würden, wenn ich mit Ihnen das gleiche täte. Aber als ich gesagt habe, daß das Volk vielleicht
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