Chamäleon-Zauber
erschauerte.
»Sind Sie niemals von einer anziehenden Meerjungfrau oder einer Zentaurendame angezogen worden?« beharrte Trent.
»Nein!« Aber vor seinem inneren Auge erblickte er wieder die festen, schönen Brüste von Meerjungfrauen. Und er mußte an Cherie denken – hatte er sie wirklich nur aus Versehen berührt? Die Ehrlichkeit zwang ihn dazu, seine Behauptung zu korrigieren. »Na ja, vielleicht.«
»Und es hat sicherlich andere gegeben, die weniger Skrupel hatten als Sie«, fuhr Trent fort. »Unter gewissen Umständen hätte es doch dazu kommen können, nicht wahr? Nur so zur Abwechslung, vielleicht? Lungern die Jungen in Ihrem Dorf etwa nicht mehr am Rande des Zentaurengebiets herum, wie zu meiner Zeit?«
Ja, Jungen wie Zink und Jama und Potipher, Schläger und Taugenichtse, die das ganze Zentaurenlager in Aufruhr versetzt hatten. Auch daran mußte Bink denken. Das war ihm vorher noch nie in dieser Tragweite bewußt geworden. Natürlich waren sie losgezogen, um die barbusigen Stuten zu sehen. Und wenn sie eine davon vielleicht allein erwischten…
Bink merkte, daß er errötete. »Worauf wollen Sie hinaus?« fragte er und versuchte dabei, seine Verlegenheit zu überspielen.
»Nur darauf: Xanth muß Beziehungen – Entschuldigung, das war ein unglückliches Wort, muß Kontakt mit Mundania aufgenommen haben, und zwar schon lange vor der Zeit, über die uns die Aufzeichnungen berichten. Vor den Wellen. Denn nur in Mundania ist die menschliche Rasse in ihrer reinen Form vorhanden. Sobald ein Mensch seinen Fuß nach Xanth setzt, verändert er sich bereits. Er entwickelt magische Fähigkeiten, und seine Kinder entwickeln noch mehr, bis einige davon echte Vollblutmagier werden. Und wenn sie hierbleiben, dann werden sie unweigerlich zu magischen Wesen. Oder ihre Nachkommen.
Entweder indem sie die natürlichen Grenzen zwischen den Arten durchbrechen, oder indem sie sich zu Kobolden, Elfen, Riesen, Trollen entwickeln – haben Sie sich Humfrey einmal genau angesehen?«
»Er ist ein Gnom«, antwortete Bink, ohne nachzudenken. Dann: »O nein!«
»Er ist ein Mensch, und zwar ein guter, aber ist schon weit auf dem Weg zu etwas anderem fortgeschritten. Jetzt steht er auf dem Höhepunkt seiner Macht, aber seine Kinder, sofern er jemals welche bekommen sollte, könnten echte Gnome werden.
Ich vermute, daß er das auch weiß und aus diesem Grund nicht heiraten möchte. Und nehmen Sie einmal Chamäleon: Sie besitzt keine direkte Magie, weil sie selbst magisch geworden ist. Und so wird es schließlich der ganzen menschlichen Bevölkerung von Xanth einmal ergehen – sofern nicht ständig frisches Blut aus Mundania eingebracht wird. Der Schild muß abgeschafft werden! Man muß es den magischen Wesen von Xanth gestatten, sich frei nach draußen zu bewegen, um dort nach und nach wieder zu ihren ursprünglichen Arten zurückzukehren, sich zurückzuentwickeln. Es müssen neue Triebe hereinkommen.«
»Aber…« Bink merkte, wie er mit den Schrecken rang, die dieses Konzept für ihn barg. »Wenn es… wenn es schon immer einen Austausch gegeben hat, was ist dann aus den Menschen geworden, die vor Jahrtausenden hereingekommen sind?«
»Vermutlich gab es eine Zeitlang irgendein Hindernis, das diesen Austausch blockierte. Es könnte sein, daß Xanth etwa tausend Jahre lang eine echte Insel gewesen ist, auf der die Ursiedler gefangen waren, so daß sie sich völlig mit den dort vorhandenen Arten vermengten. Auf diese Weise entstanden dann vielleicht die Zentauren und andere Abarten. Unter dem Schild geschieht dies gerade aufs neue. Die Menschen müssen…«
»Genug!« sagte Bink, der bis auf die Grundfesten erschüttert und schockiert war. »Mehr kann ich nicht mitanhören.«
»Werden Sie die Kirschbomben entschärfen?«
Wie ein Blitzstrahl kehrte die Vernunft zurück. »Nein! Ich werde Chamäleon holen und gehen – und zwar jetzt.«
»Aber Sie müssen doch begreifen…«
»Nein.« Wieder schien der Böse Magier recht zu haben. Wenn Bink ihm noch länger zuhörte, dann war es um ihn geschehen – und um Xanth. »Was Sie da vorschlagen, ist eine Perversion. Es kann einfach nicht wahr sein. Ich kann es nicht glauben.«
Trent seufzte, und offenbar tat es ihm wirklich leid. »Na ja, einen Versuch war es ja wert, obwohl ich schon befürchtet habe, daß Sie ablehnen würden. Ich darf immer noch nicht zulassen, daß Sie dieses Schloß vernichten…«
Bink spannte seine Muskeln an, um aus dem Wirkungsbereich des Magiers zu
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