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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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nur ein paar Blätter auf einmal, damit er keinen Schaden erleidet. Verkauf das Metall so weit von hier, wie du kannst, oder laß das von einem Freund erledigen. Erzähle niemandem, woher dein Reichtum stammt. Heirate wieder – es wird eine gute Mitgift abgeben, und ich will, daß du glücklich bist und daß der Junge einen Vater bekommt.«
    »Don«, sagte sie, und in ihren Augen standen Tränen des Schmerzes und der Freude. »Jetzt, da du wieder hier bist, ist mir jedes Silber egal.«
    »Ich bin nicht wieder hier! Ich bin tot und komme nur als Schatten zurück, um dir von dem Baum zu erzählen. Nimm es an, verwende es, oder mein Kampf war vergebens. Versprich mir das!«
    »Aber…« fing sie an, dann sah sie seinen Gesichtsausdruck. »Also gut, Don, ich verspreche es. Aber ich werde niemals einen anderen Mann lieben!«
    »Meine Aufgabe ist erfüllt, meine Last abgelegt«, sagte Donald. »Noch einmal, Liebste.« Er beugte sich vor, um sie noch einmal zu
    küssen – und löste sich auf. Bink merkte, wie er die Frau eines anderen küßte.
    Sie merkte es ebenfalls und riß ihr Gesicht fort. »Äh, Entschuldigung«, sagte Bink entsetzt. »Ich muß jetzt gehen.«
    Sie starrte ihn plötzlich mit hartem Blick an. Alles, was ihr noch an Freude geblieben war, war nun durch das kurze Erscheinen ihres Mannes aufgezehrt worden. »Was schulden wir Ihnen, Fremder?«
    »Nichts, Donald hat mir das Leben gerettet, indem wir aus der Spalte geflogen sind, wo der Drache hinter uns her war. Das Silber gehört Ihnen. Ich werde Sie niemals wiedersehen.«
    Sie entspannte sich, sobald sie merkte, daß er ihr das Silber nicht wegnehmen würde. »Danke, Fremder.« Dann, plötzlich: »Sie könnten einen Teil des Silbers haben, wenn Sie wollen. Er hat mir gesagt, daß ich wieder heiraten soll…«
    Sie heiraten? »Ich besitze keine magischen Kräfte«, sagte Bink. »Ich werde ins Exil gehen müssen.« Es war die schonendste Art, nein zu sagen. Nicht alles Silber in Xanth würde ihm diese Situation hier schmackhaft machen können, auf keine Weise.
    »Bleiben Sie zum Essen?«
    Er war hungrig, aber so hungrig auch wieder nicht. »Ich muß weiter. Erzählen Sie Ihrem Sohn nichts von Donald; er war der Meinung, daß es dem Jungen nur weh tun könnte. Leben Sie wohl.«
    »Leben Sie wohl«, sagte sie. Einen kurzen Moment sah er die Schönheit, die Donald in ihr erblickt hatte, dann war auch das verloren.
    Bink drehte sich um und ging. Draußen kam eine wirbelnde Windhose auf ihn zu, ein Produkt der Magie des Jungen, gegen unliebsame Fremde gerichtet. Bink wich ihr aus und eilte davon. Er war froh, daß er dem Prospektor diesen Gefallen hatte tun können, aber er war auch erleichtert, daß es vorüber war. Es war ihm vorher noch nie so richtig klargeworden, was Armut und Tod für eine Familie bedeuten konnten.

4 Illusion
     
    Bink nahm seine Reise wieder auf – aber auf der falschen Seite der Schlucht. Wenn Donalds Gehöft doch nur auf der Südseite gelegen hätte!
    Es war seltsam, wie alle über die Schlucht Bescheid wußten und sie wie selbstverständlich hinnahmen – nur im Norddorf wußte niemand davon. War das vielleicht eine Verschwörung des Schweigens? Das war unwahrscheinlich, denn die Zentauren wußten offenbar auch nichts davon, und die waren gewöhnlicherweise immer sehr gut auf dem laufenden. Die Schlucht existierte schon mindestens zwei Jahre, da der Schatten sich dort so lange aufgehalten hatte, und wahrscheinlich noch viel länger, denn der Spaltendrache mußte sein ganzes Leben schon dort gewesen sein.
    Es mußte ein Zauber sein – ein Unwissenheitszauber, der bewirkte, daß nur die Leute, die in unmittelbarer Nähe der Schlucht lebten, von ihr wußten. Diejenigen, die fortgingen – vergaßen sie einfach. Offensichtlich hatte es in den letzten Jahren keinen freien Pfad mehr vom nördlichen ins südliche Xanth gegeben.
    Nun ja, das ging ihn eigentlich nichts an. Er mußte nur irgendwie drumherumgehen. Er wollte nicht noch einmal versuchen, sie zu durchqueren, denn es war nur einer unglaublichen Reihe von Zufällen zu verdanken, daß er noch lebte, und Bink wußte, daß der Zufall ein sehr unzuverlässiger Verbündeter war.
    Das Land hier war grün und hügelig, und die kopfhohen bonbongestreiften Farne wuchsen so dicht nebeneinander, daß es unmöglich war, sehr weit in die Ferne zu blicken. Es gab nun keinen ausgetretenen Pfad mehr, den er entlangschreiten konnte. Einmal verirrte er sich, offenbar war er von einem Abwehrzauber

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