Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
tun, daß er sein durchnäßtes, verwirrtes Selbst so bald wie möglich aus ihrer Gegenwart entfernte.
    »Das tust du wohl«, sagte sie und sprach dabei verblüffend normal. Er hatte irgendwie erwartet, daß sie distanzierter wäre.
    »Aber mein Leben ist nicht allzuviel wert. Ich besitze keine magischen Kräfte, und ich werde wohl aus Xanth vertrieben.«
    Bink hatte erwartet, daß sein Geständnis sie beunruhigen würde; er hatte es gemacht, um von vorneherein nicht unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zu handeln. Es konnte ja sein, daß sie ihn irrtümlicherweise für jemanden hielt, der von großer Bedeutung war. Aber ihre Reaktion überraschte ihn.
    »Bink, ich bin froh, daß du das gesagt hast. Es zeigt, daß du ein guter, ehrlicher Bursche bist. Die meisten magischen Talente sind sowieso völlig nutzlos. Was nützt es, einen rosa Fleck auf einer Wand erscheinen lassen zu können? Das mag zwar Magie sein, aber sie bewirkt nichts. Du hast mit deiner Kraft und deiner Intelligenz wesentlich mehr anzubieten als die überwiegende Mehrheit der Bürger.«
    Bink war erstaunt und beglückt von diesem unerwarteten und vermutlich auch unverdienten Lob. Was die Fleck-auf-der-Wand-Magie anbelangte, so hatte sie natürlich recht; das hatte er selbst auch schon oft gedacht. Natürlich war es eine Allerweltsaussage, die abwertender Art war und mit der man ausdrückte, daß jemand allenfalls Hinterwäldlermagie beherrschte. Es war also keine besonders differenzierte Bemerkung, aber sie bewirkte doch, daß er sich etwas wohler fühlte.
    »Komm«, sagte Iris und nahm ihn bei der Hand. Sie führte ihn über die Gangway auf die Pier und dann zum Hauptweg, der zu dem Palast führte.
    Der Duft der Blumen war beinahe betäubend. Rosen aller Farben gaben ihre Gerüche von sich, und Pflanzen mit schwertförmigen Blättern waren noch häufiger; ihre Blüten sahen aus wie vereinfachte Orchideen und leuchteten, genau wie die Rosen, ebenfalls in allen Farben. »Was sind das für welche?« fragte er.
    »Iris, natürlich«, sagte sie.

    Er mußte lachen. »Natürlich!« Schade, daß es keine Blumenart gab, die ›Bink‹ hieß.
    Der Weg führte durch eine blühende Hecke, schlängelte sich an einem Teich mit Springbrunnen vorbei und endete am üppig verzierten Säulenvorhof des Kristallpalasts. Es war also doch kein richtiger Diamant. »Komm in meinen Empfangsraum«, sagte die Zauberin lächelnd.
    Binks Füße zögerten. Er hatte schon einmal die Geschichte von der Spinne und der Fliege gehört. Hatte sie sein Leben nur gerettet, um…
    »Herrje!« rief sie. »Bist du etwa abergläubisch? Niemand wird dir etwas tun.«
    Sein Zögern schien unsinnig zu sein. Warum sollte sie ihn erst retten, um ihn dann reinzulegen? Sie hätte ihn auch ersticken lassen können, anstatt das Wasser aus ihm herauszupumpen; dann wäre das Fleisch genauso frisch geblieben. Oder sie hätte ihn fesseln und von den Seeleuten an Land bringen lassen können. Sie brauchte ihn nicht zu täuschen. Er war bereits in ihrer Gewalt – wenn dem wirklich so sein sollte. Aber trotzdem…
    »Ich sehe, daß du mir nicht vertraust«, sagte Iris. »Was kann ich denn tun, um dein Vertrauen zu gewinnen?«
    Dieses direkte Angehen des Problems beruhigte ihn nicht gerade. Und doch mußte er sich der Sache wohl stellen – oder in sein Schicksal vertrauen. »Sie… Sie sind eine Zauberin«, sagte er. »Sie haben anscheinend alles, was Sie brauchen. Ich… was wollen Sie dann noch mit mir?«
    Sie lachte. »Ich will dich jedenfalls nicht auffressen, da kannst du sicher sein!«
    Aber Bink konnte nicht lachen. »Manche Magie… manche Leute werden tatsächlich aufgefressen.« Er hatte wieder eine Vision von einer monströsen Spinne, die ihn in ihr Netz locken wollte. Wenn er den Palast erst einmal betreten hatte…
    »Also gut, dann setz dich hier in den Garten«, sagte Iris. »Oder wo immer du dich sicher fühlen magst. Wenn ich dich nicht von
    meiner Ehrlichkeit überzeugen kann, dann kannst du mein Boot nehmen und davonfahren. Das ist ja wohl fair, nicht wahr?«
    Es war zu fair, es führte dazu, daß er sich wie ein undankbarer Grobian vorkam. Nun kam Bink der Gedanke, daß die ganze Insel eine Falle sein könnte. Er konnte nicht bis zum Festland schwimmen – nicht bei all den Seeungeheuern –, und die Mannschaft der Yacht könnte ihn immer noch festhalten, wenn er versuchen sollte, zurückzusegeln.
    Na ja, Zuhören konnte ja nicht schaden. »Also gut.«
    »Nun, Bink«, sagte sie

Weitere Kostenlose Bücher