Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
abgelenkt worden. Einige der Bäume schützten sich vor Belästigungen, indem sie die Reisenden dazu brachten, einen Umweg zu machen, um ihnen auszuweichen. Vielleicht war es der Silbereiche dadurch gelungen, so lange unentdeckt zu bleiben. Wenn man an eine solche Baumgruppe geriet, so konnte es vorkommen, daß man weit fortgelenkt wurde oder andauernd im Kreis ging. Es war oft schwierig, aus einer solchen Falle wieder zu entkommen, denn man nahm sie nicht so ohne weiteres wahr; der Reisende dachte dann, daß er tatsächlich auch dort hinging, wo er hinwollte.
    Ein anderes Mal entdeckte er einen ausgezeichneten Pfad, der genau in die richtige Richtung führte, aber der war derart vorzüglich, daß er argwöhnisch wurde und ihn lieber mied. Es gab eine Menge Kannibalenpflanzen, die einen Weg sehr verlockend zu gestalten wußten, bis sich die Falle hinter einem schloß.
    So dauerte es drei Tage, bis er wirklich Fortschritte gemacht hatte, aber er war immer noch in guter Verfassung, wenn man von seiner Erkältung absah. Er fand ein paar Nasenfroh, die seine Nase freimachen halfen, und einen Pillendosenbusch mit Kopfschmerztabletten. In unregelmäßigen Abständen gab es auch Farbfruchtbäume, die grüne, gelbe, orange und blaue Früchte trugen. Er hatte das Glück, jede Nacht eine Unterkunft zu finden, weil er ganz offensichtlich ein recht harmloser Geselle war, aber manchmal mußte er auch ein paar Stunden dafür arbeiten. Die Menschen hier im Hinterland besaßen kaum Talente, ihre Magie war eher belangloser Art, und so lebten sie im Grunde ein mundanisches Leben und hatten immer etwas zu tun, bei dem ihnen Hilfe willkommen war.
    Schließlich senkte sich das Land zum Meer hinab. Xanth war eine Halbinsel, die niemals ordentlich kartographiert worden war, und zwar aus naheliegenden Gründen. Das bewies schon die Schlucht. Folglich kannte man seine genaue Größe nicht, und sie ließ sich vermutlich auch gar nicht richtig feststellen. Allgemein gesprochen, handelte es sich um ein Oval, das sich von Norden nach Süden erstreckte, und im Nordwesten durch eine schmale Landbrücke mit Mundania verbunden war. Wahrscheinlich war es früher einmal eine Insel gewesen und hatte die für Inseln typische Existenz entwickelt, die von Außeneinflüssen weitgehend unberührt blieb. Nun hatte der Schild diese Isoliertheit wiederhergestellt, indem er das Land an der Brücke mit seinem Todesvorhang abschirmte und jede Besatzung eindringender Schiffe sofort ausradierte. Damit noch nicht genug, machte die Sage von zahlreichen gefährlichen Seeungeheuern die Runde, die vor den Küsten lauerten. Nein, Mundania machte keine Invasionsversuche mehr.
    Bink hoffte, daß ihm das Meer gestatten würde, die Schlucht zu umgehen. Der Drache konnte wahrscheinlich nicht schwimmen, und die Seeungeheuer näherten sich dem Land fast gar nicht. Es mußte einen schmalen Abschnitt geben, in dem weder Drache noch Seeungeheuer eine Gefahr darstellten. Vielleicht ein Strand, den er entlangwandern konnte, so daß er ins Wasser entweichen mochte, wenn sich der Schrecken der Schlucht vom Land her näherte, und wo er vor den Gefahren des Meeres aufs Land flüchten konnte.
    Da lag er auch schon vor ihm: Ein wunderschöner Streifen weißen Sandes, der sich von einer Seite der Schlucht zur anderen erstreckte. Er konnte es kaum glauben, daß er so viel Glück haben sollte, aber er wollte lieber nicht allzulange darüber nachdenken.
    Bink rannte auf den Strand zu. Zehn Schritte lang war alles in Ordnung – dann verlor sein Fuß den Halt, berührte etwas Feuchtes, und er fand sich im Salzwasser wieder.
    Der Strand war eine Illusion. Er war in eine höchst einfache Falle geraten. Was war leichter und besser für ein Seeungeheuer, als sein Opfer auf einen Strand zu locken, der direkt in tiefem Wasser endete?
    Bink schwamm hastig auf die Küste zu, die er nun als felsigeÖde erkannte, an der sich die Wellen brachen. Es war ganz und gar kein sicherer Ort, um an Land zu gehen, aber es war seine einzige Wahl. Er konnte nicht zu dem ›Strand‹ zurück, auf dem er gekommen war, denn dieser schien nun nicht einmal mehr in der Illusion zu existieren. Entweder war er irgendwie über das Wasser getragen worden, oder er war geschwommen, ohne sich dessen bewußt zu werden. Jedenfalls war dies keine Art von Magie, mit der er noch nähere Bekanntschaft zu machen wünschte.
    Etwas Kaltes, Flaches und ungemein Kräftiges wickelte sich um einen seiner Knöchel. Bink hatte seinen Stab

Weitere Kostenlose Bücher