Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
sich von ihr in den Palast führen. Auch drinnen war er reich ausgestattet. Regenbogenfarbige Lichtstreifen fielen durch die Dachprismen, und die Kristallwände bildeten Spiegel. Das mochten Illusionen sein, doch er sah seine Widerspiegelung darin und merkte, daß er viel gesünder und mannhafter wirkte, als er sich fühlte.
    Anstelle von Stühlen oder Couchen waren in den Ecken weiche hübsche Kissen aufgebaut. Plötzlich fühlte Bink sich sehr müde. Er mußte sich unbedingt eine Weile hinlegen! Aber dann sah er vor seinem geistigen Auge das Skelett im Pinienwald. Er wußte nicht mehr, wie er sich fühlen durfte.
    »Jetzt wollen wir dir mal diese nassen Kleider ausziehen«, sagte Iris bekümmert.
    »Äh, die werden schon von alleine trocken«, sagte Bink, der sich nicht nackt vor einer Frau zeigen wollte.
    »Glaubst du, ich will meine Kissen ruinieren lassen?« fragte sie geradezu hausfrauenhaft. »Du bist im Salzwasser herumgetrieben, du mußt das Salz abspülen, bevor es anfängt zu jucken. Geh ins Bad und zieh dich um; dort wartet eine trockene Uniform auf dich.«
    Eine Uniform, die auf ihn wartete? Als wenn sie ihn erwartet hätte. Was konnte das bedeuten?
    Zögernd ging Bink davon. Das Badezimmer war angemessen palastartig. Die Wanne war so groß wie ein kleines Schwimmbecken, und die Kommode war von der eleganten Art, wie sie die Mundanier angeblich verwendeten. Fasziniert sah Bink zu, wie das Wasser im Becken umherkreiste und wie durch Magie in einem tieferliegenden Rohr verschwand.
    Es gab auch eine Dusche; ein Wasserstrahl wie bei einem Regen kam aus der erhöhten Öffnung und spülte ihn ab. Das war recht lustig, obwohl er sich nicht sicher war, daß er so etwas gerne täglich haben würde. Oben mußte irgendwo ein großer Wassertank sein, der den nötigen Druck für diese Geräte erzeugte.
    Er trocknete sich mit einem flauschigen Handtuch ab, das mit Blumenmustern (natürlich Iris) geschmückt war.
    Die Kleider hingen an einem Haken hinter der Tür: eine prinzenhafte Robe und Knickerbocker. Knickerbocker? Na ja, wenigstens waren sie trocken, und hier im Palast würde ihn schon keiner damit sehen. Er zog die Uniform an und trat in die reichverzierten Sandalen, die auf ihn warteten. Er befestigte sein Jagdmesser und versteckte es unter seinem Umhang.
    Nun fühlte er sich schon besser, aber seine Erkältung wurde immer schlimmer. Sein Kratzen im Hals war einer laufenden Nase gewichen; er hatte zuerst gedacht, daß dies nur an der Reizung durch das Salzwasser gelegen haben konnte, doch das erwies sich nun als Irrtum. Er wollte nicht andauernd die Nase hochziehen, aber er besaß auch kein Taschentuch.
    »Hast du Hunger?« fragte Iris aufmerksam, als er herauskam. »Ich mache dir ein Bankett.«
    Bink war allerdings hungrig, denn seit er die Schlucht entlanggegangen war, hatte er nur sehr sparsam aus seinem Verpflegungsbeutel gelebt. Nun war sein Beutel von Salzwasser durchtränkt; das würde es schwieriger machen, in Zukunft die Verpflegung zu sichern.
    Er lag halb versunken in den Kissen und hatte seine Nase hochgelegt, damit sie nicht ständig tropfte. Ab und zu wischte er sie heimlich mit einer Kissenecke ab, wenn es gar nicht anders ging. Er döste ein wenig, während sie sich in der Küche zu schaffen machte. Nun, da er wußte, daß alles nur Illusion war, erkannte er auch, warum sie so viel körperliche Arbeit selbst tun mußte. Die Seeleute und die Gärtner waren ein Teil dieser Illusion; Iris lebte allein. Also mußte sie sich auch selbst bekochen. Die Illusion konnte ihr ein schönes Aussehen bescheren, die Konsistenz und den Geschmack verändern, aber sie würde sie nicht vor dem Verhungern retten.
    Warum heiratete Iris nicht oder tauschte ihre Fähigkeiten gegen eine fähige Hilfskraft? Viel Magie war äußerst unpraktisch und zu kaum etwas zu gebrauchen, doch ihre Magie war ungewöhnlich. Jeder konnte in einem Kristallpalast leben, wenn er mit dieser Zauberin zusammenwohnte. Bink war sich sicher, daß viele Leute das mögen würden. Der Schein war ja ohnehin oft wichtiger als die Wirklichkeit. Und wenn sie dafür sorgen konnte, daß gewöhnliche Kartoffeln schmeckten wie ein Festbankett und Medizin wie Süßigkeiten – o ja, das war wirklich ein Talent, das sich vermarkten ließ!
    Iris kam mit einer dampfenden Platte zurück. Sie hatte sich eine Hausfrauenschürze angezogen, und ihre kleine Krone war verschwunden. Sie sah jetzt weniger königlich und wesentlich weiblicher aus. Sie stellte alles

Weitere Kostenlose Bücher