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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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auf einen niedrigen Tisch, und sie setzten sich mit gekreuzten Beinen einander gegenüber auf die Kissen.
    »Was möchtest du?« fragte sie lächelnd.
    Bink wurde wieder nervös. »Was gibt es denn?«
    »Was immer du willst.«
    »Ich meine – in Wirklichkeit?«
    Sie zog eine Schnute. »Wenn du es unbedingt wissen willst: gekochten Reis. Ich habe einen Sack mit hundert Pfund von dem Zeug, den ich aufkriegen muß, bevor die Ratten hinter das Geheimnis der illusionären Katze kommen, die ich dort als Wachposten aufgestellt habe, und alles wegknabbern. Ich könnte natürlich dafür sorgen, daß die Rattenköttel wie Kaviar schmecken, aber das wär' mir nicht so lieb. Aber du kannst alles haben, was du willst – absolut alles.« Sie atmete tief durch.
    Jedenfalls hatte er diesen Eindruck – und sie schien das nicht nur auf das Essen zu beziehen. Zweifellos war sie hier auf dieser Insel ziemlich einsam und begrüßte es, Besuch zu empfangen. Die örtlichen Bauern mieden sie vermutlich – dafür würden ihre Frauen schon sorgen! –, und Ungeheuer gaben keine besonders gute Gesellschaft ab.
    »Drachensteak«, sagte er. »Mit scharfer Sauce.«
    »Der Mann hat Mut«, murmelte sie und hob die silberne Haube hoch. Das reiche Aroma dampfte hervor, und da lagen zwei gegrillte Drachensteaks in scharfer Sauce. Sie legte eins davon routiniert auf Binks Teller und das andere auf ihren eigenen.
    Zweifelnd schnitt Bink sich ein Stück ab und probierte es. Es war das beste Drachensteak, das er je gegessen hatte – was allerdings nicht viel heißen wollte, da Drachen sich nur sehr selten erlegen ließen; er hatte erst zweimal welches gegessen. Es galt allgemein als Binsenweisheit, daß mehr Menschen von Drachen verspeist wurden als Drachen von Menschen. Und die Sauce – er mußte nach dem Glas Wein greifen, das sie ihm gefüllt hatte, um die Schärfe zu löschen. Aber es war eine köstliche Schärfe, die einen sehr aromatischen Nachgeschmack hatte.
    Trotzdem hatte er immer noch Zweifel. »Oh… würde es Ihnen vielleicht etwas ausmachen…«
    Sie zog eine Grimasse.
    »Nur einen Augenblick!«
    Das Steak löste sich in langweiligen Kochreis auf und wurde dann wieder zu Drachenfleisch.
    »Danke«, sagte Bink. »Es ist immer noch ein bißchen schwer, daran zu glauben.«
    »Noch etwas Wein?«
    »Ah, berauscht der?«
    »Nein, leider nicht. Man kann ihn den ganzen Tag trinken, ohne etwas zu merken, es sei denn, man läßt sich von der eigenen Einbildungskraft berauschen.«
    »Freut mich zu hören.« Er nahm das elegante Glas entgegen und nippte an der funkelnden Flüssigkeit. Er hatte das erste Glas viel zu schnell heruntergestürzt, um auf den Geschmack zu achten. Vielleicht war es ja in Wirklichkeit Wasser, aber es schien ausgezeichneter blauer Wein zu sein, wie er zu Drachenfleisch allgemein empfohlen wurde, vollmundig und mit lieblichem Aroma. Genau wie die Zauberin selbst.
    Zum Nachtisch gab es selbstgebackene Schokoladenstreuselkekse, die leicht angebrannt waren. Diese Einzelheit machte das Ganze so realistisch, daß er seinen Unglauben kaum noch aufrechterhalten konnte. Sie verstand offensichtlich etwas vom Kochen und Backen, sogar in der Illusion.
    Sie räumte das Geschirr ab und kehrte zurück, um ihm auf den Kissen Gesellschaft zu leisten. Nun trug sie ein Nachthemd mit weitem Ausschnitt, und er sah mehr als deutlich, wie wohlgeformt sie war. Natürlich konnte das auch eine Illusion sein – aber wenn es sich genauso anfühlte, wie es aussah, wer wollte sich dann beschweren?
    Dann tropfte seine Nase beinahe auf das einladende Nachthemd, und er riß sie mit einem Ruck hoch. Er hatte ein bißchen zu genau hingesehen.
    »Bist du unglücklich?« fragte sie voll Mitgefühl.
    »Oh, nein, meine Nase… sie…«
    »Nimm doch ein Taschentuch«, sagte sie und reichte ihm eins, das mit reichen Rüschen verziert war.
    Bink haßte es, ein solches Kunstwerk dafür zu benutzen, um sich seine Nase zu schnauben, aber das war immer noch besser, als die Kissen zu beschmieren.
    »Äh, kann ich noch irgend etwas tun, bevor ich gehe?« fragte er verlegen.
    »Du denkst zu kleingeistig«, sagte Iris und lehnte sich mit ernstem Gesichtsausdruck vor, wobei sie wieder tief durchatmete. Bink spürte, wie er vom Halsansatz aufwärts rot wurde. Sabrina schien sehr weit fort zu sein – und außerdem würde sie sowieso nie so etwas anziehen.
    »Ich habe es Ihnen doch gesagt… Ich muß zu dem Guten Magier Humfrey, um meine Magie zu finden… oder ins Exil

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