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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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Rechner, Philipp hatte sein Laptop aufgeklappt, und sie lasen dieselben Nachrichten, Meldungen und Berichte. Die Blogs und Foren halfen ihnen wenig, dort gab man sich als Insider und allwissend. Philipp ging es darum, ob der angeblich in England etablierte Champagner-Fonds funktionierte, wie er sich entwickelte und was er für die Anleger abwarf. Erstaunlicherweise waren die Nachrichten ausgezeichnet. Sie waren so gut, dass alle Fondsanteile überzeichnet waren und der Kurs stieg. Nach Aussage verschiedener Banken schien es eine rege Nachfrage zu geben. Die Rendite war gut, das Agio für die Ausgabe zwar am oberen Limit, aber wer sein investiertes Kapital zurückforderte, bekam es sofort ausgezahlt, das war kulant und gehörte nicht zu den Vereinbarungen.
    Der Name des britischen Fondsmanagers, Goodhouse, sagte Philipp nichts, er war in der Weinwelt unbekannt. Thomas entdeckte Goodhouse vielmehr in Zusammenhang mit Transaktionen in London – den Kommentaren nach war er ein geschätzter Investmentbanker, der bereits andere Fonds mit Erfolg geleitet hatte und anscheinend mit Champagner ein risikoarmes Geschäft entdeckt hatte.
    Thomas’ Wirtschaftsenglisch hatte im Studium gewonnen, er kannte die wichtigen Fachtermini wie Steuerbilanz, Verlustbeteiligungen, Entnahmen und Kontrollen, es half ihnen, die Texte zu verstehen. Für den britischen Fonds waren sogar die Namen der Mitglieder des Beirats aufgeführt, der die Kontrolle ausübte. Auch diese Namen sagten Philipp nichts, und sie tauchten nirgends im Internet wieder auf. Alles in allem gewann Philipp den Eindruck, dass es sich um eine seriöse Geldanlage handelte. Obwohl von Deutschland, Belgien oder Holland nicht die Rede war, lehnte Philipp sich nach diesen Informationen einigermaßen beruhigt zurück. Die Anleger, wie er den Blogs entnommen hatte, waren voll des Lobes. Nur – wenn alles im Lot war,wieso war dann Langer aus dem Rhythmus? Oder trieb ihn etwas ganz anderes um?
    Es war Thomas, der ihn noch spät in der Nacht auf die Idee brachte, Helena einzuladen, als Philipp ihr elterliches Weingut am Kaiserstuhl erwähnte.
    »Du kochst für sie, für uns vielmehr, du weißt ja, Liebe geht durch den Magen, das gilt auch für kochende Männer. Ich kann sie dann ausfragen, vielleicht nimmt dir das deine Vorbehalte gegen die Lehre. Und ich räume hinterher die Küche auf.«
    Philipp sah ihn an, als würde ihm jemand erzählen, bei Discountern gäbe es guten Champagner.
    »Wirklich, Papa, ich wische auch die Fliesen.«
     
    An diesem Nachmittag fuhr Philipp früher als sonst nach Hause, um das Essen vorzubereiten. Er würde mit Champagner kochen. Er hasste es, wenn zum Kochen schlechte oder billige Weine verwendet wurden, oder gar der abgestandene Reste aus der bereits vor einer Woche geöffneten Pulle. Auch das Perlhuhn, eigens im Delikatessenladen von Gustav Brock in der Apostelnstraße gekauft, war seinen Preis wert. Viel lieber jedoch, als in teuren Geschäften einzukaufen, war es Philipp, wenn er das, was sein Garten hergab, auf den Tisch brachte, die Produkte seiner Subsistenzwirtschaft, wie Thomas es ironisch nannte, oder »zurück zum Kleinbauerntum«. Und auf einmal wollte der Bengel Weinbauer werden? Wer verstand die Welt?
    Als sie aus dem Wagen stieg – die Abendsonne schmeichelte ihr und legte einen feinen Schimmer auf ihr kastanienbraunes Haar   –, hätte Philipp sie am liebsten in seine Arme gezogen. Unschlüssig, wie sie mit der neuen Privatheit umgehen sollten, beließen sie es beim Händeschütteln.
    Sie sah großartig aus, trug helle Jeans, darüber eine bunt bedruckte Bluse, einen feinen Silberschmuck an einer Kette im Halsausschnitt und halbhohe Sandalen. Selbstverständlichwollte sie das Haus anschauen, sie war schließlich eine Frau. Philipp hingegen empfand die Besichtigungstouren seiner Gäste als Unsitte. Wenn er eingeladen war, hielt er sich zurück. Wie die Gästetoilette gekachelt war, bemerkte er spätestens, wenn er sie benutzte. Und was ging es ihn an, welche Tagesdecke auf dem Ehebett lag und ob sie zu den Gardinen passte? Klarheit, Funktionalität und Bequemlichkeit waren die Maximen, denen er bei der Einrichtung des Hauses gefolgt war.
    »Sie bewohnen im Obergeschoss zwei Zimmer?«, fragte sie Thomas.
    »Wollen Sie die etwa auch sehen?«, gab Thomas erstaunt zurück, und Philipp rutschte das Herz in die Hose. Das Chaos, das sein Sohn innerhalb von fünf Minuten in jedem Raum anrichtete, konnte nur Loriot übertreffen.

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