Champagner und Stilettos
um neun angefangen.«
»O Gott. Das tut mir ja so leid, Margaret. Aber ich kann das alles aufklären. Geben Sie mir bloß fünf Minuten. Ich rufe Sie sofort zurück.«
Brooke wartete die Antwort nicht ab. Sie beendete den Anruf und scrollte sich durch ihr Telefonverzeichnis bis zu Rebeccas Nummer. Geh ran , betete sie stumm, während es durchläutete, und atmete erleichtert auf, als sie Rebeccas Stimme hörte.
»Rebecca? Hi. Hier ist Brooke Alter.«
Kurzes Schweigen. »Oh, hi! Wie geht’s?«
»Mir geht’s gut, aber gerade hat Margaret angerufen und gefragt, wo ich bleibe, und da wir doch für heute die Schicht getauscht haben …« Bevor sie noch irgendwas nicht wiedergutzumachendes Unfreundliches sagte, hielt Brooke lieber den Mund.
»Ja, stimmt, so war es eigentlich gedacht gewesen«, sagte Rebecca munter mit honigsüßer Stimme, »aber ich hab dir eine Nachricht hinterlassen, dass es bei mir jetzt doch nicht geht.«
Brooke fühlte sich, als hätte sie jemand geohrfeigt. Sie hörte einen jungen Mann im Wohnzimmer der Suite Entzückensschreie ausstoßen und hätte ihn am liebsten umgebracht, egal, um wen es sich handelte. »Du hast mir eine Nachricht hinterlassen?«
»Na klar. Mal überlegen, heute ist Sonntag … hmm, das müsste dann Freitag gewesen sein, am frühen Nachmittag.«
»Freitagnachmittag?« Da war Brooke gegen zwei zum Flughafen aufgebrochen. Demnach hatte Rebecca sie auf dem Festnetz angerufen und eine Nachricht auf den Anrufbeantworter zu Hause gesprochen. Ihr wurde immer flauer im Magen.
»Ja, jetzt weiß ich es wieder. Das muss so gegen Viertel nach zwei, halb drei gewesen sein, weil ich da gerade Brayden vom Kindergarten abgeholt hatte, und dann hat Bill angerufen und gefragt, ob wir am Sonntag zu so einer Art Familientreffen zu meinen Schwiegereltern fahren könnten. Seine Schwester und ihr Mann wollten nämlich herfliegen, mit dem Baby aus Korea, das sie gerade adoptiert haben, und na ja –«
»Verstehe«, fiel Brooke ihr ins Wort und nahm ein weiteres Mal alle Willenskraft zusammen, um Rebecca nicht zur Schnecke zu machen. »Okay, danke, dann wäre das geklärt. Tut mir leid, wenn ich mich jetzt ausklinke, aber ich muss auf der Stelle Margaret zurückrufen.«
Brooke hörte noch »Tut mir echt leid« aus dem Hörer, bevor sie auf den roten Knopf drückte.
Verfluchter Mist. Das war noch übler als gedacht. Sie zwang sich, die gefürchtete Nummer zu wählen, um sich nicht eine Sekunde mehr als nötig von diesem grandiosen Tag verderben zu lassen.
Margaret ging beim ersten Klingelzeichen ran. »Hallo?«
»Margaret, es tut mir unbeschreiblich leid, aber offenbar hat es da ein Riesenmissverständnis gegeben. Ich hatte mit Rebecca ausgemacht, dass sie heute für mich einspringt – Sie wissen hoffentlich, dass ich Sie niemals einfach so im Stich lassen würde –, aber anscheinend ist ihr in letzter Minute etwas Dringendes dazwischengekommen. Sie hat mir wohl eine Nachricht hinterlassen, aber ich hab sie nicht –«
»Brooke.« Es klang unüberhörbar betrübt.
»Margaret, ich weiß, dass Ihnen das schreckliche Unannehmlichkeiten bereitet, und es ist mir entsetzlich peinlich, aber Sie müssen mir glauben, wenn –«
»Tut mir leid, Brooke. Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt, angesichts der ganzen Budgetkürzungen sitzt man mir im Nacken, was die Leistungen meiner Mitarbeiter angeht. Das betrifft auch die Fehlzeiten.«
Brooke war vollkommen klar, was hier ablief. Sie wurde gefeuert und war wie gelähmt vor Schreck; das Einzige, was ihr durch den Kopf ging, war: Bitte sprich es nicht aus! Solange du es nicht aussprichst, ist es nicht in der Welt. Bitte nicht jetzt. Bitte nicht! Bitte nicht! Bitte nicht!
Stattdessen sagte sie: »Ich glaube, ich verstehe nicht so ganz.«
»Brooke, ich bitte Sie zu kündigen. Meiner Meinung nach lassen sich Ihre häufigen Fehlzeiten nicht mit Ihren Verpflichtungen hier in der Klinik vereinbaren. Sie räumen Ihrem Privatleben ganz offensichtlich den Vorrang ein, weswegen ich Sie nicht länger für geeignet halte.«
Der Kloß in ihrer Kehle erstickte sie beinahe, und sie spürte eine einzelne, heiße Träne über ihre Wange rinnen. Für diese Todsünde würde die Visagistin sie mit Sicherheit übel zusammenstauchen.
»Sie halten mich nicht länger für geeignet?« Ihre Stimme verriet, dass sie weinte. »Ich habe bei den Patientenbeurteilungen die besten Ergebnisse des gesamten Teams erzielt. Ich habe in meinem Uni-Jahrgang mit dem
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