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Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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trichterte Brooke sich ein, während sie die Schlüsselkarte in den Schlitz an der Tür einführte. Heute Abend geht es nur um Julian. Nicht mehr und nicht weniger. Dieser Abend würde sie für alle Verletzungen ihrer Privatsphäre, den Terminhorror und den Rummel um ihr Leben entschädigen. Ganz egal, was noch kommen mochte – ein neues, fieses Gerücht über Julian und andere Frauen, ein peinliches Paparazzo-Foto, ein angeblich »hilfreich« gemeinter, in Wirklichkeit hässlicher Kommentar von jemandem aus Julians Truppe –, sie war entschlossen, diesen bedeutsamen Abend bis zur letzten Sekunde auszukosten. Diesen Abend, von dem ihre Mutter vor ein paar Stunden in den höchsten Tönen geschwärmt hatte, so etwas erlebe man nur einmal im Leben, und sie solle ihn voll und ganz genießen. Genau das werde ich tun, schwor Brooke sich.
    Sie marschierte in die Suite und lächelte eine der Assistentinnen an – wer wollte die mittlerweile noch auseinanderhalten –, die sie ohne ein Wort der Begrüßung unverzüglich auf einen Schminkstuhl verfrachtete. Die Nervosität, die wie eine feuchte Decke über dem Raum lag, hieß noch lange nicht, dass der Abend selbst nicht grandios werden würde. Sie gedachte nicht, sich von der Hektik im Vorfeld unterkriegen zu lassen.
    »Zeitcheck!«, kreischte eine der Assistentinnen. Eine nervige Stimme und dazu noch der starke New Yorker Akzent.
    »Zehn nach eins!« »Kurz nach eins!« »Ein Uhr zehn!«, erschallten drei weitere Stimmen gleichzeitig, alle mit leicht panischem Unterton.
    »Okay, Leute, kommt in die Gänge! Wir haben noch eine Stunde und fünfzig Minuten, und soweit ich das sehe« – sie machte einen übertriebenen Schwenk durch den Raum und saugte sich mit dem Blick an Brooke fest – »sind wir hier nicht mal annähernd auf einem präsentablen Stand.«
    Brooke hob die Hand – mit äußerster Vorsicht, um die zwei Damen, die an ihren Augen herumpinselten, nicht zu irritieren – und winkte die Assistentin zu sich her.
    »Ja?«, fragte Natalya merklich gereizt.
    »Wann erwarten Sie Julian zurück? Ich muss noch etwas mit –«
    Natalya reckte ihre so gut wie nicht vorhandene Hüfte zur Seite und konsultierte ein schickes Klemmbrett aus Acryl. »Mal sehen, er ist gerade mit seiner Entspannungsmassage fertig und auf dem Weg zur Wärmerasur. Er sollte um Punkt zwei wieder hier sein, aber er muss unbedingt noch zum Schneider, damit das Kragenproblem geklärt wird.«
    Brooke schenkte dem armen, geplagten Ding ein liebreizendes Lächeln und beschloss, die Sache anders anzugehen. »Sie sind bestimmt gottfroh, wenn das heute vorbei ist. So wie es aussieht, hatten Sie bisher keine Sekunde zum Verschnaufen.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass ich scheiße aussehe?«, blaffte Natalya zurück und griff automatisch nach ihrer Frisur. »Weil, wenn es so ist, dann sagen Sie’s doch einfach.«
    Brooke seufzte. Wieso erwischte man diese Leute bloß immer auf dem falschen Fuß? Vor nicht mal einer Viertelstunde hatte sie allen Mut zusammengenommen und Leo gefragt, ob ihre edle Absteige in Beverly Hills nicht genau das Hotel war, in dem Pretty Woman gedreht worden war, woraufhin er sie angeschnauzt hatte, Besichtigungstouren solle sie gefälligst in ihrer Freizeit unternehmen.
    »Das habe ich ganz und gar nicht gemeint. Ich weiß bloß, dass das heute der nackte Wahnsinn ist, und ich finde, Sie haben das alles super im Griff.«
    »Na, irgendwer muss ja«, sagte Natalya und zog ab.
    Beinahe hätte Brooke sie zurückgepfiffen und gefragt, ob sie schon mal was von guten Manieren gehört hätte, doch dann fiel ihr der Reporter vom New York Magazine wieder ein, der alles aus drei Metern Entfernung beobachtete und ihnen in den Stunden bis zum Beginn der Grammys leider Gottes mit offizieller Genehmigung auf den Fersen bleiben durfte, weil er für einen Sonderbeitrag seiner Zeitschrift über Julian Material sammelte. Leo hatte irgendeinen Deal ausgehandelt, der dem Reporter im Gegenzug für die Titelstory eine Woche lang uneingeschränkten Zugang zu Julian gewährte. Von dieser Woche waren jetzt vier Tage um, und die angestrengten Versuche von Julians gesamter Entourage, mit permanentem Honigkuchengegrinse zu suggerieren, dass ihr Job das reinste Zuckerschlecken war, hätten nicht mal ein unschuldiges Kleinkind überzeugt. Wann immer Brooke einen flüchtigen Blick von dem Reporter – der im Übrigen durchaus nett zu sein schien – erhaschte, überkamen sie Mordfantasien.
    Es war schon

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