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Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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belästige, aber sind Sie nicht Brooke Alter?«
    Bei der Nennung ihres Namens sog Brooke scharf die Luft ein. Im Augenblick wäre ihr ein Erschießungskommando lieber gewesen als eine weitere Unterhaltung.
    Die Frau hielt ihr die Hand hin, und Brooke erkannte sie sofort: eine hoch angesehene und enorm berühmte Film- und Fernsehdarstellerin, über die sie alles, aber auch wirklich alles wusste, angefangen bei den Rollen, die sie über die Jahre in romantischen Komödien gespielt hatte, bis hin zu der Horrorgeschichte mit ihrem Mann, der sie, als sie im sechsten Monat schwanger war, für eine mit knapper Not volljährige Profi-Tennisspielerin verlassen hatte. Völlig sinnlos, so zu tun, als wüsste sie nicht, dass sie Carter Price vor sich hatte. Das wäre das Gleiche, wie Jennifer Aniston oder Reese Witherspoon nicht zu erkennen. Lächerlich.
    »Ja, ich bin Brooke«, sagte sie so leise und matt, dass selbst sie die Traurigkeit heraushören konnte.
    »Ich bin Carter Price. Ach herrje … Jetzt geht es mir erst auf … Oh, es tut mir so leid …«
    Brookes Hände schossen fahrig zu ihrem Gesicht hoch. Carter bedachte sie mit einem so eindringlich mitfühlenden Blick – da musste irgendwas Furchtbares dahinterstecken.
    »Sie haben das alles gehört, was diese blöden Kühe verzapft haben, oder?«
    »Ich, äh, ich weiß nicht recht …«
    »Sie dürfen auf die Meinung von solchen Leuten nichts geben! Das sind engstirnige, beschränkte, alberne Menschen, die glauben, sie wüssten zumindest annähernd, wie es ist, wenn eine Ehe sich komplett in der Öffentlichkeit abspielt, dabei haben sie keinen blassen Schimmer. Von nichts.«
    Holla! Nicht das, was sie erwartet hatte, aber höchst willkommen.
    »Danke«, sagte Brooke und nahm das Taschentuch, das Carter ihr hinhielt. Ja nicht vergessen, Nola zu erzählen, dass Carter Price mir ein Taschentuch gegeben hat , dachte sie und ärgerte sich im nächsten Moment über diesen völlig idiotischen Gedanken.
    »Ich weiß schon, wir kennen uns ja gar nicht«, sagte Carter. »Aber ich wünschte, mir hätte damals jemand gesagt, dass es tatsächlich mit der Zeit besser wird. Jede Geschichte, so anrüchig oder scheußlich sie auch sein mag, ist irgendwann vom Tisch. Die Geier wollen mit immer neuem Elend gefüttert werden, also bleiben Sie einfach cool und verweigern Sie jeden Kommentar, dann wird es besser, ganz bestimmt.«
    Vor lauter Anstrengung, die Tatsache zu verarbeiten, dass da Carter Price vor ihr stand und im Vertrauen über ihren Ex sprach – den vermutlich umwerfendsten, begabtesten, höchstgeachteten Schauspieler ihrer Generation –, vergaß Brooke völlig zu antworten.
    Erst als Carter sich nach einer offenbar sehr langen Pause wieder zum Spiegel umwandte, einen nicht vorhandenen Augenring mit ihrem Abdeckstift bearbeitete und sagte: »Ach Gott, das geht mich ja eigentlich gar nichts an, oder?«, erwachte sie aus ihrer Erstarrung.
    »Nein! Das war sehr, sehr hilfreich und wirklich sehr nett von Ihnen«, sagte Brooke, sich wohl bewusst, dass sie wie ein unbedarfter Teenager klang.
    »Hier«, sagte Carter und reichte Brooke ihr noch volles Glas Champagner. »Das haben Sie nötiger als ich.«
    Unter allen anderen Umständen hätte Brooke höflich abgelehnt, doch an diesem Abend war sie mit dem Top-Filmstar völlig einer Meinung und leerte es mühelos auf einen Schluck. Und hätte wer weiß was für ein weiteres gegeben.
    Carter nickte beifällig. »Es kommt einem vor, als säße die ganze Welt bei einem zu Hause auf dem Sofa, und jeder gibt seinen Senf dazu.«
    Gott, was war sie nett! Und so normal! Wie oft hatte Brooke mit Nola darüber spekuliert, ob es Carters Zanksucht oder ihre verpfuschte Busenoperation gewesen war, die ihren Ex in die Arme der Tennisspielerin getrieben hatte. Schuldbewusst nahm Brooke sich vor, nie wieder so fies über jemanden zu urteilen, den sie gar nicht kannte.
    »Ja, genau«, sagte sie und hieb zur Bekräftigung mit der Handfläche gegen das Waschbecken. »Und das Schlimmste ist, sie denken, es stimmt alles. Einfach automatisch davon auszugehen, dass jeder Mist, der da gedruckt wird, auch wahr ist, das ist echt albern.«
    Carter stutzte und neigte fragend den Kopf. Im nächsten Moment dämmerte es ihr. »Ach so, das war mir nicht klar.«
    »Was war Ihnen nicht klar?«
    »Dass Sie denken, er hätte nichts Böses getan. Herzchen, diese Fotos …« Sie schluckte. »Ich weiß, es bricht einem das Herz – glauben Sie mir, ich habe das alles

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