Champagner und Stilettos
schon durchgemacht –, aber es bringt nichts, sich etwas vorzumachen.«
Es war, als hätte Carter ihr einen Faustschlag in den Magen versetzt. »Hören Sie, ich habe die Bilder noch gar nicht selbst gesehen, aber ich kenne meinen Mann, und ich –«
Die Tür zum Waschraum flog auf, und eine junge Frau in einem eleganten Etuikleid mit einem Bluetooth-Headset und einem Namensschild an einer Kordel um den Hals stand auf der Schwelle. »Carter? Wir müssen Sie schleunigst zu Ihrem Platz bringen.« Sie sah zu Brooke hin. »Sind Sie Brooke Alter?«
Brooke nickte nur und betete innerlich, dass die Frau nicht auch noch etwas über Julian absondern würde. Für heute war ihr Bedarf an Meinungsäußerungen gedeckt.
»Ich soll Ihnen von Julians Manager ausrichten, dass Julian schon hinter die Bühne musste. Sie sollen Ihren Platz einnehmen, er schickt dann jemanden zu Ihnen, bevor Julian dran ist.«
»Danke«, sagte sie, einerseits erleichtert, dass sie Leo und Julian los war, andererseits nervös, weil sie nun allein in die Höhle des Löwen vordringen musste.
Die Sorge konnte sie sich sparen. »Ich begleite Sie beide jetzt hinein, wenn Sie so weit sind.«
Carter blickte kurz zu Brooke und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. »Wir sind so weit«, sagte sie und hakte Brooke unter. »Nicht wahr?«
Nicht zu fassen. Binnen einer einzigen Minute hatte eine der berühmtesten Schauspielerinnen der Welt die Meinung kundgetan, dass Brookes Mann sie betrog, um dann Arm in Arm mit ihr durch das Gewühl zu schlendern, als wären sie schon Gott weiß wie lange befreundet. Die Verwirrung, der Anflug von Übelkeit und das allgemeine Unbehagen mussten ihr deutlich vom Gesicht abzulesen sein. Als die Dame mit dem Namensschild Brooke ihren Platz in den vierten Reihe zeigte, beugte Carter sich vor und wisperte: »Es war ausgesprochen nett, Sie kennenzulernen. Und Sie überleben das, ich versprech’s Ihnen. Wenn ich das geschafft habe, schafft es jeder. Und was die Show jetzt angeht, nicht vergessen: Lächeln, lächeln und nochmals lächeln. Die Kameras da sind den ganzen Abend auf Sie gerichtet und warten bloß auf einen Zusammenbruch, aber den Gefallen tun Sie ihnen nicht, okay?«
Brooke schüttelte den Kopf und verspürte den übermächtigen Wunsch, auf einen Zauberknopf zu drücken und im nächsten Moment in ihrer Lieblingsjogginghose mit Nola und Walter zu Hause auf dem Sofa zu fläzen. Stattdessen nahm sie ihren Platz ein. Und lächelte.
Sie grinste sich wie besessen durch den Spott und Spaß von Jimmy Kimmels Begrüßungsworten, Carrie Underwoods Auftritt, den gemeinsamen Song von Justin Timberlake und Beyoncé, eine vorab aufgezeichnete Videomontage und eine schräge kleine Nummer von Katy Perry. Ihre Wangenmuskeln begannen schon zu pochen, als das Mädchen neben ihr, eine von den Kardashians, schätzte sie, obwohl sie nie wusste, wer da wer war und wofür sie berühmt waren, sich zu ihr hinbeugte und sagte: »Nur zu Ihrer Information, Sie sehen heute Abend echt scharf aus. Lassen Sie sich von den Bildern ja nicht unterkriegen.«
Die ganze Geschichte war ihr schon völlig unfassbar vorgekommen, als sie vorhin bloß allein mit Julian in dem Hotelzimmer hockte, aber das hier jetzt? Das war nicht zum Aushalten.
Sie hörte den Conferencier eine Werbepause ankündigen, und bevor sie dem Mädchen etwas antworten konnte, tauchte Leo am Ende ihrer Reihe auf, duckte sich, um niemandem die Sicht zu versperren, und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Es muss wirklich schlimm um dich stehen, wenn du dich freust, ihn zu sehen , dachte sie. Lächelnd, immer weiter lächelnd trotz eines seltsamen Schwindelgefühls, ließ Brooke das mutmaßliche Kardashian-Mädel links liegen, stieg unter höflichen Entschuldigungen über diverse Beine hinweg (war sie da gerade um ein Haar auf Seals Schoß gelandet?) und folgte Leo zu dem Bereich links von der Bühne, von dem aus man das Geschehen aus nächster Nähe beobachten konnte.
»Wie geht’s ihm?« Herrgott, wenn ihr das doch egal sein könnte – aber nachdem sie Julian und sein Lampenfieber bestens kannte, hatte sie unwillkürlich Mitleid mit ihm. Trotz allem, was vorgefallen war, erinnerte sie sich mit einem Mal wieder an die zahllosen Gelegenheiten, bei denen sie seine Hand gehalten, ihm den Rücken massiert und ihm versichert hatte, es würde alles super laufen.
»Er hat bloß ungefähr siebzehn Mal gespuckt, also schätze ich mal, wir können loslegen.«
Sie funkelte Leo an, der gerade
Weitere Kostenlose Bücher