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Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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einem blutjungen Mädchen auf den Hintern starrte. »Echt?«
    »Es geht ihm gut. Ist ein bisschen nervös, aber sonst gut. Der mischt heute alle auf.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde erspähte sie Julian neben einer persönlichen Assistentin, die aufmerksam dem Knopf in ihrem Ohr lauschte, nickte und Julian leicht in die Schulter puffte, woraufhin er und seine Bandkollegen rasch Position an ihren Instrumenten bezogen. Durch den geschlossenen Vorhang war Jimmy Kimmel zu hören, der das Publikum während der Werbepause mit Witzchen bei Laune hielt. Auf dem Monitor in der Kulisse lief der Countdown – noch zwanzig Sekunden –, und Julian umklammerte das Mikrofon mit bebenden Fingern.
    Genau in dem Moment, als Brooke dachte, sie könne es keine Sekunde länger aushalten, kündigte Jimmy Kimmel Julian an, der Vorhang hob sich und gab den Blick auf eine unvorstellbar große, tobende Menschenmenge frei. Wie wollte Julian sich bei diesem Höllenlärm Gehör verschaffen? Doch dann begann der Schlagzeuger mit einem sanften Tapp-Tapp-Tapp , der Gitarrist spielte ein paar melancholische Töne, und Julian hielt sich das Mikro an die Lippen und sang die Worte, die ihn berühmt gemacht hatten. Seine sanfte Stimme hallte durch die Arena und ließ das Publikum fast augenblicklich verstummen. Brooke traf sie wie ein elektrischer Schlag.
    Und versetzte sie zurück zu jenem milden Dienstagabend, an dem sie im Nick’s zum ersten Mal »For the Lost« von Julian gehört hatte, nachdem er schon ihre liebsten Coverversionen sowie zwei oder drei eigene Songs gespielt hatte. Doch bei »For the Lost« bekam Brooke immer noch eine Gänsehaut. Seitdem war sie bei zahllosen Auftritten dabei gewesen, aber hier zu erleben, wie ihr Mann sich vor Millionen von Menschen die Seele aus dem Leib sang, das traf sie völlig unvorbereitet.
    Dem Gefühl nach waren nur Sekunden vergangen, als die Menge in tosenden, johlenden Applaus ausbrach. Julian verbeugte sich, wies dankend auf seine Bandkollegen und war auch schon von der Bühne, das Mikro noch in der Hand. Seine Augen glänzten, er jubilierte, bebte vor Aufregung und Stolz, solch stürmischen Beifall von seinesgleichen und seinen Idolen zu ernten, und kam mit ausgebreiteten Armen auf Brooke zu.
    Sie wich zurück. Er machte ein Gesicht, als hätte ihn jemand geschlagen.
    »Komm mit«, sagte er und nahm sie bei der Hand. Hinter der Bühne herrschte ein Riesengetümmel, alle wollten Julian gratulieren und ihrer Bewunderung Ausdruck verleihen, doch er führte Brooke mit festem Griff in seine Garderobe, machte die Tür hinter ihnen zu und strahlte sie an.
    Brooke fixierte ihn. »Wir müssen über diese Bilder reden. Es ist kein guter Zeitpunkt dafür, ich weiß, aber ich halte die Ungewissheit nicht länger aus. Wenn du wüsstest, was die Leute alles sagen … was ich mir schon alles angehört habe …«
    »Sch-sch«, sagte er und legte ihr einen Finger auf die Lippen. »Das werden wir alles bereden und klären. Aber erst mal genießen wir das hier und lassen die Champagnerkorken knallen! Leo hat uns für nachher eine Einladung zu Ushers Party im Geisha House verschafft, und ich sag dir, das wird der Wahnsinn.«
    Hunderttausend Bilder schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf. Auf allen waren Reporter und Blitzlichter zu sehen, plus ein nicht enden wollender Reigen verschmähter Frauen mit ungebetenen Ratschlägen zu der Frage, wie man eine solche Erniedrigung am besten überlebte. Sie wollte Julian sagen, dass sie die Wahrheit wissen musste, und zwar jetzt, doch da klopfte es.
    Keiner von ihnen rief »herein«, was Leo nicht weiter störte. Er hatte Samara dabei. Beide nahmen Brooke ins Visier.
    »Hey, Brooke, alles okay?«, fragte Samara ohne eine Spur von Anteilnahme.
    Brooke ließ ein künstliches Lächeln sehen.
    »Hört zu, CBS will ein Sofortinterview zu dem Auftritt.«
    »Samara –«, setzte Julian an.
    »Mit euch beiden «, fiel Leo ihm ins Wort. Es klang, als teile er ihnen das Datum ihrer Hinrichtung mit.
    »Nicht im Ernst, oder?«
    »Ich weiß, Julian, und es tut mir leid, aber ich muss leider darauf bestehen, dass du da hingehst. Es bleibt Brooke überlassen, ob sie mitkommt« – Samara legte eine bedeutungsvolle Kunstpause ein und sah Brooke an –, »aber in meiner offiziellen Eigenschaft sei hiermit gesagt, dass alle Verantwortlichen von Sony es überaus schätzen würden, wenn sie das täte. Offensichtlich herrscht großes Interesse bezüglich dieser Bilder. Ihr zwei müsst euch

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