Champagner und Stilettos
und –«
Er geriet ins Stocken, wartete weiter darauf, dass sie etwas sagte und ihn von sich selbst erlöste, aber es blieb bei dem stummen Tränenstrom.
So vergingen ein, zwei Minuten, dann sagte er: »Baby, weinst du? Ach Rook, es tut mir so, so schrecklich leid.«
»Ich hab die Bilder gesehen«, flüsterte sie. Sie wusste, dass sie weiterreden und ihn danach fragen musste, aber irgendwas in ihr wollte es immer noch lieber nicht genau wissen.
»Brooke, sie sehen viel schlimmer aus, als es in Wirklichkeit war.«
»Hast du die Nacht mit der Frau verbracht?« Ihr Mund fühlte sich an wie eine alte Wollsocke.
»Es war nicht so, wie du denkst.«
Schweigen. Die Stille in der Leitung hatte fast so etwas wie ein Eigenleben. Sag, dass es alles ein Riesenmissverständnis war , betete sie stumm, ein abgekartetes Spiel, von den Reportern so hingedreht. Er blieb still.
»Na okay«, hörte sie sich sagen. »Dann ist das wohl geklärt.« Das letzte Wort kam halb erstickt heraus.
»Nein! Brooke, ich … ich hab nicht mit ihr geschlafen. Ich schwöre es dir.«
»Sie ist um sechs Uhr morgens aus deinem Zimmer raus.«
»Ich sag dir doch, Brooke, wir haben nicht miteinander geschlafen.« Er winselte fast.
Endlich fiel der Groschen. »Das heißt, du hast nicht richtig mit ihr geschlafen, aber irgendwas ist schon vorgefallen, ja?«
»Brooke …«
»Ich muss wissen, was war, Julian.« Es war zum Kotzen, ihren Gatten wie einen Schuljungen zur Rede zu stellen, nur um rauszufinden, welche Körperteile wie involviert gewesen waren.
»Es ging bis zum Ablegen der Kleidung, aber danach sind wir einfach weggeknackt. Es ist nichts passiert, ich schwör’s dir, Brooke.«
Bis zum Ablegen der Kleidung . Was für eine merkwürdige Ausdrucksweise. So distanziert. Bei der Vorstellung, wie Julian mit einer anderen nackt im Bett lag, kam ihr die Galle hoch.
»Brooke? Bist du noch dran?«
Seine Worte rauschten an ihr vorbei. Sie hielt das Handy vom Ohr weg und betrachtete das Display, von dem ihr Julian, Wange an Wange mit Walter, entgegenblickte.
Sie blieb noch ein Momentchen sitzen, sah sich Julians Bild an und lauschte dem Auf und Ab seiner Stimme. Dann holte sie tief Luft, hielt sich das Handy vor den Mund und sagte: »Julian, ich lege jetzt auf. Bitte ruf nicht wieder an. Ich will meine Ruhe.« Bevor sie noch der Mut verließ, schaltete sie das Handy aus, nahm die Batterie heraus und verstaute beides getrennt voneinander in der Nachttischschublade. Für den Abend war genug geredet.
15
Kein Duschheuler
»Sollen wir nicht doch noch mit reinkommen, bloß auf ein paar Minuten?«, fragte Michelle und beäugte die SUV s mit den getönten Scheiben, die den gesamten Straßenblock säumten.
»Ist nicht nötig«, gab Brooke so entschieden wie möglich zurück. Auf der zweistündigen Autofahrt von Philadelphia nach New York hatte sie reichlich Zeit gehabt, ihren Bruder und seine Frau bezüglich Julian auf den neuesten Stand zu bringen. Auf dem letzten Stück durch Manhattan hatten die beiden dann angefangen, die Sorte von Fragen über Julian zu stellen, auf die sie sich noch keine Antworten zurechtgelegt hatte.
»Wir könnten dir wenigstens helfen, durch die Tür zu kommen«, sagte Randy. »Ich wollte immer schon mal einem Paparazzo eins auf die Mütze geben.«
Brooke lächelte zähneknirschend. »Danke, ihr zwei, aber ich krieg das schon hin. Die hocken hier vermutlich seit den Grammys rum, und ich schätze mal, so schnell werden sie das Feld nicht räumen.«
Randy und Michelle sahen einander skeptisch an. »Nein, ganz im Ernst«, setzte Brooke nach. »Ihr habt noch mindestens drei Stunden Fahrt vor euch, und es wird langsam spät, also macht euch auf die Socken. Ich geh das letzte Stück zu Fuß und lasse sie, wenn sie aus den Autos hechten, hocherhobenen Hauptes links liegen. Ohne auch nur ›Kein Kommentar‹ zu sagen.«
Randy und Michelle wollten zu einer Hochzeit in den Berkshire Mountains und reisten schon ein, zwei Tage früher an, um erstmals ohne die Kleine Urlaub zu machen. Brooke musterte ein weiteres Mal verstohlen Michelles beneidenswert flachen, straffen Bauch und schüttelte staunend den Kopf. Ein wahres Wunder, nachdem die sonst eigentlich schlanke, kompakte Michelle sich in der Schwangerschaft in einen völlig formlosen Klumpen verwandelt hatte. Brooke hätte gedacht, dass es Jahre dauern würde, bis sie ihre alte Figur wiederhatte, doch gerade mal vier Monate nach Ellas Geburt sah sie fitter aus denn je.
»Na
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