Champagner und Stilettos
gut«, sagte Randy und zog zweifelnd die Augenbrauen hoch. Er fragte Michelle, ob sie in Brookes Wohnung noch schnell auf die Toilette gehen wolle.
Brooke stöhnte innerlich auf. Sie brauchte dringend ein paar Minuten ganz für sich allein, bevor Nola kam und das Verhör in die zweite Runde ging.
Michelle verneinte, und Brooke atmete erleichtert auf. »Wenn das mit dem Verkehr so weitergeht, sollten wir wirklich bald los«, sagte Michelle. »Und du kommst bestimmt zurecht?«
Brooke setzte ein strahlendes Lächeln auf und umarmte sie. »Versprochen. Alles im supergrünen Bereich. Und ihr seht zu, dass ihr so viel wie möglich schlaft und trinkt, okay?«
»Wahrscheinlich verschlafen wir die komplette Hochzeit«, murmelte Randy und beugte sich zum Fahrerfenster hinaus, um Brookes Abschiedsküsschen entgegenzunehmen.
Im Nu ging ein Blitzlichtgewitter auf sie nieder. Der Mann in dem marineblauen Kapuzenpulli und den Khakihosen, der da von der anderen Straßenseite aus völlig ungeniert losknipste, hatte sie – als Einziger – offenbar doch entdeckt, obwohl ihre Wohnung noch fast einen ganzen Block entfernt war.
»Wow, der ist aber ganz schön auf Zack«, sagte Brookes Bruder und verrenkte sich halb den Hals, um den Typen genauer zu begutachten.
»Kommt mir irgendwie verdächtig bekannt vor. Wetten, binnen der nächsten vier Stunden sind wir online beim Küssen zu sehen, mit der Unterschrift ›Schneller Trost mit neuem Lover‹ oder so«, sagte Brooke.
»Kein Wort davon, dass ich dein Bruder bin?«
»Äußerst unwahrscheinlich. Genauso wie die unbedeutende Tatsache, dass deine Frau neben dir im Wagen sitzt. Gut möglich, dass sie da einen flotten Dreier draus machen.«
Randy rang sich ein mattes Lächeln ab. »Schöne Scheiße, Brooke. Tut mir leid, wegen der ganzen Chose.«
Sie drückte seinen Arm. »Mach dir meinetwegen weiter keine Sorgen. Genießt euren Ausflug!«
»Ruf an, wenn du irgendwas brauchst, okay?«
»Mach ich«, sagte sie mit so viel aufgesetzter Fröhlichkeit, dass sie selbst staunen musste. »Fahrt schön vorsichtig!« Sie winkte ihnen nach, bis sie um die Ecke waren, dann steuerte sie zügig auf den Eingang zu, kam allerdings keine drei Meter weit. Von dem ersten Knipser aufgescheucht, stoben nun die anderen Fotografen aus ihren SUV s und scharten sich wild schnatternd direkt vor Brookes Haustür zusammen.
»Brooke! Warum haben Sie Julian zu keiner After-Show-Party begleitet?«
»Brooke! Haben Sie Julian an die Luft gesetzt?«
»Wussten Sie, dass Ihr Mann eine Affäre hat?«
»Warum ist Ihr Mann noch nicht wieder zu Hause?«
Gute Frage , dachte Brooke. Das wüsste ich auch gerne . Sie hielten ihr die Kameras unter die Nase und plärrten ihr ins Gesicht, doch sie würdigte sie keines Blickes, sondern tat total cool, bis die Aufzugtüren sich hinter ihr und vor den unablässig aufzuckenden Blitzlichtern schlossen.
In der Wohnung war es gespenstisch still. Wider besseres Wissen hatte sie heimlich gehofft, Julian würde den ersten Flieger nach Hause nehmen, um mit ihr zu reden. Ja, sie wusste, dass seine Tage pickepackevoll waren und sich an seinen Terminen und Reisedaten, die sie täglich per E-Mail bekam, nicht rütteln ließ. Trotzdem wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass er die Interviews im Gefolge des Grammy-Auftritts absagte und ein paar Tage früher heimkäme. Nach dem momentanen Stand der Dinge würde er erst Donnerstagvormittag, also in zwei Tagen, wieder in New York sein und dort eine weitere Interview- und Talkshow-Runde absolvieren. Und was dann? Darüber wollte sie lieber nicht nachdenken.
Sie schaffte es mit knapper Not kurz unter die Dusche und knabberte noch an den letzten Resten Popcorn aus der Mikrowelle, als der Türsummer ertönte. Nola und Walter, heillos in die Hundeleine verstrickt, platzten herein, und Brooke musste zum ersten Mal seit Tagen laut lachen, als Walter aus dem Stand einen Meter in die Luft sprang und versuchte, ihr das Gesicht abzuschlecken. Schließlich nahm sie ihn in die Arme, wo er quiekend wie ein Ferkel wahllos Küsse verteilte.
»Mach dir keine Hoffnungen, dass ich dich auch so begrüße«, sagte Nola und verzog angeekelt das Gesicht. Doch dann knickte sie ein und drückte Brooke heftig an sich, gab ihr einen Kuss auf die Wange, Walter einen auf die Nase und begab sich stracks in die Küche, um aus Eiswürfeln, Wodka und Oliven einen strammen Martini zu mixen.
»Wenn ich mir ansehe, was da draußen vor deiner Tür abgeht, kann
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