Champagner und Stilettos
wären nur das Oprah -Magazin und die Newsweek zugelassen.«
»Ich habe sie abonniert, seit du und Julian regelmäßig darin auftaucht«, sagte ihre Mutter ruhig. »Das war alles sehr spannend, und ich wollte mitreden können.«
Brooke lachte trocken. »Und, bist du nun froh und glücklich? Ist es nicht ein Quell faszinierender Informationen?«
»Es fällt mir unendlich schwer, aber ich glaube, es ist besser, wenn du die Bilder bei mir das erste Mal siehst. Ich warte hier auf dich. Nun geh schon.«
Ihre Miene war gequält. Brooke kam mit Mühe von der Couch hoch und versuchte das rasende Herzklopfen zu ignorieren. Der Weg vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer ihrer Mutter schien kein Ende nehmen zu wollen, doch dann saß sie auf einmal auf der Bettkante. Das Cover zeigte die lächelnden Gesichter von Justin Timberlake und Jessica Biel mit einem langen, schartigen Riss in der Mitte und der fetten roten Schlagzeile »Aus!« darüber.
Immerhin tröstlich, dass Julian noch nicht reif für die Titelstory war. Brooke wandte sich dem Inhaltsverzeichnis zu, um die Überschriften durchzugehen. Das erwies sich als unnötig. Ganz oben auf der Seite prangte dick und breit ein Foto von Julian im offenen Innenhof des Chateau Marmont. Die Frau neben ihm war größtenteils von einer riesigen Topfpflanze verdeckt, aber man sah sie zumindest im Profil, wie sie sich mit geöffnetem Mund, augenscheinlich kussbereit, zu Julian hinneigte. Er hatte ein Bier in der Hand und ließ sie seine Grübchen sehen. Brooke wurde flau im Magen – umso mehr, als sie sich klarmachte, dass solche Magazine die pikantesten Bilder niemals auf der Seite mit dem Inhaltsverzeichnis verramschten. Das Schlimmste kam erst noch.
Sie holte tief Luft und schlug Seite achtzehn auf. Die Behauptung, Grauenhaftes bräuchte eine Zeitlang, um ins Bewusstsein zu dringen, erwies sich angesichts der Doppelseite, auf der Julian eine andere Frau verführte, als haltlos. Brookes Verstand erfasste alles auf einen Blick: Zunächst eine Abwandlung des ersten Fotos, nur dass Julian auf diesem andächtig zu lauschen schien, was die Frau ihm ins Ohr flüsterte. Laut der eingeblendeten Zeitanzeige war das Bild um 23:38 aufgenommen worden. Auf dem nächsten, mit einer leuchtend roten 00:22, warf er lachend den Kopf in den Nacken; die Frau lachte ebenfalls und stemmte die Hand gegen seine Brust. Schob sie ihn neckisch von sich weg? Als Vorwand, um ihn anzufassen? Das dritte und letzte Bild auf der linken Seite war das schlimmste. Hier presste sich die Frau eindeutig an Julian und süffelte irgendwas, das wie Rosé-Champagner aussah. Julian hatte immer noch die Bierflasche in der einen Hand, doch mit der anderen steckte er offenbar unter ihrem Kleid. So wie sein Arm angewinkelt war, tat er nichts Verboteneres, als ihren Oberschenkel zu betatschen, aber es ließ sich nicht leugnen, dass von seiner Hand bis zum Gelenk nichts mehr zu sehen war. Die Tussi himmelte ihn aus großen braunen Augen an, und er zwinkerte ihr mit dem spitzbübischen Lächeln zu, das Brooke so liebte. Mittlerweile war es 01:03.
Und dann der Hammer zum krönenden Schluss: Rechts ein ganzseitiges Foto, das seine Botschaft herausschrie wie eine Reklametafel. Zeitanzeige: 06:18. Die Frau, noch immer in demselben blassblauen Kleid, verließ einen Hotelbungalow am Pool, das Haar katastrophal verwuschelt, jeder Zoll das Klischee vom »Morgen danach«. Sie presste ihre Tasche an die Brust, wie um sich vor dem unerwarteten Blitzlicht zu schützen, und riss erschrocken die Augen auf, aber es lag auch noch etwas anderes in ihrem Blick. Stolz? Eine Vollzugsmeldung? Jedenfalls keine Spur von Scham.
Brooke konnte nicht anders, sie nahm jedes Foto unter die Lupe wie ein Wissenschaftler ein Präparat auf der Suche nach Hinweisen, Zeichen und Mustern. Nach intensivem Studium vor allem des letzten Fotos wusste Brooke, was sie am meisten fuchste. Die Frau war keine berühmte Schauspielerin, kein Supermodel oder Popstar, jedenfalls so weit sich das sagen ließ. Sie sah stinknormal aus: schlaffes, eine Idee zu langes rötlichbraunes Haar, ein schlichtes blaues Kleid und eine Figur, an der absolut nichts Besonderes war. Brooke schnappte scharf nach Luft, als ihr dämmerte, dass die Frau irgendwie so ähnlich aussah wie sie . Von den fünf Pfund zu viel auf den Rippen über das amateurhafte Augen-Make-up bis zu den Haarscharf-daneben-Sandaletten mit den zu klobigen Absätzen und den abgeschabten Partien hätten Julians Chateau-Mieze
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