Champagner und Stilettos
noch nach all den Jahren.
Nicht so Nola. »Wie geht’s Liam? Mann, war der scharf«, lachte sie. »Voll der Bringer.« Sie zwinkerte Trent vielsagend zu.
Brooke hob die Hand. »Das reicht. Übrigens Glückwunsch zur Verlobung! Wann werden wir die Glückliche denn kennenlernen?« Sie traute sich nicht, Ferns Namen auszusprechen, aus Angst, laut loszuprusten. Fern , was war das bloß für ein Name?
»Da wir praktisch nie nicht gleichzeitig im Krankenhaus sind, wird wahrscheinlich erst auf der Hochzeit etwas daraus.«
Der Barkeeper machte eine fragende Kopfbewegung, und Trent drehte sich zu den Mädchen um.
»Rot, bitte«, sagten sie wie aus einem Munde. Der Barmann schenkte ihnen kalifornischen Cabernet ein, Trent reichte zwei Gläser weiter und leerte seins mit zwei schnellen Schlucken.
»Ich komm nicht oft raus«, erklärte er etwas verlegen.
Nola entschuldigte sich, um eine Runde durch den Raum zu drehen.
Brooke lächelte Trent zu. »Erzähl mir von ihr. Wann soll denn die Hochzeit sein?«
»Also, Fern ist aus Tennessee und hat eine große Familie, darum werden wir wahrscheinlich bei ihr zu Hause heiraten. Im Februar, wenn alles glattgeht.«
»Wow, so bald schon, super!«
»Ja, wir können die Facharztausbildung nur dann zusammen am selben Krankenhaus machen, wenn wir verheiratet sind.«
»Dann bleibt ihr also weiter bei der Gastroenterologie?«
»Sieht ganz so aus. Meine Fachgebiete sind Gastroskopie und diagnostische Verfahren – du würdest ja nicht glauben, was man heutzutage mit der neuesten Technik alles machen kann –, Fern dagegen interessiert sich mehr für Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Zöliakie.« Trent schwieg einen Moment und lächelte versonnen. »Sie ist ein patentes Mädel. Ich glaube, sie wird dir gefallen.«
»Hey, Kumpel!« Julian schlug Trent jovial auf die Schulter. »Natürlich wird sie uns gefallen. Sie wird ja schließlich deine Frau. Wie irre ist das denn?« Julian gab Brooke einen Kuss. Er schmeckte wunderbar nach Schokoladenminze, und allein schon ihn zu sehen war beruhigend.
Trent lachte. »Nicht so irre wie die Tatsache, dass mein Sozialkrüppel von einem Cousin jetzt schon fünf Jahre im heiligen Stand der Ehe weilt, aber immerhin ein Anfang.«
An Abenden wie diesem war Brooke besonders stolz darauf, Julians Frau zu sein. Er trug seine übliche Kluft: weißes T-Shirt, Levi’s und Wollmütze. Das Outfit hätte alltäglicher nicht sein können, aber für Brooke signalisierte es auch nach Jahren noch Sex pur. Die Mütze war Julians Markenzeichen, das Einzige an ihm, das man mit etwas gutem Willen als »Look« hätte verkaufen können. Aber Brooke wusste, dass mehr dahintersteckte. Vor einigen Monaten hatte er zu seinem Entsetzen eine winzige lichte Stelle auf seinem Kopf entdeckt. Ihre Beteuerungen, es sei rein gar nichts zu sehen, nahm er ihr nicht ab. Schon möglich, dass die Stelle mittlerweile ein wenig größer geworden war, aber das hätte Brooke nie zugegeben.
Wer Julians dunkle Lockenpracht unter der Mütze hervorquellen sah, wäre nie darauf gekommen, was er darunter zu verbergen versuchte, und für Brooke wurde er durch diesen kleinen Makel nur noch attraktiver, denn er machte ihn menschlicher, verletzlicher. Es erfüllte sie mit stiller Freude, dass sie die Einzige war, die Julian je ohne Mütze zu sehen bekam, die Einzige, die ihm den Wuschelkopf kraulen durfte. Hätte man Brooke vor ein paar Jahren prophezeit, dass sie die beginnende Glatze ihres zweiunddreißigjährigen Gatten anziehend finden würde, hätte sie nur ungläubig gelacht – aber genauso war es.
»Wie geht es dir? Mulmig?« Brooke warf einen prüfenden Blick in sein Gesicht. Er war die ganze Woche ein Wrack gewesen – hatte kaum gegessen, kaum geschlafen, sich heute Nachmittag sogar übergeben –, doch wenn sie mit ihm darüber sprechen wollte, zog er sich ganz in sich zurück, wie eine Schildkröte in ihren Panzer. Er hatte auch ihr Angebot abgelehnt, mit ihm in den Club zu fahren, und darauf bestanden, dass sie erst später nachkam, mit Nola. Er wollte vor dem Auftritt noch ein paar Sachen mit Leo besprechen und sich vergewissern, dass auch sonst alles vorbereitet war. Offenbar hatte ihm das gutgetan, denn er wirkte jetzt doch etwas entspannter.
»Ich bin so weit.« Er nickte entschlossen. »Alles okay.«
Brooke drückte ihm einen Kuss auf die Wange, wohl wissend, dass er ein Nervenbündel war. »Und genau so siehst du auch aus. Absolut bereit, den Laden aufzumischen. Du
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