Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
Vom Netzwerk:
lang, kein Markt zu voll, selbst ohne Klimaanlage kommen diese Leute aus. Gestern bin ich eingeknickt und hab dem Reiseleiter gesagt, ich wäre willens, den Einzelzimmerzuschlag zu bezahlen, nachdem meine Zimmergenossin fünf Tage hintereinander jeden Morgen anderthalb Stunden früher aufgestanden ist, um vor dem Frühstück erst mal zehn Kilometer zu joggen. So eine von der Sorte »Ohne Workout bin ich überhaupt nicht ich selbst«. Es war zum Kotzen. Demoralisierend. Das pure Gift für mein Selbstwertgefühl, wie du dir leicht vorstellen kannst. Aber jetzt ist sie aus dem Weg geräumt – noch nie habe ich fünfhundert Dollar so klug angelegt wie dafür. Ansonsten gibt’s nicht allzu viel zu berichten. Das Land ist natürlich wunderschön und mordsinteressant, aber, falls es dich interessiert, der einzige alleinstehende Mann unter vierzig in meiner Gruppe hat seine Mutter dabei (die ich übrigens total nett finde – vielleicht sollte ich es mir noch mal überlegen???). Ich würde dich ja normalerweise fragen, was bei dir so los ist, aber da du es bisher nicht für nötig gehalten hast, mir auch nur ein einziges Mal zu schreiben, schätze ich, dass ich auch jetzt keine Antwort bekommen werde. Nichtsdestotrotz, ich vermisse dich und hoffe, dir geht’s wenigstens in irgendeiner winzigen, unbedeutenden Hinsicht noch schlechter als mir. Liebe Grüße, ich
    Brooke klickte unverzüglich auf »Antworten«.
    Liebste Nola,
    ich schreib jetzt nicht »Ich hab’s dir ja gleich gesagt.« Okay, streichen – klar schreib ich das. ICH HAB’S DIR JA GLEICH GESAGT ! Was hast du denn gedacht, du D…backe? Hat meine 20 x 27-Vergrößerung des durchsichtigen Skorpions dich denn gar nicht beeindruckt? Tschuldige, ich weiß, dass ich die katastrophalste In-Kontakt-Bleiberin der Welt bin. Und hab nicht mal eine anständige Ausrede. Von hier gibt’s auch nicht viel zu berichten. Ich arbeite wie blöd – mache Urlaubsvertretung hoch drei und hoffe bloß, ich kann die ganzen Überstunden irgendwann abfeiern, wenn wir tatsächlich verreisen. Julian war die ganze Woche unterwegs, aber es lohnt sich offenbar, das neue Album schlägt ein wie eine Bombe. Sonst ist alles ein bisschen komisch. Er wirkt irgendwie distanziert. Ich vermute, es liegt an … ach Mann, ich weiß nicht. Wo ist meine beste Freundin, wenn ich eine Erklärung dafür brauche? Zu Hilfe!
    Okay, ich logge mich aus und mache unser beider Elend ein Ende. Zähle schon die Tage, bis du wieder da bist und wir zum Vietnamesen essen gehen. Ich bringe einen Flachmann mit trübem Wasser unbekannter Herkunft dazu mit, dann bleibt Dir das Urlaubsfeeling noch ein bisschen erhalten. Das wird der Renner. Pass auf dich auf und iss ein Schälchen Reis auf mein Wohl.
    Liebe Grüße, ich
    PS: Hast du schon eine Verwendung für diese scheußlichen, ausgemusterten Sarongs gefunden, die ich dir aufgedrückt habe, damit sie endlich aus meiner Wohnung raus sind?
    PPS: Falls es dich interessiert, ich bin schwer dafür, dass du dir den/jeden Typen angelst, der mit seiner Mutter verreist.
    Sie drückte auf »Senden« und hörte Julian herbeitapsen.
    »Hey, Baby, was treibst du denn hier?«, fragte er verschlafen und goss sich ein Glas Wasser ein. »Facebook ist morgen früh doch auch noch da.«
    »Ich bin nicht auf Facebook«, sagte sie pikiert. »Ich konnte bloß nicht schlafen und hab Nola eine Mail geschrieben. Sie scheint mit ihren Reisekumpanen nicht so richtig warm zu werden.«
    »Komm wieder ins Bett.« Er steuerte aufs Schlafzimmer zu und trank im Gehen.
    »Okay, bin gleich da«, rief sie, aber er war schon weg.
    Bei dem Geräusch in der Wohnung wurde Brooke mit einem Schlag hellwach. Zitternd vor Angst saß sie senkrecht im Bett, bis ihr einfiel, dass Julian in dieser Nacht tatsächlich einmal zu Hause war. Sie waren nicht nach Italien geflogen; stattdessen hatte Julian große Radiosender in verschiedenen Städten abgeklappert, sich mit DJs getroffen, kurze Gastauftritte in Studios absolviert und Anfragen von Hörern beantwortet. Wodurch er alles in allem wieder mal geschlagene zwei Wochen fern von New York gewesen war.
    Sie versuchte, vom Wecker auf dem Nachttisch die Uhrzeit abzulesen, keine leichte Aufgabe, weil Walter ihr das Gesicht abschleckte und sie ihre Brille nicht fand. Drei Uhr neunzehn. Was um Himmels willen trieb Julian da draußen, wo sie doch beide so früh aufstehen mussten?
    »Okay, komm mit«, wisperte sie Walter ins Ohr, der dieses unerwartete nächtliche

Weitere Kostenlose Bücher