Champagnerkuesschen
auch wahnsinnig gerne mit dir zusammen, aber musst du deswegen gleich den besten Abend des ganzen Jahres absagen“, sage ich. „Außerdem mache ich FdH und keine richtige Diät!“
„So siehst du das also“, antwortet Benni.
Hä?!
„Wie? Was meinst du mit ... so sehe ich das also ?!“ Katja rutscht zu mir auf und presst ihr Ohr an den Hörer.
„Ein Medienball ist dir also wichtiger als ein gemütlicher Abend in unserem Lieblingsrestaurant“, antwortet Benni.
„Das habe ich nie gesagt und auch nicht gemeint“, verteidige ich mich. „Aber der Medienball ist toll, und ich kann mich mal richtig schick machen.“
„Na, wenn es dir nur darum geht, ein schickes Kleid anzuziehen, dann können wir auch ins Theater gehen“, brummt Benni. „Und hör mit diesem Diätkram auf. Es reicht, dass Arianne ständig mit ihren diversen Diäten rumnervt, bitte fang du nicht auch noch damit an. Mich stören deine paar Kilos zu viel nicht. Hörst du?!“
Bis eben hatte ich so meine Zweifel, ob ich die Sache mit meinem Gewicht überhaupt durchziehen soll. Nach Bennis letztem Satz bin ich mir sicher – ich will abnehmen! Ich muss abnehmen!
„Dir mag es ja egal sein, mir jedenfalls nicht. Ich möchte für mein Leben gerne zum Medienball“, antworte ich. Im Stillen frage ich mich, ob Benni nur so blöd tut oder ob er wirklich nicht verstehen kann, was es für eine Frau bedeutet, auf dem größten Event des Jahres dabei sein zu können, und dass man das auf keinen Fall mit einem Besuch in der Oper vergleichen kann. Das ist ja gerade so, als ob man die Oscarverleihung durch einen Kinobesuch ersetzen würde!
„Julia, ich will mich nicht mit dir streiten. Wenn du darauf bestehst, gehen wir eben zu diesem blöden Medienball“, sagt Benni, aber sein Tonfall straft ihn Lügen.
„Wenn du ihn blöd findest, brauchen wir gar nicht hin. Ich habe keine Lust, dass du den ganzen Abend neben mir ein Gesicht ziehst“, antworte ich.
„Ich ziehe kein Gesicht“, behauptet Benni.
„Tust du doch!“, beharre ich auf meinem Standpunkt. „Eine Frau hat so etwas im Gefühl!“
Benni atmet tief durch. „Weißt du was?“
„Was?“, frage ich genervt. Meine gute Laune von vorhin ist verflogen.
„Es ist schon spät. Lass uns lieber morgen noch mal darüber reden. Dann bist du auch besser drauf und ich nicht so müde“, sagt Benni schließlich.
„Ich hatte beste Laune, bis du angerufen hast“, kontere ich.
Katja verzieht das Gesicht.
Benni seufzt erneut am anderen Ende der Leitung.
„Einverstanden, dann bis morgen. Aber ... ich bin mir sicher, dass ich meine Meinung zum Medienball nicht ändern werde“, antworte ich. „Schlaf gut.“ Ohne Bennis Antwort abzuwarten, lege ich auf. Der kann mir mal den Buckel runterrutschen!
„Manchmal verstehe ich die Männer nicht!“, sage ich. „Ich meine, für Karten zum Medienball würden manche Frauen einen Mord begehen, aber mein trotteliger Freund schenkt sie seiner doofen Schwester, die ohnehin ständig auf irgendwelchen megahippen Partys eingeladen ist.“ Ich schüttele, immer noch fassungslos, den Kopf.
„Weißt du, seit Benni die Verlagsleitung übernommen hat, hat er sich irgendwie verändert. Manchmal bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob das mit uns beiden noch funktioniert.“
„So ein Quatsch! Benni ist im Stress, das ist alles und völlig normal, wenn man so einen verantwortungsvollen Posten innehat.“
„Mir war der alte Benni lieber“, murre ich.
„Finde dich damit ab. Schließlich ist Benni jetzt Verlagsleiter, und das gibt man nicht so schnell wieder auf. Das ist kein Job, das ist eine lebenslange Berufung. Sieh es doch mal von der praktischen Seite.“
„Und die wäre?“
Katja überlegt. „Du musst dir nie Sorgen um deinen Job machen!“
Ich wünschte, ich könnte die Dinge immer so rational sehen, wie es Katja tut. Ich fälle meine Entscheidungen immer aus einem Bauchgefühl heraus. Wenn ich ein elektronisches Gerät kaufe, dann suche ich es unter rein ästhetischen Gesichtspunkten aus. Wenn ich einen Politiker wähle, dann wegen seines sympathischen Aussehens. Ich finde, das ist überhaupt nicht verwerflich. Schließlich muss sich ja jemand um die schönen Dinge des Lebens kümmern.
Ich nicke.
„Benni liebt dich, und das ist doch alles, was zählt. Und damit er dich noch ein kleines bisschen mehr liebt, gehst du morgen in die Kaifu .“
„Du hast eine sadistische Ader, weiß du das?!“
„Und deswegen liebst du mich“, erklärt Katja
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