Champagnerkuesschen
triumphierend. „So, und jetzt ab ins Bett. Ich bin todmüde.“ Katja gähnt.
„Ich auch“, sage ich ein wenig traurig. Mit einem Mal wünsche ich mir, Benni wäre hier.
7. Julias Facebook-Status: Sport ist Mord!
Am nächsten Tag stehe ich pünktlich um achtzehn Uhr im Fitnessstudio. Ich habe mir sogar die Beine rasiert, was ich sonst immer nur zu besonderen Gelegenheiten oder am Wochenende tue. Bevor ich losgefahren bin, habe ich mich noch einmal auf die Waage gestellt, in der Hoffnung, dass die gestrige Messung eine Fehlmessung war, aber leider zeigte die Waage heute sogar zweihundert Gramm mehr als gestern an. Wie frustrierend ist das bitte?!
Schon beim Betreten des Klubs komme ich mir fehl am Platz vor. Ich habe das Gefühl, mitten in eine Liveübertragung von Germanys Next Topmodel geraten zu sein. Um mich herum lauter gut aussehende Frauen, deren Kleidergrößen im Kinderbereich anzusiedeln sind. Im Gegensatz zu mir sind alle topmodisch gekleidet. Mit meinen uralten schwarzen Leggings, dem grauen T-Shirt und meinen Chucks komme ich mir wie eine Hinterwäldlerin vor.
Als Mike, mein Trainer, mit kraftvollem Gang auf mich zukommt, schreit alles in mir nach Flucht. Der Typ sieht aus wie ein verdammter Gladiator. Stiernacken, muskelbepackte Arme, auf denen furchterregende Bilder tätowiert sind. Meine Motivation sinkt auf den Nullpunkt.
„Hallo“, begrüßt mich mein persönlicher Sklaventreiber. „Du musst Julia sein.“ Seine mausgrauen Augen mustern mich abschätzig. „Du bist also an einer Probestunde interessiert.“
So, wie er es sagt, klingt es, als sei ich von vornherein ein hoffnungsloser Fall. Ich fühle mich augenblicklich in meine Schulzeit zurück versetzt. Mein damaliger Sportlehrer Herr Dutt nahm jede Gelegenheit wahr, um mir klar zu machen, was für eine sportliche Niete ich sei. „Am besten du holst dir für das ganze Schuljahr ein Attest“, lautete sein Vorschlag zum Schulbeginn. „Damit ersparst du, dir und mir einen Haufen Ärger.“ Leider hat es mit dem Attest nicht geklappt, was ich unserer Hausärztin bis heute nicht verziehen habe. Frau Dr. Wiedekind, wenn Sie das lesen – sie sind schuld an meiner Abneigung gegen jegliche Art der sportlichen Betätigung.
„Also, eigentlich wollte ich mich nur mal umsehen“, sage ich. Wenn das so weitergeht, krieche ich, von Minderwertigkeitsgefühlen geplagt, auf Teppichhöhe aus dem Laden.
„Aha? Du bist also nicht zur Gewichtsreduktion hier?“, fragt er und sieht mich an, als würde mir gerade ein zweiter Kopf wachsen.
„Doch schon ... auch ... vielleicht?“, druckse ich.
Mike legt den Kopf leicht schräg (soweit das mit dem kurzen Hals möglich ist).
„Wie viel genau möchtest du denn abspecken?“ Wie sich das anhört – abspecken! Ich komme mir vor wie ein Walfischbaby.
„Ich dachte so an ein bis zwei Kilöchen“, sage ich leichthin.
Seinem Blick nach zu urteilen, ist er anderer Meinung.
„Was hältst du davon, wenn wir erst einmal dein aktuelles Gewicht bestimmen, um einen besseren Anhaltspunkt zu haben?“
„Nö, ist eigentlich nicht nötig. Ich habe mich erst gestern gewogen, deshalb bin ich auch hier“, erkläre ich wahrheitsgemäß.
„Wohl einen kleinen Schreck bekommen, was?“ Mike grinst mich blöde an.
Ha, Ha. Sehr witzig. Ich nicke und werde rot.
„Lass mich ehrlich zu dir sein.“ Er legt mir mitfühlend die Hand auf die Schulter. „Wir sind doch zwei erwachsene Menschen. Mir musst du nichts vormachen. Mit Frauen kenne ich mich aus!“ Oha! Das klingt so, als wäre der Typ der absolute Frauenheld, was ich mir bei seinem Aussehen kaum vorstellen kann. „Ich möchte ehrlich zu dir sein, denn nur so können wir zusammen arbeiten.“ Er mustert mich von oben bis unten. „Dein Problem sind keine ein bis zwei, sondern wohl eher fünf Kilo Übergewicht.“ Warum gerate ausgerechnet ich immer an die Sorte Mensch, die meint, mir gegenüber ehrlich sein zu müssen?
Ich nicke schuldbewusst.
„Gut! Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung“, gibt das muskelbepackte Trainerwesen von sich. „Dann gehen wir mal zum Gerätebereich.“
Das klingt zunächst einmal nett, ist es aber nicht, wie sich kurz darauf herausstellt.
„Hier sind unsere Crosstrainer.“ Mike deutet auf eine Batterie von seltsam aussehenden Geräten mit langen Armgriffen, die feinsäuberlich nebeneinander aufgereiht sind. Ein kurzer Blick darauf genügt, und ich will nur noch weg.
Diejenigen, die gerade dort ihr
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