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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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nicht abgeneigt sind. Dort haben Sie Gelegenheit, sich mal richtig auszutoben.“
    Ich bin verloren! Erst der Flug und dann noch ein Bootcamp für sportsüchtige Urlauber! Womit habe ich das verdient?
    „Wie finden Sie das?“ Miriam klingt, als habe sie mir gerade eröffnet, dass ich im Lotto gewonnen habe.
    „Ja, toll! Echt super“, krächze ich mit dem bisschen Reststimme, das mir noch geblieben ist.
    „Dachte ich es mir! Schön. Dann haben wir ja das Wesentliche geklärt. Emma ist bereits mit allem vertraut und wird die nötigen Buchungen für Sie vornehmen.“
    Ich nicke.
    Miriam steht auf und wirft einen Blick aus meinem Fenster. „Was für ein schöner Tag! Finden Sie nicht?“
    Ich nicke wieder, wie betäubt bin ich. Ein schöner Tag, um sich aus dem Fenster zu stürzen, denke ich. „Ja, ganz toll!“, sage ich stattdessen.
    Kaum ist Miriam aus meinem Büro verschwunden, haste ich zu meinem Handy.
    „Katjaaaa!“
    „Julia? Was ist los?“, fragt Katja alarmiert.
    „Krisensitzung! In der BOX bei Harald! Achtzehn Uhr.“ Ich lege auf.
     
     
    „Hallo mein Sonnenschein. Mein Gott, lass dich anschauen.“ Gertrud Waltraut Vögler umkreist mich wie ein Adler seinen Horst. „Liebchen, du siehst, abgesehen von deinen Haaren, absolut fantastisch aus. Hast du abgenommen?“
    Ich könnte Haralds Mutter um den Hals fallen. Das sind die nettesten Worte der letzten vierundzwanzig Stunden.
    Gertrud Waltraut Vögler selbst sieht blendend aus. Ihre Haut ist von einem leichten goldbraunen Ton überzogen. Ihre Augen leuchten, und, trotz der unzähligen Falten im Gesicht, hat die Frau eine unglaublich  jugendliche Ausstrahlung. Überhaupt ist diese Frau die Reinkarnation von guter Laune. Als Haralds Mutter von unserer Krisensitzung gehört hatte, wollte sie unbedingt dabei sein. „Ein mütterlicher Rat hat noch nie geschadet“, waren ihre Worte zur Begrüßung, und so sitzen wir jetzt zu viert in Haralds Friseursalon. Jeder von uns mit dem obligatorischen Glas Holunderküsschen in der Hand.
    „Ich weiß nicht, ich habe mich seit zwei Tagen nicht mehr gewogen“, gebe ich zu.
    „Also wirklich, Liebchen, du sieht toll aus. Wie Kate Winslet, bevor sie angefangen hat, diese ganzen Diäten zu machen.“ Ihre Augen bleiben auf meinem Busen haften. „Und das bisschen, was da oben fehlt, lässt sich locker mit einem Push-up-BH ausgleichen.“
    Damit ist meine gute Laune wieder verflogen.
    „Ich trage bereits einen Push-up“, antworte ich leicht verstimmt.
    „Oh!“, lautet die knappe Antwort von Haralds Mutter. „Zweihundert Gramm auf jeder Seite würden schon genügen. Ich spreche da aus Erfahrung, meine Liebe. Ich kann dir gerne die Nummer meines Arztes geben.“
    Tatsächlich hat Gertrud Waltraut Vögler eine beachtliche Oberweite, die ich bis zu diesem Moment auf eine Laune der Natur, nicht auf die Hand eines Schönheitschirurgen zurückgeführt habe. Vielleicht sollte ich mir doch mal überlegen, ob ich mir zu meinem nächsten Geburtstag nicht eine Brustvergrößerung wünsche.
    „Also, Liebelein, da hat sie sich wieder schön in die Scheiße gesetzt“, nimmt Harald unser Gespräch auf.
    „Das kannst du laut sagen“, jammere ich. „Warum passieren mir immer solche Sachen?“
    Harald nippt mit spitzem Mündchen an seinem Sektglas. Seine Mutter dagegen leert ihr Glas mit einem Schluck.
    „Weil du eben du bist“, sagt Katja und prostet mir zu.
    „Ich möchte aber nicht ich sein. Ich möchte schlank, schön und cool sein, und vor allem möchte ich keine Flugangst mehr haben.“
    „Das bist du doch alles!“, sagt Katja.
    Ich werfe meiner Freundin einen dankbaren Blick zu. „Du warst schon immer schlecht im Lügen.“
    Katja grinst und nimmt einen weiteren Schluck.
    „Und was mache ich jetzt?“
    „Ich könnte ihr ein paar gute Beruhigungspillen empfehlen“, schlägt Harald vor. „In der Kombination mit einem Glas Champagner sind die Dinger einfach unschlagbar.“
    „Wirklich?“
    Harald kichert. „Das letzte Mal, als ich mit meiner Mutter nach Ägypten geflogen bin, habe ich vor dem Abflug eine von diesen kleinen rosafarbenen Wunderpillen zu mir genommen und war den ganzen Flug über bestens gelaunt. Stellt euch vor, der Steward hat mir sogar seine Telefonnummer gegeben.“
    Gertrud Waltraut Vögler schnaubt lautstark wie ein Stier, der ein rotes Tuch sieht. „Manuel, mein Schatz, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, hast du dich auf diesem Flug voll daneben benommen. Du hast dich wie ein

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