Champagnernaechte sind gefaehrlich
küssen würde, käme es mir so vor, als müßte ich einen Aschenbecher auslecken."
Schallendes Gelächter klang auf, und nach einigen Sekunden stimmte auch Jones ein. Ten lächelte nur, und der Ausdruck seiner Augen verriet Susan, daß Jones' Annäherungsversuch ein Nachspiel haben würde. Das konnte ihr nur recht sein. Während der letzten Wochen hatte der junge Mann schon öfter ihr Mißfallen erregt. Er war der einzige, dem sie aus dem Weg ging. Wenn er auch nichts getan oder gesagt hatte - die Art, wie er sie anschaute, erfüllte sie mit Unbehagen.
Ten blieb im Speisezimmer, während die Leute ihren Obstkuchen aßen. Um Susan Arbeit zu ersparen, hatten sie sich angewöhnt, nach den Mahlzeiten die Dessertteller in die Küche zu bringen. Sie tranken noch eine letzte Tasse Kaffee, dann zogen Sie sich in die Schlafbaracken zurück, um Karten zu spielen oder fernzusehen.
Der Verwalter krempelte die Ärmel hoch und half Susan beim Geschirrspülen: Dabei behielt er die Männer im Auge, die ihre Teller in die Küche trugen, vor allem Jones. Die Angestellten spürten das Missvergnügen des Verwalters und machten sich schleunigst aus dem Staub.
Susan wartete, bis alle das Haus verlassen hatten, dann wandte sie sich zu Ten. „Angesichts deiner Miene werden sie von heute an nicht einmal mehr wagen, mir eine gute Nacht zu wünschen."
„Man muß ihnen klarmachen, wie weit sie gehen dürfen."
Sie ärgerte sich ein wenig, weil sie das Gefühl hatte, daß er seine Beschützerrolle übertrieb. „Und wenn ich nun einen der Jungs näher kennenlernen möchte!"
Ein kurzes Schweigen entstand, dann fragte er: „Willst du das wirklich?"
„Darauf kommt es nicht an."
„O doch."
„Aber ..."
„Versuch's doch mal so zu sehen", unterbrach er sie mit ruhiger Stimme: „Falls du einen der Jungs besser kennenlernen möchtest, solltest du ihm den Gefallen tun, sofort von der Ranch zu verschwinden und ihn mitzunehmen. Der Bursche wäre nämlich verdammt arm dran, wenn Scott vorher auftauchen und sich auf ihn stürzen würde. Du willst doch keinen netten Jungen, der nichts verbrochen hat, auf dem Gewissen haben, oder?"
„Ist es denn so schlimm, wenn man sich ein bißchen mit jemandem amüsiert?"
„Frag mal Scott."
„Das würde ich gern tun!" stieß Susan erbost hervor, dann riß sie sich zusammen. „Verzeih, Ten, ich bin nur nervös und überarbeitet, und ich freue mich auf meine freien Tage."
„Das verstehe ich. Es muß ziemlich anstrengend sein, für dieses Rudel hungriger Wölfe zu kochen."
„Das Kochen ist harmlos. Aber das Saubermachen ."
Die Hintertür fiel hinter Scott ins Schloß. „Dann halt dich ans Kochen, Schulmädchen", rief er und warf seinen Hut auf die Arbeitsfläche. „In nächster Zeit geben wir hier keinen Maskenball oder Staatsempfang. Und wenn du die Böden noch mal wachst, werde ich bald ausrutschen und mir den Hals brechen." Mit einem kühlen Blick wandte er sich zu Ted. „Machst du Überstunden?"
„Ich befolge nur meine Anweisungen."
Scott runzelte die Stirn. „Ist sie belästigt worden? Wer war's?"
„Jones."
„Er hat doch gar nichts getan", wandte Susan hastig ein.
„Da bin ich anderer Meinung", widersprach der Verwalter, und Scott nickte.
„Morgen bekommt er seine Entlassungspapiere. Zu Mittag wird er von der Rocking M verschwunden sein."
„Scott!" beschwor ihn Susan. „Du kannst ihn nicht feuern, nur weil er gesagt hat, daß er mich küssen will."
„Und ob ich das kann! Was Frauen betrifft, hat Jones einen äußerst schlechten Ruf."
„Ten auch, wie du mir erklärt hast."
„Nicht so wie Jones. Ten nimmt sich immer nur das, was ihm angeboten wird. Im Gegensatz zu Jones. Der hat sich anders verhalten, und vielleicht war's nicht das einzige Mal. Er kam zwar glimpflich davon, weil das Mädchen keineswegs eine Jungfrau war. Aber das ändert nichts an der Sachlage. Sogar eine Prostituierte hat das Recht, einen Mann abzuweisen.”
Susan wollte etwas sagen, aber Scott ließ sie nicht zu Wort kommen.
„Ich habe Jones eingestellt, weil's auf der Rocking M keine Frauen gab und weil er gute Arbeit leistet, wenn er nicht trinkt oder den Mädchen beweisen will, was für ein toller Hecht er ist. Dann kamst du an, und, Jones versprach mir, nicht zur Flasche zu greifen und dich nicht öfter anzuschauen als unbedingt nötig. Ich habe nicht bemerkt, daß er dir zweideutige Blicke zugeworfen hätte. Was den Alkohol angeht, bin ich mir nicht so sicher. Andererseits hat er gestern auf
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