Champagnernaechte sind gefaehrlich
muß es so gewesen sein. Jedenfalls wurden die Anasazi vom Koyotengeheul verfolgt, wo immer sie ihre Festungen gebaut haben." Scott schaute von seiner Kaffeetasse auf und begegnete Susans sehnsüchtigem Blick.
„Hast du letzte Nacht gehört, wie sie den Mond angejammert haben?"
„Ja, ich stand am Fenster."
„Ich auch."
Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihn an seinem Schlafzimmerfenster, den nackten Körper in Mondlicht gebadet, vom geheimnisvollen Kojotenchor umbrandet. Wie gern wäre sie bei ihm gewesen, hätte nur den Mondschein auf der Haut gespürt, und Erinnerungen an Scotts Zärtlichkeiten ... Unwillkürlich seufzte sie auf.
Er beobachtete sie und mußte sich sehr beherrschen, um nicht nach ihr zu greifen, sie auf seinen Schoß zu ziehen, zu küssen, ihre Brüste zu liebkosen. Doch diesmal würde es nicht dabei bleiben. Er würde ihr alle Kleider vom Leib reißen, bis es keine Barrieren mehr gab zwischen ihrer heißen Sehnsucht und seinem wilden Hunger. „So wunderschön", flüsterte er, „und so unerreichbar..."
Verwirrt tauchte sie aus ihren sinnlichen Träumen empor. „Was meinst du?"
„Die Nacht", erwiderte er heiser. „Sie ist so schön. Es könnte die Nacht von gestern oder die von morgen sein oder eine, die vor tausend Jahren verstrichen ist. Manche Dinge wandeln sich nie, so wie die Mondstrahlen und die Berge."
Und wie Männer und Frauen. Wie du und ich. Die Worte hallten so deutlich in Susans Geist wider, daß sie fürchtete, sie könnte sie laut ausgesprochen haben. Aber Scotts Miene blieb unverändert. Er beobachtete sie mit seinen goldbraunen, eindringlichen Augen voll unaussprechlicher Gefühle - Pumaaugen. Und wie der Berglöwe, der sich in bebenden Canyon-Schatten an die Ewigkeit heranschlich, war auch Scott tief verbunden mit der rätselhaften, unbeschreiblichen, unzerstörbaren Realität dieses Landes.
„Und wie die Canyons, mit Sonnenlicht übergossen, voller Salbei", fuhr er langsam fort. „Wie alte Pfade, die sich an steilen Felswänden hinaufschlängeln, wilder Mais, von Gewitterregen getränkt, Gestein, das älter ist als menschliche Erinnerungen. All das sind Dinge, die überdauern. Bleibende Dinge. Das Land verlangt danach. Deshalb leben die meisten Menschen in Städten und suchen nach billigen Vergnügungen. Das ist einfach. Dort braucht man keine Ausdauer. Aber sie werden niemals wissen, wie es ist, über einem Canyon zu stehen, seine Wurzeln in der Vergangenheit zu spüren, das Sonnenlicht von zehntausend Tagen im Körper, eine Lebenskraft, die in die Zukunft reicht, so wie das Land."
Susan wußte, daß er an seine Mutter dachte, an die Tanten und die Großmutter, Frauen, die das Land aufgerieben hatte, die von gnadenlosen Canyon-Stürmen vertrieben worden waren. Sie wollte ihn berühren, ihn festhalten, ihm versichern, das Land würde ihre Seele genauso erfüllen wie seine.
„Scott..."
„Der Eintopf war köstlich", unterbrach er sie. „Sicher hat er einen schicken französischen Namen."
Es bekümmerte sie, daß er das Thema so abrupt wechselte, und sie wollte sich dagegen wehren. Doch sie besann sich anders, befreite sich vom Zwang seiner goldbraunen Augen und schaute auf seinen leeren Teller. „Boeuf à la campagne", antwortete sie.
„Rindfleisch auf rustikale Art."
Susan wunderte sich über diese prompte, korrekte Übersetzung, dann fiel ihr ein, daß er an der Universität von Colorado Fremdsprachen und Literatur studiert hatte. Aber sein Cowboy-Slang hatte schon bei vielen Rindfleischkäufern den täuschenden Eindruck geweckt, er besäße die Intelligenz der Herdentiere, die er züchtete.
„Boeuf à la campagne", wiederholte er und schüttelte lächelnd den Kopf. „Genau das richtige Dinner für diese Rabauken ..." Plötzlich runzelte er die Stirn und erinnerte sich an das Gespräch am Morgen. „Ist das nicht das Rezept, das du ausprobieren wolltest, für das dir aber die Zutaten fehlten?"
„Ich habe kreative Änderungen vorgenommen."
„Auf welche Weise?"
„Wacholderbeeren und Bourbon."
Scott blinzelte. „Tatsächlich?"
„Allerdings. Natürlich kann ich dieses Gericht jetzt nicht mehr als ,Boeuf à la campagne' bezeichnen. Eher als Rocking M-Stew.”
Er lachte laut auf, und sie stimmte ein. Für eine kleine Weile fühlte er sich in jene Zeit zurückversetzt, wo er mit Susan und Cash nach dem Dinner am wackeligen Küchentisch im alten Haus gesessen und die fröhlichen Gespräche so sehr genossen hatte. Damals war er sich
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