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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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natürlich ein wahnwitziger PR-Gag meines Chefs, admirable Jimmy Choos während der Präsentation gegen eine Ökolatsche einzutauschen.
    RIESIG!
    Okay, ganz ruhig bleiben. Ich frage mich, wie kommen Menschen nur immer auf solche Ideen?
    Wenigstens habe ich kein Loch in meinen Strümpfen. Wäre fast vom Klodeckel gerutscht beim Überprüfen. Zum Glück sind die Fußnägel frisch lackiert. Und das gar nicht mal so schlecht, obwohl ich sie bei einer Flasche Chardonnay und dem Film Hilfe mein Schatz, wir bekommen ein Baby ! bepinselt habe.
    Also, gut. Ich schwinge mich in die Softiletten und schlurfe zum Spiegel. Am Gang könnte ich noch etwas arbeiten, aber der Anblick meiner Beine im Spiegel ist einfach untolerierbar. Mein Nadelstreifenkostüm – ein Exemplar aus dem Top-Management – kombiniert mit einem Schuh der Marke Tja, ich wollte eigentlich nur schnell den Müll rausbringen und bin dafür in die Schuhe meiner Urgroßtante geschlüpft lässt keinen Diskussionsspielraum.
    Ich erkläre den wahnwitzigen PR-Gag für untragbar.
    Als ich in den Präsentationsräumen der Firma FußBett stehe und mein Puls unerklärlicherweise immer schneller schlägt, verfluche ich John Lennon und die Hälfte des Lebens, die aus Improvisation und Entertainment besteht.
    Fünfundvierzig Minuten lang laufe ich von an die Wand projizierten Tabellen zu meinem Laptop und zu einem Paar exponierter Ökolatschen und wieder zu den an die Wand projizierten Tabellen zurück. Mein einziger Lichtblick ist Vinzenz, der mir von Zeit zu Zeit ein Lächeln schenkt oder heimlich einen Schumi-Daumen in meine Richtung hält. Schließlich klappe ich meinen Laptop zu und beende die Präsentation mit den Worten: »Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und verspreche Ihnen, dass es sich durch dieses außergewöhnliche PR-Event mit der Softilette in Zukunft gut laufen lassen wird.«
    Stille.
    Stille.
    Eine »Ich glaube, ich sollte mich unauffällig rausschleichen«-Stille.
    …
    Aha! Eine erste Regung aus der FußBett-Chefetage.
    »Wow, Frau Schöneberg. Schöne PR-Idee, schöne Präsentation und verdammt schöne Schuhe, die Sie da anhaben!«
    Na bitte.
    Und da sage noch einer, ich könne nicht adjustieren!
    Gelernte Wörter: ad oculus = vor Augen führen;
    adjustieren = dienstmäßig einkleiden;
    admirabel = bewundernswert.

15

WARUM ICH VON MODELS UND IKEBANA NICHT VIEL HALTE
    H err Schnüttge.«
    »Frau Schöneberg.«
    »Denken Sie eigentlich auch, dass die Oberflächlichkeit der Ästhetik ihren tendenziell schlechten Ruf verdient hat?«
    »Entschuldigen Sie bitte. Was sagten Sie? Ich habe da gerade einen zarten, aber dennoch beunruhigenden Kratzer auf meiner Breitling entdeckt und konnte Ihren Worten für den Moment nicht folgen.«
    »Verstehe.«
    Was soll ich sagen. Das Leben ist manchmal wirklich verdammt hart. Aber der heutige Tag sollte weit reichendere Konsequenzen für mich haben, als ich sie mir hätte vorstellen können. Ob diese Konsequenzen nun positiv sein werden oder nicht, darüber lässt sich streiten. Und man sollte auch nie die Konsequenzen der Konsequenzen außer Acht lassen. Wie auch immer. Eines steht fest. Hätte ich nur die leiseste Ahnung von den kommenden Geschehnissen gehabt oder gar gewusst, dass ich mich in weniger als fünf Minuten zur kompromittierenden Mänade entwickeln sollte, würde ich jetzt wahrscheinlich mit meiner Raubkatzenbettwäsche kuscheln, Cappuccino trinken und eine Hitliste über die amspießigsten gekleideten Nachrichtensprecher dieses Mittwochmorgens erstellen.
    Aber leider weiß man ja vorher nicht, was man danach weiß, und so kommt es, dass ich weder Fernseh- noch Koffeinkonsum genieße, sondern meine Zeit mit äußerst sonderbaren Menschen verbringe.
    Ich spreche von Models. Wer diese Spezies kennt, weiß, wovon ich rede. Models sind Menschen, die nach einem Tic Tac satt sind, die merkwürdigsten Klamotten tragen, weil sie unter einem permanenten Glamour-Overload leiden und ständig, wirklich ständig, an ihren Evian-Flaschen nuckeln. Tendenziell gilt, je erfolgloser, desto eingebildeter. Demnach müssen die zwei Bienchen, die mir gegenüberstehen, Kaugummi in großen Blasen unter ihren Nasen platzen lassen und ihre wahlweise blondierten oder brünetten Strähnen um die french manikürten Fingernägel drehen, frenetisch erfolglos sein. Werde versuchen ersten Kontakt aufzunehmen.
    »Euer Job ist ganz einfach. Ihr müsst nur diese schwarzen Etuikleider und die Softiletten anziehen. Und damit mischt ihr

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