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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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zum Beispiel habe ich vor Aufregung fast Luisas Porzellankanne umgerannt, nur weil der Eierkocher gebrummt hat.
    Schon drei l a n g e Tage und noch kein Lebenszeichen von Ben!
    Ich hab’s ja gewusst. Der Zustand, auf einen lebenswichtigen Anruf zu warten, kommt dem, mit verbundenen Augen bei Tempo 200 über die Autobahn zu brettern, erstaunlich nah. Und wenn die ersten drei Tage ohne Nachricht verstrichen sind, ist das Desinteresse so gut wie besiegelt. Aber diese Tatsache will ich nicht wahrhaben.
    Immer wieder klappe ich mein Handy auf, um auch ganz sicher zu gehen, dass ich auch keinen Anruf verpasst habe, aber jedes Mal leuchtet mir nur ein leeres Display entgegen.
    Tüdülüdülü.
    Tüdülüdülü.
    Häm? Mein Handy klingelt?
    Tüdülüdülü.
    Tüdülüdülü.
    Tüdülüdülü.
    Oh, mein Gott! Es klingelt wirklich! Wie hypnotisiert greife ich zum Handy. Aber was soll ich sagen? Vor Aufregung lasse ich es wieder fallen wie ein abgebranntes Streichholz.
    Tüdülüdülü.
    Tüdülüdülü.
    »Gleich wird es aufhören zu klingeln. Jetzt nimm schon all deinen Mut zusammen, und geh ran!«, befehle ich mir selbst. Mein Gott, ich stehe vollkommen neben mir. Es ist kein gutes Zeichen, wenn ich anfange, Selbstgespräche zu führen. Es sei denn, ich gieße gerade Blumen oder erörtere ein paar existenzielle Fragen mit dem Vollmond. Aber das zählt nicht. Ich greife erneut zu und nehme das Gespräch an.
    »Jil Schöneberg … Hallo?«
    Aufgelegt. Mist!
    So ein Mist.
    Ich kann es einfach nicht glauben. Ich sollte meinen Kopf nehmen und ihn in das Aquarium von Luisa stecken. Es ist doch wirklich nicht zu fassen, wie bescheuert eine einzige Person …
    Tüdülüdülü.
    Tüdülüdülü.
    Tüdülüdülü.
    »Jil Schöneberg.«
    …
    »Tanguy! Was willst du?« Enttäuscht lasse ich mich auf die Couch fallen.
    …
    »Der Hochzeitstag? Worauf willst du hinaus? Bitte komm zum Punkt.«
    …
    »Eine große Party für den Hochzeitstag von Mum und Dad? Das ist eine tolle Idee. Weißt du, ich habe im Moment nur wirklich wenig Zeit. Können wir das später besprechen.«
    …
    »Ich kümmere mich darum.«
    …
    »Sagen wir morgen um fünf Uhr bei mir?«
    …
    »Schnittchen? Na meinetwegen. Also, dann bis morgen.«
    Kaum klappe ich mein Handy zu, klingelt es erneut. Mein Herz macht einen kleinen Sprung, um im nächsten Moment über sich selbst zu stolpern.
    »Jil Schöneberg.«
    …
    »Ja, Tanguy, natürlich. Die Schnittchen ohne Lachs, weil du keinen Lachs mehr isst, seit du diese Reportage auf ARTE gesehen hast. Geht klar.«
    Hmmm! Diesen Tag kann ich wohl vergessen. Ich beschließe, es mir mit Pasta und Prosecco in der Badewanne gemütlich zu machen und mein Handy keines Blickes mehr zu würdigen. Am liebsten würde ich es direkt im Badewasser qualvoll ertrinken lassen, aber ich sollte bedenken, dass ich es noch zwei Jahre lang abbezahlen muss. »Da hast du aber noch mal Glück gehabt, und jetzt geh mir aus den Augen!«, sage ich und lasse es in meine Kelly-Bag plumpsen.
    Ach herrlich! Die drei P (Pasta, Prosecco, Peelingbad) eines entspannenden Abends zeigen langsam ihre Wirkung. Gerade nehme ich einen Schluck Prosecco, strecke meine kleinen Zehen in alle Winde und lasse glitzernde Schaumflocken auf meiner Nase tanzen, als es an der Tür klingelt.
    Dingdong!
    Hmmm. Ich mache nicht auf. Erneut wende ich mich einer glitzernden Schaumflocke zu, die über meinen Bauch huscht.
    Dingdong!
    Ich bin völlig entspannt und lasse mich durch nichts stören.
    Dingdong!
    Häm!?! Wenn ich doch nur nicht so schrecklich neugierig wäre.
    Dingdong!
    Okay, okay. Ich komme ja schon. Ich klettere also aus der Wanne, türme meine Haare mit einem Frotteehandtuch zu einem Turban auf und schlüpfe in einen Bademantel.
    Platsch, platsch, platsch.
    Meine Fußspuren verewigen sich im wasserempfindlichen Bodenbelag. Also, wenn das nicht wirklich wichtig ist!
    Nach einer kleinen Ewigkeit und 1000 Schmetterlingen später bringe ich die ersten zwei Buchstaben am Stück heraus.
    »Hi.«
    »Hi. Ich wollte Sie nicht stören.«
    »Sie stören nicht. Wie kommen Sie denn darauf?«
    Bens Augen wandern an meinem Bademantel auf und ab. O Gott! Ich habe einen Bademantel an! Moment mal. Bin ich eigentlich noch geschminkt?
    »Ich wollte Sie nur fragen …«
    Ben zögert einen Moment lang.
    »Ja?«
    Verlegen fasst er sich an seinen Nacken, wobei der Kragen seines schwarzen Hemdes einen Teil seiner Brust entblößt. Puh! Ich bin erregt! Merken Männer es eigentlich, wenn

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