Champagnerwillich: Roman
sich immer wieder winzige Petersilienblättchen ins Essen verirren, wenn ich Tanguy bewirte.
»Also, ehrlich gesagt habe ich noch gar keine Pläne. Ich dachte, dass du das machst. Ich bin beruflich viel zu eingespannt. Außerdem muss ich mich um meine liebe Ehefrau kümmern. Du als Single hast doch Zeit für so was! Ich wollte dir nur die Gästeliste vorbeibringen, damit du die Feierlichkeit besser planen kannst. Und hier ist die Adresse vom Partyservice, mit dem ich beruflich zusammenarbeite. Stell dir vor, die verteilen diese Treuepunkte, wenn du bei denen eine Bestellung aufgibst. Also, sei nicht zimperlich bei der Auswahl. Nimm ein Viergangmenü und Champagner und eine überdimensionale Hochzeitstagstorte und so weiter. Na ja, du weißt schon. Wenn wir genug zusammenbekommen, kann ich am Ende meine Treuepunkte gegen eine Digitalkamera eintauschen. Wäre das nicht fantastisch?«
»Ja, wirklich fantastisch.«
»Was soll die Ironie in deiner Stimme? Ich warte auf deine Akklamation!«
»Ja, ja. Ich akklamiere!«
»Schön. Na, dann will ich dich auch nicht länger aufhalten, du hast ja noch einiges zu tun.« Tanguy lenkt seinen Körperzielgerichtet auf die Wohnungstür zu, nicht ohne sich noch die letzten Schnittchen mit auf den Weg zu nehmen.
»Gut, Jil. Dann sehe ich dich am Donnerstag in meinem Büro, und du erzählst mir dann von UNSEREN Plänen. Ich werde mal sehen, ob ich dich irgendwo dazwischenschieben kann. Du weißt, ich bin ein unglaublich beschäftigter Mann!«
»Zu gütig!«
»Ach meinst du, es wäre unpassend, eine zügellose Blondine aus der Torte springen zu lassen?«
»Tanguy, bitte …«
»Ich kann nichts dafür, Schwesterchen. Du weißt doch, ich bin durch und durch ein Vollblutmacho.«
»Ja, ja. Und wenn du nicht mein Bruder wärst, wäre ich schon lange voller brennender Begierde über dich hergefallen.« Ich schiebe Tanguy die Tür vor der Nase zu und besänftige mich mit dem Gedanken, dass die Überraschungshochzeitstagsfeier meinen Eltern große Freude machen wird.
Ich will mich gerade mit einem Cappuccino und Schreibkram am Küchentisch niederlassen und brillante Pläne für die Überraschungsparty schmieden, als ich eine lange, schwarze Stretchlimousine vor unserem Haus parken sehe.
Ich hab’s gewusst!
Bei uns im Haus wohnt also doch ein Promi. Mir kam das schon immer äußerst komisch, ja geradezu opak vor, dass man in der Wohnung im zweiten Stock nie eine Menschenseele in die Wohnung rein- oder aus der Wohnung herauskommen sieht. Wahrscheinlich ist das ein heimliches Liebesnest. Wer könnte sich da wohl eingemietet haben? Vielleicht Bruce Willis? Aber ob der extra aus Amerika anreist, nur um eine heimliche Liebe zu treffen. Obwohl, hier würden ihn weder die Paparazzi noch die Fans vermuten. Und ichwürde natürlich absolutes Stillschweigen über Bruce Willis’ Anwesenheit in MEINEM Haus bewahren. Das ist doch Ehrensache. Und für zwei Tickets für die VIP-Lounge bei der Oscarverleihung werde ich versprechen, überhaupt nie wieder ein Wort zu sagen.
Mein Gott, ist das aufregend! Im Sprint stelle ich die Tasse und die Schreibsachen auf dem Küchentisch ab, öffne das Fenster und lehne mich so weit wie möglich über die Blumenkästen. Aber als ich die schwarze Stretchlimousine wieder im Blick habe, kann ich meinen kurzsichtigen Augen kaum glauben. Ich kneife sie in der Hoffnung auf ein schärferes Bild zusammen. Dort kann unmöglich Mister Right am Heck der Limo lehnen, über seinen Smoking streichen und erwartungsvoll zu mir hochschauen. Oder?
Wer war doch noch gleich Bruce Willis?
Unwichtig.
»Hast du Hunger?«
»Hmm?« Ich frage mich, ob ich auch wach bin?
»Ich habe einen Tisch im Ritz bestellt.«
»Aber du meinst doch wohl nicht das Ritz in Paris.«
»Doch.« Right öffnet die hintere Tür des Wagens und deutet mir den Weg in die Luxuskarosse.
Ich schnappe mir meine Tod’s und stürze aus der Tür, als das Handy in meiner Handtasche klingelt. Auf dem Weg vom dritten ins zweite Stockwerk klappe ich es auf und lese Marks SMS.
SÜSSE JIL SORRY WEGEN DER LETZTEN WOCHEN ICH VERMISSE DICH LG MARK
Auf dem Weg vom zweiten ins erste Stockwerk schreibe ich ihm eine SMS.
SÜSSER MARK ICH HABE DICH AUCH VERMISST RUF MICH SPÄTER AUF MEINEM HANDY AN LG JIL
Auf dem Weg vom ersten Stockwerk bis zur Haustürklappe ich das Handy zu und lasse es in meinen Briefkasten plumpsen.
Man benötigt mit einem Auto, das die Länge einer fünfköpfigen Elefantenfamilie hat, so
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