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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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Voller Fürsorge beobachtet er meine Handgriffe und weist mich ohne Worte in die richtigen Richtungen, deutet heimlich auf die passenden Dinge und badet mit einem charmanten Lächeln meine kleinen Patzer aus, während ich hartnäckig damit beschäftigt bin, meine Fehltritte auf ein Minimum zu reduzieren.
    Einen großen Schwips und einen gigantischen Hummer später laufen Right und ich Hand in Hand durch Paris. Wir lassen Fotos von uns unter dem glitzernden Eiffelturm machen, sehen Straßenkünstlern bei wilden Stands und verblüffenden Zaubertricks zu (sie scheinen jedoch nur für mich verblüffend zu sein, da Right mir hinterher immer den Trick verrät) und kaufen uns Popcorn, um damit die touristenhungrigen Tauben zu füttern.
    Erst nach Stunden lassen wir uns erschöpft am Ufer der Seine nieder, kuscheln uns aneinander und beobachten den Sonnenaufgang. Behutsam legt Right seine Jacke über meine Schultern, zieht mich nahe zu sich heran und liebt mich, bis Paris langsam wieder erwacht.
    Fantastisch! Die Sonne geht auf und mit ihr alle gold verzierten, glamourösen Türen, die mir den Zutritt auf die luxuriöseste aller Drogen freigeben. Designerklamotten!
    Hektisch ziehe ich an Rights Hand, um mit ihm die Rue Cambon und die Rue du Faubourg-Saint-Honoré und die Avenue Montaigne entlangzuflanieren, nicht ohne ihn bei jedem Taubenschwarm, der über uns hinwegflattert, leidenschaftlich zu küssen.
    O là, là. Paris est très magnifique!
    Ach, das Leben ist wunderbar. Ich laufe mit einem psychedelischen Albtraum in einen Chanel-Laden und komme mit einem mintfarbenen Kaschmirkostüm wieder heraus. Und neuen Schuhen. Ich meine, Jimmy Choo ist unersetzbar, aber in den perlenbestickten Zehensandalen von Miss Coco Chanel läuft es sich einfach besser. Und Right ist geradezu göttlich! Ich wollte zwecks kontoübersteigender Forderungen nur Windowshopping machen, aber Right schiebt mich in jeden zweiten Laden hinein.
    »Du bist so bezaubernd, wenn du süß wie ein kleines Mädchen zu lächeln beginnst und deine Augen strahlen, sobald irgendetwas in einem Schaufenster blinkt oder glitzert.«
    Tja, was soll ich sagen? Es gibt Momente, da darf man einem Mann einfach nicht widersprechen!
    Wie ein Gentleman öffnet Right mir die Türen in die Welt des Stiles und der Dekadenz, lehnt sich in großen Ledersesseln zurück und amüsiert sich über meinen kindlichen Übereifer, während ich mich mit der Verkäuferin über Fashiontrends und Kollektionshighlights unterhalte. Ich habe immer gewusst, dass sich die vier langen Jahre Französisch in der Schule eines Tages einmal auszahlen würden.
    Dior, Givenchy, Lacroix, Cloé, Valentino und Balenciaga fließen über meine (Gänse)haut, während Rights DINERS CLUB auf edlen Samtkissen und Silbertabletts in die hinteren Bereiche der Boutiquen wandert.
    Nachdem wir eine berauschende Fülle an ästhetischen Kunstwerken erstanden haben, lassen Right und ich uns an einem kleinen Bistrotisch an den Champs-Elysées nieder und bestellen Croissants und Kaffee. Während ich noch akribisch damit beschäftigt bin, zu überprüfen, ob die neu erstandenen Diorschuhe idealerweiser auch zum Lacroix-Top passen, nimmt Right einen Schluck des dampfendenKaffees vor ihm und lächelt mich liebevoll über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg an. Auf einmal werden Dior und Givenchy und Lacroix das Unwichtigste der Welt. Ich lasse die Designertüten neben den Stuhl sinken und spüre, wie Paris mir seinen wahren Zauber offenbart.
    »Diese Stadt ist etwas Besonderes!«, sage ich und streiche Right sanft über die Wange.
    »Paris ist einfach eine Stadt. Sie wird erst mit dem richtigen Menschen zu etwas Besonderem.«
    »Ja. Ich glaube, da hast du Recht.«
    Right stellt seine Kaffeetasse ab, ergreift meine Hand und küsst sie, während er mich lange und eindringlich ansieht.
    »Jil, ich …«
    Ich lege meinen Finger auf seine Lippen, blicke ihn wortlos an und küsse ihn, bis jeglicher Dampf über unseren Kaffeetassen verflogen ist.
    Dieser Mann ist wirklich fantastisch. Mein Leben ist fantastisch. Ich hätte gern ein Abo! Wo muss ich unterschreiben? Ich brauche auch gar nicht das Kleingedruckte zu lesen, obwohl ich mir sicher bin, dass es irgendwo einen großen Haken geben muss. Aber das ist mir im Moment gleichgültig. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich schon heute darüber sorgen, dass es morgen regnen könnte. Was jedoch leider dazu führt, dass ich immer öfter mal im klatschnassen Regen stehe.
    Gelernte

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