Champion Jack Barron
riskieren könnte, einen blöden Bullen einzuweihen.
Yeah, und noch was, gib’s ruhig zu, Barron, etwas, das vielleicht nur der Sizilianer Vince verstehen würde. Vendetta heißt das Spiel, Bennie, nur ein Zwei-Mann-Spiel um alle Murmeln zwischen dir und mir. Dein Bursche hat deinen Zug versaut, und nun ist es wieder an mir, Howards, wag’ dich lieber nicht in dunkle Alleen. Ich nagle deinen fetten Arsch an der Wand fest, und du kennst den Grund! Niemand feuert Schüsse auf Jack Baron ab und kommt ungeschoren davon!
„Ich habe nicht die leiseste Ahnung, Officer“, sagte er. „Soweit ich weiß, habe ich keinen wirklichen Feind auf der ganzen Welt.“
15
Wunder moderner Technik, dachte Jack Barron, als er den Mietwagen aus der Seitenstraße heraus und wieder auf den Highway nach Evers steuerte. Während der Wagen an Geschwindigkeit gewann, betrachtete er den dünnen Manilaordner auf dem Beifahrersitz.
Nimm Schuleinschreibungsunterlagen und Geburtsurkunden der letzten fünfzehn Jahre, mach Lochkarten draus und füttere sie dem ollen Computer, und dann bekommst du die Karten aller Kinder, die eigentlich in der Schule sein sollten, es aber nicht sind. Mit diesem kleineren Stapel füttert man wieder den Computer, läßt ihn Sterbefälle, Umzugsmeldungen und degleichen, wieder für den Fünzehnjahreszeitraum, aussortieren, dann bekommt man ein paar tausend Karten von Kindern, die am Leben und mehr als einen Monat im Staat sind; den Stapel läßt man wieder nach Krankenhausfällen und sonstigen Institutionen durchsuchen, unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Situation im Elternhaus, und sortiert aus, was nicht in einem Umkreis von fünfzig Meilen um Evers liegt – und dann erhält man vier kleine Kärtchen, vier kleine Besuche, vier Itzibitzis aus dem ganzen verdammten Staat. So einfach ist das.
Vier Karten, vier Negerkinder, im Alter von sieben bis zehn Jahren, die Eltern entweder Asoziale oder Wohlfahrtsabhängige. Vier Kinder, die vom Anlitz der Erde verschwunden sind.
Vier Besuche in verfallenen Schuppen. Vier neue Wagen vor den traditionellen Südstaaten-Niggerstadt-Rattenlöchern, die Reichweite vom Buick bis hin zum wahrhaftigen Rolls. Vier verrückte Märchen: „Ausbildungsstiftung“, ein Kind besucht schon seit sechs Monaten reiche Verwandte, einmal Geht-Sie-verdammt-nichts-an, und der eine Blödmann glaubte tatsächlich, sein Kind sei heute vom Königshaus eines überhaupt nicht existierenden schwarzafrikanischen Staates adoptiert worden. Alle vier für einen Sack voll Geld an vier verschiedene hochstehende Weiße verkauft, deren Spuren sich nicht verfolgen lassen, ebensowenig wie die Herkunft des Geldes.
Kein Zweifel, dachte Barron, während er auf die linke Fahrspur überwechselte, wer auch immer dahintersteckt, ist höllisch vorsichtig. Und schwerreich. Jede Menge Geld und verdammt kluges Taktieren, fünf Versuche und fünf Käufe, und alle in Situationen, die sorgsam darauf untersucht wurden, möglichst wenig Wellen bei der Regierung zu verursachen. Das läßt auf eine Privatperson mit Zugang zu einem verdammt teuren Computer schließen, reich genug, um einen Experten des Amtes der Mississippi State Records kaufen zu können – wenigstens aber einen der Hauptverantwortlichen davon. Bei einem Durchschnitt von fünzigtausend pro Kind ergibt das eine runde Viertelmillion, ganz zu schweigen davon, was es kostet, den Computer zu kaufen, oder die Computerzeit, mindestens fünf Handlanger, um an Regierungsunterlagen ranzukommen … Millionensummen, nur um fünf Kinder zu bekommen!
Wer sonst könnte dahinterstecken als der wahnsinnige Wichser Howards?
Und warum tötete er Hennering, der hiervon keine Ahnung hatte? Hat er das wirklich? Hennering fand heraus, daß die Stiftung Kinder kaufte, also hat Howards ihn beseitigen lassen …? Millionen von Dollars und gefährliche Morde, nur um supercool an Kinder ranzukommen? Bennie ist einfach nicht der Frustrierter-Vater-Typ! Nur eines könnte Bennie veranlassen, sich wie ein paranoider Spender zu verhalten – Unsterblichkeit, sein Leben, das Wissen, daß sonst sein Schiff sinken würde. Aber warum riskiert er sein wertvolles Leben wegen …?
„Schmuck,“ grunzte Barron laut. Klar, das mußte es sein – nur eines kann Bennie das Risiko so vieler neuer Morde eingehen lassen – das Decken früherer Morde, und der einzige Grund für ihn, so viele Morde zu riskieren, ist die gottverdammte Unsterblichkeit. Jesses, das paßt … er muß diese
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