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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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so lebhafte Realität tritt.
    Barron wußte das, wußte es so gut, daß er bereits ein Phantasiebild erschaffen hatte, um diesen essentiellen nonverbalen Mittwochnacht-psychedelischen-Moment in den normalen Strom der Erinnerung zu konkretisieren: Das Innere des Studios war tatsächlich das Innere von hundert Millionen Fernsehgeräten. Und es gab eine Kreatur seines Namens, die dort drinnen lebte (die aus Monitoraugen sah, durch Vidphonohren hörte, und die ihre inneren Gefühle mittels kinästhetischen Sinnen ausdrückte, Bilder mit Fußpedalen erzeugte, befahl, bedrohte, gewährte – und das alles durch die Kreise und Satelliten der großen Gestalt elektronischer Integration, das Netzwerk, in das er eingesponnen war, der Hauptschalter im Kreis), eine Stunde pro Woche, wahrlich eine Kreatur, von ihm entworfen und gebaut wie der Android Frankensteins, eine Kreatur seines Willens, aber nur ein Segment seiner ganzen Persönlichkeit.
    Aus dem Studio herauszukommen war Geburt und Tod zugleich: Tritt-sie-in-den-Arsch, Elektronisch-übermitteltes-Bild-der-Macht, Phosphorpünktchen-Jack Barron starb dann, von seinen elektronischen Sinnen abgeschnitten und losgelöst von seinen Stromkreisen der Macht; und der weichfleischene, hungrigbäuchige, frauenhungrige, kratzbürstige Jack Barron the Kid, der Boy Desperado, Jack-und-Sara (sachte!) wurde neu geboren.
    Barron verließ das Studio, ging einen Korridor hinab, öffnete eine Tür und betrat die Kontrollkabinen. Er nickte den Jungs zu, die ihre Muskeln streckten und sich hinter den drei Reihen mit Vidphonen vollgepackter Schreibtische Horrorstories erzählten. Er war gerade im Begriff, die Tür zur Regiekabine zu öffnen, als Vince Gelardi von selbst herauskam.
    „Voll den alten Schwung drauf heute abend,“ sagte Gelardi. „In Peoria und den anderen traditionellen Showbizflecken {3} kam es ausgezeichnet an.“
    „Den alten Schwung?“ schnappte Barron mit einstudiertem Zorn, wissend, daß er bei allem Schwung gerade noch die Kamikazeklippe hatte verfehlen können. „Den alten Schwung? Du irrsinniger Kanake, du hast mich fast meine Stellung gekostet, mehr nicht! Wäre ich nicht der brillante, gewiefte Wunderknabe Jack Barron, dann würden du und ich und die ganze verdammte Crew hier wahrscheinlich ab morgen draußen rumlaufen und Straßenpflaster fegen.“
    „Ich stand eben unter dem Eindruck, Champion Jack Barron zu machen, die Show, die jeden aus der Reserve locken kann, nicht nur alte, verknöcherte Priesterheinis“, bellte Gelardi. „Man erwartet schließlich von uns, kontrovers zu erscheinen, oder etwa nicht?“
    „Du hast das Stichwort gegeben, Vince, und es lautet, kontrovers zu erscheinen“, antwortete Barron, jetzt nur noch halb so ernst. „Wir kümmern uns um Krüppel und um herzlose Tyrannen auf tönernen Füßen, und wenn wir mal richtig loslegen wollen, dann eben um großmäulige Dum-Dums wie Shabazz oder Withers. Wir bohren keine glühenden Nadeln in die Flanken von Tigern mit gewaltigen F.C.C.-Sponsorzähnen wie Howards. Wir fassen den Tiger auch hin und wieder mal am Schwanz und kneifen ihn, damit er etwas brüllt, aber auf keinen Fall dürfen wir den Schwanz um unsere Hüften wickeln und besagten Tiger mit einer Pferdepeitsche verprügeln.“
    „Ach, Scheißdreck. Ich wußte, wie du’s hinbiegen würdest, und ich wußte, wie’s hinterher aussehen würde, und ich wußte auch, daß du es wußtest“, antwortete Gelardi gutmütig. „Will sagen, Bennie Howards wird nichts weiter als ein winziges Magengeschwürchen bekommen, und daher habe ich dir Johnson durchgegeben. Ich wußte, du würdest Wunden schlagen, aber keine ernsten Wunden. Du bist mein Idol, Jack, das weißt du genau.“
    Barron lachte. „Und ich nehme an, du wußtest auch, daß Teddy Hennering plötzlich gallopierenden Gehirnschwund bekommen hatte, nehme ich an?“ fragte Jack Barron, im nachhinein sehr zufrieden mit seiner Fußarbeit.
    Gelardi zuckte die Achseln. „Also ist sogar der große Vince Gelardi nicht unfehlbar“, sagte er. „Schien mir aber eher ein plötzlicher Anfall von Gewissensbissen zu sein.“
    „Gibt’s da einen Unterschied?“ fragte Barron ätzend. „Wenn ja, spielt es keine Rolle, weil die Resultate sowieso dieselben sind. Und da wir gerade von Resultaten sprechen – hat Howards’ Sekretärin ihre Nummer bei dir hinterlassen?“
    „Du hast wohTn Arsch offen“, antwortete Gelardi, und Barron sah (ah, gut!), daß es ihm ernst war.
    „Vince, mein Junge“,

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