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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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dummen Frau den Kopf verdreht hat – Frau ohne Verteidigungsmöglichkeiten gegen die große Action der Stiftung. Scheiße, wer würde denn nicht mitspielen, um der Chance des ewigen Lebens willen, du etwa nicht? Hast du es nicht auch getan? Tust du es nicht immer noch? Nur darum geht’s doch!
    Er sah an ihr vorbei und betrachtete Brooklyn im Dämmerlicht, jenseits des East River und jenseits des dröhnenden New Yorker Stadtverkehrs, Stahldschungelfleischfressergeräusche, die vierundzwanzig Stunden täglich andauerten, und nicht einmal in seinem kleinen Kalifornien im dreiundzwanzigsten Stock konnte er der stinkenden Wirklichkeit entkommen, der Machtrealität, durch die die Welt sich drehte und dauernd selbst hinter ihrem Schwanz und ihrem Arschloch herjagte – nicht für Sara oder Luke oder die (nach neuesten Schätzungen) hundert Millionen Menschen.
    Oder Jack Barron.
    Entweder man läßt sich Krallen wachsen, oder man wird den Löwen zum Fraß vorgeworfen.
    „Ich bin zu elend, dich zu hassen“, sagte er. „Vielleicht schulde ich Howards sogar einen Gefallen dafür, daß er eine Erwachsene aus dir gemacht hat, was ich niemals konnte. Vielleicht wirst du nun nicht mehr so laut vom Aussteiger erzählen, denn Bennie hat recht, wir alle haben unseren Preis. Und wer denkt, er nicht, dem ist eben noch nicht der richtige Preis angeboten worden. Dich hassen, ich sollte mich selbst hassen, und ich kapier’ das Masochistenschpiel einfach nicht. Du haßtest mich also, als du zu mir zurückgekommen bist, das hast du getan wegen der Chance auf das ewige Leben, deswegen hast du Babybolschewikenspiele mit mir gespielt. Auf seltsame, komische Weise respektiere ich das, denn ich hätte an deiner Stelle nicht anders gehandelt, die Frage ist nur, liebst du mich jetzt wirklich?“
    „Ich habe dich in meinem ganzen Leben nie mehr geliebt“, antwortete sie, und er sah den versponnenen Verehrungsblick in ihren Augen, Wärme durchströmte ihn, von den Zehenspitzen angefangen, strömte durch seine Ohren, während er die heiße Liebe sah, die sie für ihn empfand, für ihn, nicht für das vierfarbige Abbild von Jack Barron, nicht für den babybolschewikischen, billigen, großspurigen Galahad-Helden … Mich, dachte er. Vielleicht kapiert sie endlich, was ich wirklich bin – was auch immer das sein mag!
    „Gleichfalls“, sagte er und küßte sie sanft und zärtlich, ihre offenen Münder kosteten einander wie beim ersten Mal, aber auch ohne das Zungenspiel war es ein Kuß der Liebe ohne Lust, und er konnte sich nicht daran erinnern, sie jemals zuvor so geküßt zu haben.
    „Wirst du es tun?“ fragte sie ihn, noch immer die Arme um seine Hüften geschlungen und mit ernstem Kleinmädchenverschwörergesicht, sogar jetzt spielt sie noch, aber wie kann ich ihr daraus einen Vorwurf machen, wo es mir doch genauso geht?
    „Was tun?“ lautete seine Gegenfrage, die von einem aufgesetzten Das-Spiel-geht-los-Vidphonlächeln begleitet wurde.
    „Die Verträge unterschreiben.“
    „Ich wäre ein Depp, es nicht zu tun, oder?“ sagte Jack Barron. Und das ist das Wesentliche, nicht wahr. Welcher Depp wäre dumm genug, den Tod zu wählen? Du weißt wirklich Bescheid, nicht wahr, Bennie?
    „Aber du wirst … du wirst das Spiel dieses scheußlichen Reptils nicht mitspielen, oder?“ fragte sie (und hier sah er wieder den verdammten Berkeleyblick in ihren Augen, den Jack-und-Sara-gegen-die-Mächte-des-Bösen-Blick, wird sie eigentlich niemals erwachsen werden? Willst du selbst eigentlich, daß sie es wird?). „Die ganzen Leute dort draußen, die dir vertrauen, ob du willst oder nicht … Du kannst die ganzen Leute nicht verkaufen, die an dich glauben und sie sterben lassen, nur weil du deinen Anteil bekommen hast. Ich meine, wenn wir erst die Unsterblichkeit haben, dann mußt du Howards vernichten. Du bist der einzige, der ihn aufhalten kann, der Mann, an den hundert Millionen glauben, der einzige Mann, vor dem Howards sich fürchtet, du bist … du bist Jack Barron, und manchmal glaube ich, du bist der einzige, der nicht weiß, wer oder was Jack Barron ist. Du kannst nicht Benedict Howards Handlanger und Speichellecker sein … du bist Jack Barron.“
    Barron zog sie an sich, sah hinaus über das Straßennetz, die Lichter von Brooklyn, die sich von Küste zu Küste erstreckten, während sie ihr Gesicht an seiner Schulter begrub, hundert Millionen Fernsehantennen-Mittwochnachtaugen, die alle ihn ansahen, und was würden die sagen, diese

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