Change for a Kill
für seine Sicherheit garantieren kann.“
„Samuel? Kommen Sie bitte mal rüber!“, brüllte Kathryn quer durch den Raum. Schicksalsergeben gehorchte er. Diese Frau erinnerte ihn an seine Großmutter Amy, im Guten wie im Schlechten.
„Fühlen Sie sich bedroht?“, fragte sie mit kritischem Blick aus tiefschwarzen Augen. So hatte seine Oma ihn angeschaut, als sie wissen wollte, ob er nach dem lächerlichen Absturz von einem Felsvorsprung aus lediglich fünf Metern Höhe etwa Schmerzen habe. Und trotz blutiger Abschürfungen, geprelltem Rücken, gebrochenem Steißbein und verknackstem Fußknöchel hatte er damals mit elf dieselbe Antwort gegeben wie jetzt: „Selbstverständlich nicht.“
„Sehen Sie, alles bestens, Dylan“, grollte die Polizeichefin und klopfte Samuel auf die Schulter, dass er fast in die Knie gegangen wäre.
„Siehst du, echte Männer weinen nicht, Rebecca. Mach nicht immer solch ein Theater um deinen Jungen, der ist nicht aus Zucker“, grollte seine Oma, die mit ihrer Schwiegertochter nie einer Meinung sein konnte, und tätschelte Samuel die Wange, dass ihm noch Stunden später die Haut brannte.
„Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie irgendetwas benötigen. Mehr Leute, Ausrüstung, ein zusätzliches Labor, egal was. Wir müssen den Mörder schnappen, bevor Shonnam in einem Bürgerkrieg versinkt oder in den Randgebieten alles außer Kontrolle gerät. Das Misstrauen zwischen den einzelnen Rassen wächst täglich und dass der Kerl sich jetzt an einem Kind vergriffen hat, ist eine Katastrophe in der vergifteten Atmosphäre, die bereits herrscht!“
Mit diesen Worten stampfte die Bärenwandlerin hinaus, was mit einem allgemeinen Aufatmen quittiert wurde.
„Wir sind fertig mit den Tafeln, Sammy, schau es dir an. Du hast den frischesten Blick auf die Details. Siehst du irgendwelche Zusammenhänge?“
Samuel setzte sich auf den Tisch, an dem er bislang gelesen hatte, und studierte die beiden großen, eng beschriebenen White Boards.
Edward, der neunundvierzigjährige Fuchswandler, der im Stadtgebiet der Bärenwandler gefunden wurde. Abgelegt auf einem öffentlichen Platz, ob er dort auch ermordet wurde, war unklar. Er war Journalist gewesen, als er jünger war, hatte den Job vor Jahren aufgegeben und sich als mobiler Mechaniker durchgeschlagen, der auf Zuruf an Unfallstellen kam. An dem Tag seines Todes war er auf dem Weg zu einem Bärenwandler gewesen, einem Handwerker, dessen Transporter einen Motorschaden hatte. Bis dort war Edward nie gekommen, man hatte ihn rund vier Kilometer entfernt gefunden.
Ansonsten gab es jämmerlich wenig über ihn zu sagen. Er hatte nach Scheidung allein gelebt, seine beiden Kinder waren erwachsen und hatten keinen Kontakt zu ihm gehabt. Freunde gab es nicht, seine ehemaligen Kollegen bei der Zeitung, wo er gearbeitet hatte, sprachen von Trunksucht und Depressionen. Gewalttätig war er nie geworden, dafür gab es zwei fehlgeschlagene Selbstmordversuche in den Akten, bei denen er von Brücken springen wollte.
Opfer Nummer zwei war Sally Rashton Concolor, eine Pumawandlerin. Die einunddreißigjährige Hausfrau und Mutter von vier Kindern unter sieben Jahren war im Vorgarten ihres eigenen Hauses am Randgebiet von Shonnam gefunden worden. Sie war glücklich verheiratet. Ihr Mann war kurz einkaufen gegangen und hatte die ganze Nachbarschaft zusammengebrüllt, als er ihre Leiche entdeckte. Freunde und Verwandte erzählten einhellig, dass sie ein regelrecht langweilig-normales Leben geführt hatte. Manchmal hätte sie beklagt, sich mit den Kindern unterfordert zu fühlen, sie wollte über kurz oder lang in ihren Beruf als Physiotherapeutin zurückkehren. Edwards Unterlagen ließen keinen Rückschluss zu, dass sie oder ihr Mann jemals seine Dienste als Mechaniker in Anspruch genommen hatten, sie hatte ihn in ihrer beruflich aktiven Phase niemals therapiert und da sie weit auseinander wohnten, war es eher unwahrscheinlich, dass es andere Berührungspunkte zwischen ihnen gegeben haben könnte. Opfer Nummer drei war ein siebenundfünfzigjähriger Professor für Agrarwissenschaft namens Jerome Chestfield Onca. Der Jaguarwandler galt als wohlhabend, kontaktscheu und gelegentlich exzentrisch. Man hatte ihn im Gebiet eines Löwenrudels weit draußen in der Wildnis gefunden, wo er drei Tage lang unentdeckt im Unterholz gelegen hatte. Jerome hatte sich zahlreiche Feinde geschaffen, als er das Einsatzverbot eines beliebten Kunstdüngers landesweit durchsetzen konnte. Seine
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