Change for a Kill
besänftigen.“ Er erklärte mit zwei kurzen Sätzen, wer Daniel war, den Sammy noch nicht kennen gelernt hatte.
Sam starrte mit gefurchter Stirn in die Ferne.
„Alles klar bei dir?“, fragte Dylan nach einigen Minuten besorgt.
„Ich dachte bloß gerade … Welche Personen können sich in allen Territorien bewegen, ohne Aufsehen zu erregen, obwohl sie womöglich von feindlichen Wandlerrassen abstammen? Der Mörder konnte sich unbemerkt in vier Gebiete einschleichen, ohne Spuren zu hinterlassen. Das ist nur möglich, wenn man die Gegend kennt. Um unauffällig das Gelände auszuspähen, muss man jemand sein, den niemand als Eindringling betrachtet.“
„In diese Richtung ermitteln wir seit Opfer Nummer drei“, erwiderte Dylan. „Feuerwehr, Notärzte, aber auch Warentransporte und so weiter. Wir haben längst nicht alle durch und werden das auf die Schnelle auch nicht schaffen. Keiner hat sich bislang als Augenzeuge gemeldet, wir konnten weder Fahrzeuge noch einzelne Personen mit jedem der Tatorte in Verbindung bringen.“
„Trotzdem …“ Sam schüttelte unwirsch den Kopf. „Irgendetwas nagt an mir, ich bekomme es noch nicht zu fassen.“
„Vielleicht hilft Kaffee weiter? Komm, ich mach Frühstück und dann fahren wir zum Hauptquartier.“
Samuel war froh, als sie endlich losfuhren. Außer Tyrell hatten sich alle Geparde mit an den Frühstückstisch gesellt. Es war eine laute, fröhliche Truppe, die miteinander scherzten und dabei oft genug derb oder sogar beleidigend wurden, zumindest in seinen Ohren. Trotzdem lachten alle und schienen sich wohl zu fühlen. Es irritierte ihn, als Marc, der älteste und eigentlich einer der ruhigeren Rudelmitglieder, auf einen der Kommentare tatsächlich eingeschnappt reagierte, den Samuel für eher harmlos gehalten hatte. Zum Glück schmollte Marc nicht, darum blieb die Stimmung heiter. Fast schon zu heiter, vor allem als Cory und Aaron sich zwischendurch verwandelten und in Gepardengestalt über den Boden rollten, um spielerisch miteinander zu rangeln und dabei alle anderen anzurempeln. Keinen störte es, nur für Samuel war es zu viel – zu viel Krach, zu viel Körperkontakt, zu viel Ausgelassenheit. Er war schließlich hier, um gegen einen Mörder zu ermitteln!
Falls Dylan etwas von seinem Unbehagen bemerkte, ließ er es sich nicht anmerken.
Im Hauptquartier bekam Samuel erst einmal alle Akten der bisherigen Mordopfer in die Hand, damit er endlich die Details studieren konnte. Dylan und die anderen Teammitglieder teilten währenddessen die wichtigsten Stichpunkte auf den beiden White Boards auf, da die zweite Tafel bereits früh am Morgen geliefert wurde – und das, wo Dylan sie erst gestern spätabends bestellt hatte.
„Wir wollen, dass die Morde geklärt werden, koste es, was es wolle“, sagte Kathryn, die Polizeichefin, äußerst grimmig. Sie war persönlich erschienen, um das White Board zu bringen und sich dabei ein Bild vom Status quo der Ermittlungen zu machen. Dass sie nicht wirklich zufrieden war, verstand sich von selbst.
„Wie schlägt sich unsere geflügelte Verstärkung?“, fragte sie Dylan abfällig. Möglicherweise wollte sie dabei leise sprechen, damit er es am anderen Ende des Raumes nicht mit anhören konnte, doch ihre Stimme dröhnte, dass man es vermutlich noch auf dem Flur mitbekam, ohne zu lauschen. Diese Frau war einfach zu groß, zu massig, um übersehen werden zu können.
„Er ist uns eine große Hilfe. Ganz wie erhofft und noch besser als erwartet. Sammy findet Details beim Aufklärungsflug, die uns nicht zugänglich wären. Ich will mit ihm heute die Tatorte besichtigen. Beweise oder Spuren werden nach der langen Zeit nicht mehr offen herumliegen, aber vielleicht erkennt er trotzdem Zusammenhänge, die uns bislang verschlossen geblieben sind.“
Samuel vergrub sich so tief wie möglich in den Laborbefund von Opfer Nummer zwei, um den Lobpreisungen zu entgehen. Es machte ihn verlegen, dass Dylan auf solch überschwängliche Weise von ihm sprach. Ob er auch wirklich alles meinte, was er da sagte?
„Es gibt allerdings erhebliche Probleme mit dem Verhalten ihm gegenüber bei fast allen Leuten, sowohl hier drinnen als auch dort draußen, Kathryn“, fuhr Dylan fort. „Sammy ist gestern fast erschossen worden, er wird angefeindet, viele haben Angst vor ihm, obwohl er ihnen nicht den geringsten Anlass dafür bietet. Wir haben wohl unterschätzt, wie heftig das Feindbild in den Köpfen verankert ist und ich weiß nicht, ob ich
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