Change for a Kill
vorbeiging, aber zumindest zeigte der Junge weder Hass noch Angst. Das ihm unbehaglich war, nachdem er gestern geholfen hatte, ihn schwer zu misshandeln, war verständlich, half allerdings niemandem weiter. Möglicherweise würde er noch Wochen hier bleiben müssen! Er blieb vor ihm stehen und suchte hastig nach passenden Worten, um ihm zu sagen, dass er ihm und den anderen verziehen hatte.
Ihm fiel nichts ein, darum beschränkte er sich darauf, ihm schweigend zuzunicken. Aaron blickte hilfesuchend zu Dylan hinüber, der sie beobachtete.
„Es ist okay“, sagte Dylan leise.
Aaron erwiderte das Nicken in Samuels Richtung und wirkte dabei erleichtert.
Da die Tür offen gestanden hatte, konnten die anderen Rudelmitglieder diese kleine und doch bedeutsame Geste mitverfolgen. Samuel wiederholte das Ganze, froh, als sich danach die Anspannung auflöste und alle anwesenden Geparde sich ihm gegenüber unverkrampft benahmen.
Während sie aßen – der Linseneintopf schmeckte gut, auch wenn er auf für ihn fremdartige Weise gewürzt war – erzählte Dylan, was heute geschehen war. Es schien ihm zu intim, dieser Moment, den das Rudel miteinander teilte, auch wenn nur von der Arbeit gesprochen wurde, darum entschuldigte Samuel sich nach dem Essen und verzog sich ins Bad, um zu duschen. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Seine Streifschussverletzung brannte wie verrückt, seine malträtierten Muskeln und Gelenke nahmen es ihm übel, dass er nach der Tortur in der Nacht heute so viel geflogen war. Alles, was er jetzt noch wollte, war heißes Wasser zur Entspannung und einige Stunden ungestörten Schlaf.
Genüsslich ließ er sich berieseln, es tat richtig gut.
Samuel war gerade dabei sich abzutrocknen, als er Schritte vor der Tür hörte. Alle wussten, dass er hier drinnen war, warum sollte also jemand hereinkommen wollen? Er schaffte es gerade noch, sich das Handtuch um die Hüfte zu schlingen und nach seinem grauen T-Shirt zu greifen, als die Tür bereits geöffnet wurde. Es war Dylan, der ihm ein breites Grinsen schenkte, während er dicht an ihn heranrückte – sehr dicht. Samuel wich unbehaglich bis an die Wand zurück. Katzenwandler pflegten deutlich mehr Körperkontakt, als er es gewohnt war, gehörte dieses Verhalten zum normalen Umgang?
„Ich wollte nachsehen, ob du dich bereits durch den Abfluss gespült hast. Ich will auch noch duschen, okay?“, wisperte Dylan ihm ins Ohr. Seine Nähe machte Samuel nervös. Dieser verfluchte Kerl machte ihn schon die ganze Zeit über nervös!
„Hast du Angst vor mir, Sammy?“ Dylan presste sich an ihn, er witterte, wie unruhig und zugleich erregt der Adler war. Solch ein dominantes Verhalten kannte er vermutlich nicht und wusste darum nicht, wie er darauf reagieren sollte. Es wäre nicht schwer, den jungen Mann zu verführen, Samuel war erschöpft und verwirrt, überfordert von den für ihn fremdartigen Sitten der Katzenwandler. Er witterte ein tiefes Verlangen nach Sex, dem Sam wahrscheinlich nie zuvor nachgegeben hatte. Die meisten Raubvögel blieben strikt enthaltsam, bis sie ihren Lebenspartner gewählt hatten. Es hätte etwas für sich, diesen unschuldigen Körper als Erster in Besitz zu nehmen …
Aber das würde lediglich zu Komplikationen führen, die er sich nicht leisten konnte. Sam war als Ermittler hier, sie mussten zusammenarbeiten und einander vertrauen. Adler nahmen Sex sehr viel ernster als Katzen, Dylan wollte kein Herz brechen, nur um ein flüchtiges Abenteuer erleben zu dürfen. Wenn dieser Kerl bloß nicht so verdammt verführerisch wäre!
„Du solltest dich anziehen“, flüsterte er ihm ins Ohr. Sam erschauderte, wofür Dylan ihm beinahe einen Kuss aufgedrängt hätte. Herrgott noch mal, der Kleine gefiel ihm viel zu gut.
„Lass mich los“, bat Sam mit rauer Stimme. Mittlerweile zitterte er bereits vor Anspannung, und was sich da gegen Dylans Bauch presste, war keine Dienstpistole. Schmunzelnd drückte er ihre Unterleiber noch ein wenig stärker gegeneinander, bevor er ihn frei gab. Sammys Blick flackerte, als er das T-Shirt in seiner Hand betrachtete, als hätte er vergessen, was man damit machte. Er atmete schwer und sein Herz schlug so laut und heftig, dass es in Dylans Ohren dröhnte. Erst jetzt erinnerte er sich an Sams Wunde, die für die Nacht besser wieder verbunden werden sollte.
„Warte“, sagte er darum. Sam, der sich ein wenig orientierungslos zur Tür gewandt hatte, erstarrte und warf ihm einen Blick über die Schulter zu,
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