Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Change for a Kill

Change for a Kill

Titel: Change for a Kill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Amatis
Vom Netzwerk:
würde, dann wäre es leichter gewesen, ihm von dem Vorschlag zu erzählen, den er ihm machen wollte. Dies war die letzte Gelegenheit, also musste er sie nutzen, um es wenigstens versucht zu haben.
    „Darf ich mit ihm reden?“, fragte er Dylan, der sofort nickte, auch wenn er skeptisch wirkte.
    Samuel spürte, wie die anderen ihn beobachteten, als er um Corys Bett herumging und sich neben ihm niedersetzte, so, dass er dem Jungen ins Gesicht blicken konnte. Der betrachtete ihn überrascht – ein gutes Zeichen, wenigstens ignorierte er ihn nicht.
    „Hi“, sagte er leise.
    Cory zuckte die Schultern.
    „Du bist wütend.“ Samuel sprach es als Feststellung aus, nicht als Frage. „Sogar sehr wütend, nicht wahr? Wütend auf die Hyänen, auf Dylan, auf mich, die Welt, das Universum, den Rest, und am allermeisten auf dich selbst.“
    „Kann sein“, erwiderte Cory heiser, den Blick ins Leere gerichtet.
    „Du wünschst dir, dass dich endlich alle in Ruhe lassen. Aufhören, dir Mitleid und Verständnis aufzuzwingen.“
    „Und was wirst du mir aufzwingen? Tu nicht so, als würdest du verstehen, was mit mir ist. Dein Arm wird jedenfalls heilen“, erwiderte Cory patzig – laut genug, dass nun alle Gespräche verstummten.
    „Über mich können wir gerne gleich reden.“ Samuel tippte auf den schweren Gips, der seinen an vier Stellen gebrochenen Arm schiente. „Erzähl mir von dir. Was verlierst du, wenn deiner nicht mehr in Ordnung kommt?“
    „Machst du Witze, du Penner?“, schrie Cory und richtete sich auf. „Ich wollte zur Armee. Zu den Fallschirmjägern. Die nehmen keine Krüppel, vielleicht weißt du das.“
    „Und warum wolltest du zur Armee?“
    „Um unseren Leuten zu helfen, gegen Nicht-Wandler, Schmuggler, Drogenbarone. So wie Dylan es tut, nur mit weniger Papierkram und mehr echtem Einsatz. Ich will jagen, in kleinen Gruppen, mitten im Feindesgebiet. Und ich will fliegen. Nicht wie ein Adler, aber wenigstens wie ein Mensch es kann, mit Hubschrauber und Fallschirm.“ An den leisen Reaktionen der anderen konnte Samuel erkennen, dass niemand von Corys Träumen gewusst hatte, ausgenommen Aaron.
    „Die Ärzte wissen nicht genau, wie sich dein Arm entwickeln wird. Er wird jedenfalls nicht so bleiben.“
    „Wen interessiert das?“, brüllte der Junge. „Hast du nicht zugehört? Selbst wenn ich irgendwann wieder ein Glas festhalten kann, wird die Armee mich trotzdem nicht nehmen!“
    „Und was wäre dein Alternativtraum zum Fallschirmjäger?“, fragte Samuel sanft. „Du hattest jetzt mehrere Tage Zeit, darüber nachzudenken, was du mit deinem Leben anfangen willst.“
    „Außer Selbstmord ist mir nichts eingefallen, okay?“
    „Nein, nicht okay. Denk nach, Cory. Was würdest du tun, wenn dein Arm wieder einigermaßen nutzbar wäre? Vielleicht nicht genug für einen Fallschirmjäger, doch für viele andere Jobs schon?“
    Cory ließ sich mit einem Fluch zurück ins Kissen sinken, in Schweiß gebadet vor Anstrengung und sichtbar von starken Schmerzen gequält. Keiner rührte sich, niemand sagte ein Wort. Alle beobachteten sie still und warteten, hofften …
    „Mein Vater war Wandeltherapeut. Habt ihr so was auch? Jemand, der Kinder und Jugendliche trainiert, die entweder mit ihrem menschlichen oder ihren tierischen Körper Bewegungs- und Koordinationsprobleme haben. Er hat mich ein paar Mal mit in die Praxis genommen und es war … interessant. Da war dieses Mädchen, eine Gazelle, vier Jahre ungefähr. Die konnte in Tiergestalt laufen und springen, dass einem schwindelig wurde, aber als Mensch musste sie auf dem Bauch kriechen, weil sie keinen Schritt vor den anderen tun konnte. Ein paar Monate später war ich wieder da. Sie saß im Wartezimmer und zeigte auf ihre Füße. Sie trug pinkfarbene Sandalen und erklärte stolz, dass es ihre ersten Schuhe überhaupt wären. Und dann ist sie aufgesprungen und gelaufen, als hätte sie nie was anderes getan. Mein Vater meinte, sie wäre jung genug, darum könnte man noch Wunder bewirken. Das war irre …
    Na ja, kurz danach hat der Alte geheiratet, was er bei meiner Mutter immer verweigerte und ist weit weg gezogen.“ Cory nestelte mit der rechten Hand an seiner Decke herum, ohne irgendjemanden anzusehen. „Wenn ich nicht jagen und kämpfen kann, würde ich gerne so was machen. Kleine Wunder wirken. Doch dafür braucht man auch zwei gesunde Arme, oder?“ Er stieß heftig den Atem aus, blinzelte gegen die Tränen an, fluchte dabei vor sich hin. Als er zur

Weitere Kostenlose Bücher