Change
irrational, dass ich mich jetzt darauf einließ, aber etwas an dem schwarzhaarigen Jungen, der mich jetzt sanft anlächelte, faszinierte mich so sehr, dass ich mein Misstrauen beiseiteschob und seine Hand ergriff.
Nur um im selben Moment zu stolpern, da ich mein schmerzendes Bein belastete und es unter mir nachgab. Mike fing mich auf, bevor ich zu Boden gehen konnte. Schon wieder war ich ihm so nahe. Und das, obwohl ich eine regelrechte Berührungsphobie entwickelt hatte. Doch jetzt, in dieser Sekunde, trat sie gar nicht zu Tage. Vielleicht lag es an Mike, der mich nun angrinste.
„Geht es? Können wir? Ich denke, es ist besser, wenn ich dich stütze beim Laufen, da geht es schneller und du segelst nicht wieder zu Boden.“, behauptete er. Sein Arm hielt mich immer noch umfasst, ich sog fast schon genießerisch seinen sauberen, männlichen Duft durch meine Nase. Er gefiel mir, stellte ich fest. Genauso wie mir sein schönes Lächeln gefiel.
Ich nickte schließlich bedächtig zum Zeichen meines Einverständnisses und ließ ihn gewähren.
Mike ließ mich kurz los und legte meinen Arm über seine Schulter. Dann bewegte er sich vorsichtig vorwärts, einen Fuß nach dem anderen und beobachtete, wie ich ebenfalls einen Schritt nach vorne tat.
Langsam liefen wir los, jeder auf den anderen achtend. Mit der Zeit bekamen wir einen guten Rhythmus hin, auch wenn der Schmerz immer wieder in meinem Bein aufloderte und ich deswegen zögernder reagierte als er.
Mike hatte behauptet, die zurück zu legende Strecke wäre recht kurz, doch mir kam sie immer noch zu lang vor. Mittlerweile stand mir der Schweiß auf der Stirn und meine Beine wurden bei jedem Schritt schwerer. Auch mein Atem verließ nur noch schleppend meinen Brustkorb, Zeichen der Anstrengung.
„Mach dich nicht so schwer. Du wiegst ja so viel wie ein ausgewachsener Blauwal.“, versuchte Mike, der genauso schnaufte wie ich, obwohl er es zu vertuschen versuchte, die Situation etwas aufzuheitern, doch der Versuch misslang.
„Klappe, Ishida.“, kam es von mir zwischen zwei abgehackten Atemzügen. Ich war überhaupt nicht in der Lage, herumzuwitzeln, so sehr tat mir das Bein weh. Es brannte richtiggehend und mir wurde schlecht beim Gedanken daran, wie es wohl aussehen musste. Dem Blut nach zu urteilen, das mein Hosenbein dunkelfleckig gefärbt hatte, würde der Anblick nicht allzu schön sein. Hoffentlich waren wir bald da, meine Kräfte verließen mich zusehends.
Ich murmelte ein leises: „Sorry … wollte nicht so gemein sein … aber …“, um die Schärfe meiner Worte zurückzunehmen, als ich realisierte, das Mike sie nicht verdient hatte, so wie er sich mit mir abmühte.
„Ist schon gut, du musst dich nicht entschuldigen.“, unterbrach er mich. Ich konnte die feinen Schweißtropfen auf seiner gebräunten Haut sehen, ermahnte mich dann aber dazu, ihn nicht anzustarren. Meine Gedanken drehten sich im Kreis, einerseits waren da immer noch die Furcht vor Mikes Unberechenbarkeit und die Angst, sich in ihm getäuscht zu haben. Andererseits konnte ich mir fast nicht vorstellen, dass er dies alles auf sich nahm, bloß um mich erneut zu quälen oder falsche Spielchen mit mir zu spielen. Ich spürte durch meine dünnen Klamotten hindurch seinen warmen Körper unter meinem Arm, fühlte seine Nähe. Und diese Nähe hinterließ ein angenehmes Gefühl in mir. Doch ich schämte mich für dieses Gefühl, wünschte mir, ich würde nicht so empfinden. Es kam mir falsch vor, vor allem in dieser Situation. Wie konnte ich mir so etwas erlauben?
Kurze Zeit später standen wir vor Mikes Haustür und ich sah ihm zu, wie er seine Schlüssel aus der Tasche zog, einhändig aufschloss und mich dann vorsichtig ins Haus dirigierte. Die Tür fiel ins Schloss und ich sah mich neugierig in Mikes Zuhause um. Draußen dämmerte es bereits und Mike verzichtete darauf, Licht anzumachen, doch was ich erkennen konnte, erfreute mich. Das Haus war sehr sauber und ordentlich, es verströmte den Eindruck von einer wohnlichen Atmosphäre. Seine Eltern suchte ich vergebens. Vielleicht waren sie nicht da. Was wahrscheinlich besser so war, ich konnte mir nicht vorstellen, das sie sonderlich begeistert wären, wenn sie sehen würden, wen Mike da mit anschleppte.
Mike beförderte mich in sein Zimmer, wo er mich vorsichtig aufs Sofa sinken ließ. Endlich. Ich konnte nun wirklich nicht mehr und schloss kurz die Augen. Für die ausführliche Musterung von Mikes Zimmer hatte ich weder Lust noch
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