Change
Kraft und so verschob ich das auf morgen.
Ich öffnete meine Augen erst wieder, als ich Mikes Hand an meinem Handgelenk spürte und seine besorgte Stimme vernahm: „Was ist los, Aiden? Geht es? Wie schlimm sind deine Verletzungen?“
Bevor ich jedoch antworten konnte, atmete ich erst noch mal durch, meine Brust hob und senkte sich rasch.
„Ja, es geht. Sind nur oberflächlich, denke ich. Mir tut nur der Bauch ein wenig weh, weil … naja, weil ich da was abgekriegt hab. Aber das geht schon wieder. Und das Bein…“
„Im Nebenzimmer ist ein Bad, da kannst du das Blut abwaschen. Hmm … brauchst du sonst noch etwas? Eine Schmerztablette oder so?“, bot er mir an, schon auf dem Sprung nach unten, um Verbandszeug oder was auch immer zu holen, mit dem er meine Verletzung am Arm versorgen wollte. Irgendwie benahm er sich etwas albern, aber im Moment störte es mich nicht besonders. Sein Angebot nach einer Schmerztablette schlug ich aus, indem ich kaum merklich den Kopf schüttelte. Mike beließ es dabei und verschwand zur Tür hinaus.
Ich nahm noch ein letztes Mal alle Kräfte zusammen und humpelte in Mikes Bad. Die Schuhe hatte ich bereits unten ausgezogen, sodass ich nun barfuß auf den Fließen schlurfte. Hoffentlich würde ich dadurch keine Blutflecke verteilen.
In Mikes Spiegel offenbarte sich mir nun das ganze Unheil, das auch nachdem ich das Blut aus dem Gesicht gewaschen hatte, nicht besser aussah. Das blaue Auge, die geschwollene Lippe und die aufgeschürfte Wange waren die Überreste der jetzigen und vergangenen Begegnungen mit meinen wunderbar netten Freunden. Doch das ließ sich nun nicht mehr ändern. Ich seufzte, schritt dann langsam und mit hängenden Schultern wieder zurück in Mikes Schlafzimmer und sank erneut auf das Sofa nieder.
Als Mike kurze Zeit später wieder im Zimmer ankam, saß ich mit heftig bebender Brust, die von der Anstrengung zeugte, die es mich gekostet hatte, ins Bad und zurück zu gelangen, auf dem Sofa und krempelte meinen Ärmel hoch. Zischend stieß ich die Luft zwischen den Zähnen hindurch aus. Der Anblick war nicht sonderlich schön, und auch wenn die Wunde augenscheinlich nicht mehr blutete, lag sofort der schwere, metallische Geruch des Blutes in der Luft. Noch schlimmer würde mein Bein aussehen. Davor grauste es mir noch mehr.
Mein Blick wanderte zu Mike, der sich vorsichtig vor mich hinkniete und mich fragend anblickte.
„Soll ich mich um die Wunden kümmern?“
Mein Blick war nicht gerade schmeichelhaft, kurz drängte sich mir der Gedanke auf, dass Mike den Verstand verloren habe. Doch dann sah ich den Verbandkasten neben ihm liegen und kam aus dem Wundern nicht mehr heraus. So untypisch war es doch für einen fast Fremden, sich um meine Verletzungen kümmern zu wollen. Doch wenn er es unbedingt wollte, musste er es halt tun. Ich fühlte mich zu schwach, um Protest einzulegen, der am Ende nichts nützen würde.
„Meinetwegen. Musst du aber nicht.“, antwortete ich leise.
„Ich weiß … aber ich mach das gerne.“, flüsterte Mike in noch geringerer Lautstärke, während er die lange Wunde an meinem Arm säuberte und dann desinfizierte. Ich zischte leise auf, als ich das Desinfektionsmittel auf der offenen Wunde spürte. Es brannte fürchterlich. Doch als Mike dann vorsichtig etwas Salbe auf meinen Arm strich, entspannte ich mich wieder. Das Brennen klang ab und hinterließ nur das Gefühl von Mikes warmen Fingern auf meiner empfindlichen Haut.
Als er dann einen Verband um meinen Arm wickelte, fragte ich ihn endlich das, was mir die ganze Zeit im Kopf herumgespukt war, während ich Mikes schwarze Haare betrachtet hatte, solange wie er sich um meinen Arm gekümmert hatte.
„Wieso machst du das gerne?“
Schweigen war die Antwort, Mike arbeitete stattdessen weiter und räumte die leere Packung des Verbandmaterials wieder in den Kasten, um danach mein Shirt herunterzukrempeln.
„Das ist wohl so meine Art. Ich helfe gerne.“, erklärte er schließlich, seine Stimme klang ernst und ließ keine Zweifel am Wahrheitsgehalt seiner Aussage aufkommen.
„Aha.“, bemerkte ich wenig geistreich und sah ihn zweifelnd an. Mike war seltsam. Einerseits sanft wie es nur ein Mann sein konnte, zuvorkommend, vertrauensvoll und fast schon zärtlich, andererseits überkam ihn manchmal auch seine sture, aggressive Natur, wenn er herumschrie oder seine Stellung verteidigte. Hatte er zwei Gesichter? Zwei Persönlichkeiten? Oder nur ein aufbrausendes Temperament?
„Hast
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