Change
immer vorhandenen Schutzwall zu dringen.
18. Kapitel
März 1994 - Aiden
Eigentlich war es ja nicht Mikes Schuld, dass mich meine inneren Dämonen quälten und ich deshalb aufgekratzt und ständig depressiv war. Das Trauma in mir saß zu tief, selbst nach einigen Wochen und Monaten hatte ich es kein Stück verarbeitet. Meine Beziehung zu Mike, währte sie doch bereits länger als ich es mir je hatte vorstellen können, war keinen Schritt vorangekommen. Wir traten auf der Stelle und das wollte ich eigentlich ändern – konnte es aber nicht. Die Angst ergriff zu oft Besitz von mir.
Und so wollte und konnte ich Mike nicht in meiner Nähe haben, ich war schließlich ständig am Durchdrehen. Ich wusste nicht, was Mike von mir dachte - vielleicht, dass ich nun doch nichts mehr von ihm wollte. Ich hoffte es nicht, denn es stimmte nicht. Ich wollte ihn sehr wohl - aber nicht jetzt. Vielleicht konnte er es verstehen.
Doch so, wie ich ihm versucht hatte, dies klar zu machen, glaubte ich nicht daran. Hysterisch war ich im Zimmer herumgelaufen, hatte meine hyperaktive Seite sich richtig ausleben lassen und Mike damit nervös gemacht. Dann hatte ich versucht, ihm schonend beizubringen, dass ich hier der Freak war, der an allem Schuld hatte. Auch daran, dass unsere Beziehung wohl nie funktionieren würde.
Meine seltsam unruhig vibrierende, kalt klingende Stimme zeugte von einer aufgelösten Stimmung; ich konnte mich selber beinahe nicht mehr sprechen hören. Deshalb hatte ich wahrscheinlich auch das Gesicht zu einer Grimasse verzogen, als ich zu Mike sprach. Er hätte mein Gesicht so oder so nicht erkennen können, da ich ihm den Rücken zugewandt hatte.
„Es ist besser, wenn du jetzt gehst. Ich muss heute mal meine Ruhe haben und allein sein.“
„Schon wieder?“, hatte ich Mikes warme Stimme mit einem fragenden Unterton vernommen. Noch schien er das von mir Gesagte nicht allzu ernst zu nehmen, denn eigentlich hätte ihn das verletzen müssen. Etwas, was ich vermeiden wollte, doch in meiner Verfassung hatte ich mich nicht darauf konzentrieren können, meine Worte sorgfältig abzuwiegen. Ich war froh, überhaupt noch in der Lage zu sein, wie ein vernünftiger Mensch aufrecht zu stehen und nicht in einer Zimmerecke zu sitzen und rumzuheulen.
Ruckartig hatte ich mich zu ihm umgedreht und hatte ihm direkt in seine dunklen, wunderschönen, warmen Augen gesehen. Nervös spielte meine Zunge mit dem Stecker an meiner Unterlippe. Es schmerzte mich schon, ihm nie die Wahrheit sagen zu können. Doch da ich wusste, dass es so besser war, verdrängte ich diese Qual.
„Mike … es tut mir Leid. Aber so bin ich nun mal. Ich brauch von Zeit zu Zeit Ruhe vor allen anderen.“, antwortete ich mit zittriger Stimme. Oh, wie sehr hasste ich sie doch in diesem Moment. Mike hatte mich traurig angeblickt.
„Auch vor mir?“
„Ja…“, hatte ich herausgebracht und geschluckt. „Auch vor dir.“
Mike war nach diesem Satz aufgestanden und hatte mich leicht ungläubig angesehen. Sein Blick verursachte in mir bittere Schmerzen.
„Das bist doch nicht du, Aiden!“, hatte er behauptet.
„Doch … das bin ich. So seltsam und freakig.“, hatte ich mit Bitterkeit in der Stimme geantwortet. Daraufhin war er dann endlich gegangen, jedoch nicht ohne mir einen letzten, verzweifelten Blick zuzuwerfen, bei dessen Anblick sich mein Magen herumdrehte.
Jetzt war das Licht weg, die Wärme, der Halt, es war alles verschwunden. Mir war wieder kalt und ich stolperte durch mein Leben, auf der Suche nach einem Halt.
Ohne Mike fühlte ich mich immer seltsam verloren. Doch er war weg. Und er würde heute auch nicht wiederkommen. Denn es war schließlich meine Schuld, dass er gegangen war. Ich hatte ihn so tief verletzt, dass er dann das Weite gesucht hatte, um vor meiner seltsamen Gemütsverfassung zu flüchten.
Kaum war er weg, nutzte ich die Zeit, mich endlich weit weg von all den Sorgen, von der schlechten Laune und von der scheußlichen realistischen Welt zu katapultieren. Ich besaß dafür so meine speziellen Dinge, die mich in eine bessere, schönere Welt entließen. Es hatte bereits eine Situation gegeben, in der ich es übertrieben hatte mit den Drogen und es beinahe sehr böse geendet hatte. Mich daran erinnernd rieb ich mir meinen Arm, auf dem die Narben jetzt durch um meine Handgelenke gewickelten, tätowierten Stacheldraht überdeckt wurden.
Doch diese fürchterliche Erinnerung hatte mich nicht gelehrt, damit
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