Changes (Beachrats: Teil 6)
um mich zu sehen.
Meine Eltern holten uns nicht am Flughafen ab. Stattdessen mieteten wir uns einen Wagen und fuhren zu ihnen. Ihr Haus war dreißig Minuten von St. Paul entfernt und ziemlich ländlich gelegen. Fünf Minuten entfernt war eine kleine Stadt. Dort arbeitete meine Mutter als Lehrerin und mein Vater war Angestellter einer Versicherungsgesellschaft, für die er einige der Bauern in der Gegend betreute.
»Mein Gott, ist das kalt«, sagte Jeff.
»Ich wünschte, du hättest dir noch eine dicke Jacke kaufen können.«
»Ich habe es versucht, aber in Newport Beach verkauft niemand Jacken, die dick genug für dieses Wetter sind. Vielleicht kann ich hier ja irgendwo eine kaufen.«
»Oder du ziehst eine von meinen Jacken an«, schlug ich vor. »Ich habe drei oder vier in meinem Schrank zuhause.«
Meine Eltern warteten bereits auf uns, als wir an ihrem Haus ankamen. Es war Freitag Nachmittag gegen 16 Uhr und es wurde bereits dunkel.
Nachdem wir uns begrüßt hatten, gingen wir in die Küche, um etwas Warmes zu trinken. Der Geruch des Abendessens, das meine Mom vorbereitete, lag bereits in der Luft.
»Sind Sie auch bei der Küstenwache, Jeff?«, fragte meine Mom.
»Nein, Ma‘am«, antwortete er. »Ich gehe aufs College und arbeite Teilzeit in einem Hotel.«
»In einem Hotel? Wie interessant«, sagte sie. »Was müssen Sie dort machen?«
»Ich arbeite dort am Empfang.«
»In Wirklichkeit macht er dort neben dem College so etwas wie eine Ausbildung für das Management«, ergänzte ich.
»Das stimmt«, sagte Jeff.
»Ich schätze, das ist eine interessante Arbeit«, warf mein Dad ein. »Ty, vielleicht solltest du dir überlegen, ob du nicht auch in diese Richtung gehen möchtest, wenn du bei der Küstenwache aufhörst. Das sollte nicht mehr lange dauern, oder?«
»Der 31. Mai ist mein letzter Tag«, antwortete ich. »Ich habe aber noch ein bisschen Urlaub angesammelt und ich habe vor, Anfang Mai mit dem College anzufangen.«
»In Florida?«, fragte er.
»Ja«, sagte ich leise.
Es war offensichtlich, dass ihnen diese Neuigkeit nicht besonders gefiel.
»Dad, ich habe versucht, mit dir und Mom darüber zu reden, aber ihr seid diesem Thema immer wieder ausgewichen.«
Bleib ruhig , sagte ich zu mir selbst.
»Nun, wir vermissen dich schrecklich«, sagte meine Mutter. »Aber dein Vater und ich wissen, dass du jetzt ein erwachsener Mann bist. Außerdem habe ich die Temperaturen da unten im Auge behalten und ich kann es dir nicht verübeln, dass du nicht unbedingt hier her zurück möchtest.«
»Das ist ein Grund, aber es gibt noch mehr«, sagte ich.
Jetzt oder nie , dachte ich. Der Moment der Wahrheit.
»Geht es um ein Mädchen?«, fragte sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
»Nein«, antwortete ich. »Mom, Dad, das ist wirklich nicht einfach zu sagen.«
Ich holte tief Luft und sah meine Eltern an.
»Ich bin schwul und Jeff und ich lieben uns.«
Da, ich hatte es gesagt. Ich wusste nicht, mit welcher Reaktion ich gerechnet hatte, aber es herrschte Totenstille. Es dauerte aber nicht lange, bis meine Mutter ihre Hand auf meine legte. Das war irgendwie beruhigend.
»Du wirst immer unser Sohn sein, Ty«, sagte sie.
»Und wir werden dich immer lieben«, fügte mein Dad hinzu. »Ich bin dir dafür dankbar, dass du es uns persönlich gesagt hast. Es wäre so viel einfacher gewesen, uns einfach einen Brief zu schreiben oder es am Telefon zu sagen. Das bewundere ich. Aber jetzt musst du gehen.«
Ich war fassungslos. Ich konnte einfach nicht glauben, was ich gerade gehört hatte.
»Dad?«, fragte ich.
»Henry?«, fragte meine Mutter schockiert.
»Mein Gott, das war nur ein Witz«, sagte mein Dad. »Beruhigt euch wieder, okay? Lasst uns etwas trinken und feiern.«
Grenzenlose Erleichterung überkam mich. Ich sah Jeff an.
»Reingelegt«, sagte er kaum hörbar zu mir.
»Das kannst du laut sagen«, flüsterte ich.
»Was kann er laut sagen?«, wollte mein Dad wissen.
Er war schon dabei, Eiswürfel in Gläser zu füllen.
Ich erklärte ihm das Reingelegt-Spiel, das vor allem Justin und Alex spielten und mein Dad fand es zum Schreien komisch. Als er lachte, entspannten wir uns alle. Selbst ich musste über die Situation lachen.
Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, setzten wir uns mit den Drinks ins Wohnzimmer. Meine Eltern hatten beide eine Million Fragen an uns und ich hatte wirklich den Eindruck, dass sie Jeff mochten. Nach einer Weile bat mein Dad mich, ihm bei der zweiten Runde Drinks in der
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