Chanur-Zyklus 2 - Das Unternehmen der Chanur
hoffe, Sie vergessen es nicht!«
»Sie sind an der Grenze. Glauben Sie es mir!«
Pyanfar stand da, während ihr das Herz gegen die Rippen hämmerte und das Licht sich weigerte, zurückzukommen. Sie wusste, dass Tirun an ihrer Seite stand, aber sie konnte sie nicht sehen. »Wohin werden Sie ihn bringen? Zum
Han?«
»Überlassen Sie das uns!«
»Nein! Sie sprechen von einem meiner Freunde. Ich kann richtig schwierig werden,
Ker
Rhif. Und wir befinden uns hier nicht in Hani-Raum!«
Es wurde für einige Zeit ruhig, und alles wirkte wie erstarrt.
Dann zuckte Rhif Ehrran mit den Ohren und durchbrach die Stille. »Sie sind ein Dummkopf, Chanur, aber ich kann nicht sagen, dass ich Ihre Position nicht respektiere.«
»Wohin bringen Sie ihn?«
»Vertrauen Sie mir, Chanur, wenn ich Ihnen sage, dass in diesem Universum auch Dinge ablaufen, die abseits von Ihren Interessen liegen. Es sollte Ihnen genügen, wenn ich feststelle, dass dies keine einseitige Aktion ist.«
»Verdammt, er ist keine Ladung Fisch!«
»Wenn Sie sich so um seine Sicherheit sorgen, Kapitän, schlage ich vor, dass Sie Abstand zwischen sich und ihn legen - wenn man den Zustand Ihres Schiffes bedenkt -, und mir ermöglichen, ihn von hier wegzubringen.«
Pyanfar wandte den Blick ab, fand aber nirgendwo sonst Trost. Blickte wieder zurück. »Wir bringen ihn.«
»Ich schicke einen Wagen.«
»Eine von meiner Besatzung wird ihn begleiten«, sagte Pyanfar ruhig. »Mit Ihrer Erlaubnis. Es wird ihm nicht gefallen.«
»Ich versichere Ihnen...«
Eine dunkle Gestalt erschien im Korridor, an der Eingangsröhre; Ehrrans Ohren zuckten herum und der Körper folgte, während Pyanfar in die Tasche langte. Aber es war eine Mahendo‘sat, kein Kif.
»Eine Zollbeamtin«, sagte Pyanfar.
»Ich gebe Ihnen einen Rat«, sagte Ehrran. »Dies hier ist Kshshti, nicht der Treffpunkt. Wenn Sie dieses Schiff wieder in Betrieb nehmen können, kehren Sie nach Urtur zurück und fliegen Sie von dort nach Kura weiter! Schnell! Wenn es das nicht durchhält, rühren Sie sich nicht!«
»Haben Sie der
Wohlstand
denselben Rat gegeben?«
»Die
Wohlstand
ist in Hani-Angelegenheiten unterwegs. Belassen wir es dabei.
Kümmern Sie sich nicht um Dinge, die Sie nichts angehen, Chanur!«
»Ich höre Sie. Ich höre Sie sehr gut.«
»Der Wagen ist in einer Stunde hier. Ich will nicht, dass etwas verpfuscht wird!«
»Verstanden, Kapitän.«
Ehrran neigte in zurückhaltender Höflichkeit den Kopf, winkte ihrer Begleiterin und verließ den Korridor, vorbei an der Mahendo‘sat, die sich umdrehte und sie anstarrte.
Es war eine kleine, besorgt aussehende mahen Beamte, die an der hinausgehenden Ehrran vorbeilatschte und einen Blick hinter ihr her warf. Es war eine mahen Frau, eine Bürofrau mit der üblichen Ansammlung von Klemmbrett, Signaturen, Siegeln und Notizbüchern, die überall an ihrem Brustkorb hingen; aber der Gürtel, der den Kilt an ihrer ziemlich spitzbäuchigen Gestalt festhielt, trug die Abzeichen mittlerer Autorität.
Sie zog den Bauch leicht ein und hob den Kopf - keine wundersame Umwandlung, aber dieses unansehnliche Individuum zeigte auf einmal doch einen etwas schärferen Blick.
»Ich Stimme«, sagte sie.
»Oh«, sagte Pyanfar und legte die Ohren zurück. Sie stemmte die Hände in die Hüften, atmete schnell ein und versuchte, ihre Gedanken für einen anderen Bezugsrahmen neu zu ordnen. Schon eine Stimme. Kein Docksbeamter. »Kennt Ehrran Sie?
Wessen
Stimme?«
Ein zweiter Blick zurück, diesmal mehr von oben herab und verächtlich. Die Stimme - falls sie eine war - trug keinen Namen und hatte keine besondere Identität, und doch war sie als Alter ego einer Persönlichkeit von beträchtlichem Rang, Sprecherin des Unsagbaren, direkte Unterhändlerin. Sie drehte sich wieder um und richtete sich auf. »Stimme von Stationsleiter Kshshti. Stationsleiter schicken sagen Ihnen Sie erstrangiger Dummkopf kommen an auf dieses Weise.«
»Hatte keine Wahl.«
»Noch mehr Dummkopf haben Umgang mit Dummkopf.«
Die Stimme deutete über die Schulter dorthin, wo die Ehrran verschwunden war. »Wo Ladung?«
Pyanfar zeigte der angeblichen Stimme eine missbilligende Geste. »Wo Vollmacht?«
Die Mahe zog einen kleinen Gegenstand aus dem Gürtel hervor, ein Abzeichen, das mit Gold eingelegt war und das Hafenemblem von Kshshti zeigte. »Sie behalten diese Ladung an Bord.«
Pyanfar senkte die Ohren und richtete sie wieder auf. »Sehen Sie...«
»Behalten. Nicht erlauben diese
Weitere Kostenlose Bücher