Chanur-Zyklus 2 - Das Unternehmen der Chanur
den Tisch unausgesprochen. Eine Menge besorgter Blicke kamen von Besatzungsmitgliedern, die wussten, welche Beschädigungen der Flügel aufzuweisen hatte. Niemand äußerte Zweifel.
»Hört mir zu!« fuhr Pyanfar fort und schob den Becher auf dem Tisch zur Seite. »Es stimmt: zwanzig Stunden. Wir bekommen erstklassige Arbeit. Eine ganz neue Konstruktion für da hinten.«
»Götter«, hauchte Geran ehrfürchtig. Chur blinzelte; Hilfy starrte Pyanfar an.
»Sie sagen zwanzig Stunden. Sie wollen selbst, dass wir so bald als möglich wieder abfliegen, haben ihre eigenen Gründe dafür. Jetzt ran! Wir müssen Tully in zehn Minuten unten auf dem Dock haben, verpackt und fertig.«
»Fährt eine von uns mit?« wollte Chur wissen.
»Du und Hilfy.« Die beiden hatten immer viel Umstände mit Tully gemacht. Indem sie es ihnen erlaubte, sorgte sie dafür, dass sie glücklich blieben.
»Bewaffnet!
Wir sind hier in Kshshti.«
»Ich werde gehen«, sagte Khym.
Sie blickte zu ihm und runzelte die Stirn. Ein ehrliches Angebot. Eine nutzlose Verrücktheit.
»Falls es Schwierigkeiten gibt«, meinte er.
»Nein.«
»Falls...«
»Nein!«
Sie stand auf und warf den Becher in den Müllschlucker. »Fangt an! Neun Minuten.«
Die Mannschaft beeilte sich. Haral nahm Tully ins Schlepptau, eine Hand um seinen Ellbogen, und ging mit ihm zur Brücke.
»Pyanfar«, sagte Khym, während er sich zwischen Tisch und Bank hervorarbeitete.
»Pyanfar, hör mir zu!«
»Wenn du schmollen möchtest, geh in dein Quartier und komm uns nicht In die Quere!«
»Ist es die Ehrran?«
»Ich habe keine Zeit!«
Sie schob sich an seinem Arm vorbei und eilte Richtung Brücke, warf sich herum, als sie hörte, wie er ihr folgte, und brachte ihn zum Stehen. »Gebrauche ein wenig Urteilsvermögen, Khym!«
»Ich versuche doch zu helfen!«
Sie blickte ihn verzweifelt an und sah, wie sich auch sein Gesichtsausdruck von Zorn in Verzweiflung verwandelte. In Kummer. Sie ging in Gedanken ein Dutzend Aufgaben durch, aber sie alle erforderten Fertigkeiten. »Du möchtest helfen, ich möchte die Kshshti-Daten aus dem Computer haben. Mach das!« Sie warf sich wieder herum und eilte weiter zur Brücke, um die Papiere zu holen, die sie dort unter sicherer Verwahrung hatte.
Sie mussten vom Schiff. Es war alles ein Paket, Tully und dieser Umschlag. Wenn die Ehrran von Tully wusste, dann wusste sie wahrscheinlich auch, dass er mit Dokumenten gekommen war. Und das alles musste in mahen Gewahrsam gelangen. Rasch. Pyanfar konnte der Delegierten den Zutritt zur Brücke verwehren; Die Gesetze gaben ihr das Recht dazu.
Aber seit die Kif Gaohn getroffen hatten, seit es im
Han
zu sehr vielen Veränderungen gekommen war... Ging man keine Risiken mehr ein. Die Götter allein wussten, was die von der
Wohlstand
beschwören würden. Soweit war es gekommen. Misstrauen gegen Fremde.
Misstrauen gegen Hani, die sich den Konventionen widersetzten. Fremde Wege, hieß es.
Hani-Männer außerhalb Anuurns; Die Hüter des Heims, die lernten, dass es auch Dinge außerhalb des
Han
gab, getreuere Freunde als andere Hani, Gedankenwege von Außenseitern.
Sie erreichte die Brücke, öffnete das Sicherheitsfach neben Harals Sitz und holte das kostbare Paket hervor - beging damit Verrat, falls sie das nicht schon vorher getan hatte. Sie rammte das Fach wieder zu. Haral drehte sich zu ihr um, das narbige Gesicht völlig gelassen.
Auch Khym war da und beobachtete sie nur von der Seite her, auf seine Weise so überzeugt weltgebunden wie der Ehrran-Clan.
Besorgt. Und schweigsam jetzt.
»Draußen kommt etwas«, sagte Haral, deren Augen und Ohren an dem Platz, wo sie saß, teilweise die der
Stolz
waren. Und deren Diskretion absolut war. »Zwei Minuten, Käpt‘n.«
ACHTES KAPITEL
Sie eilte den Korridor vom Lift aus hinunter, schaltete die Luftschleuse auf manuelle Innenbedienung und blickte zurück, als Hilfy und Chur und Geran mit Tully in ihrer Mitte herbeigeeilt kamen.
»Wagen auf dem Dock«, informierte Haral sie über die Rundspruchanlage. »Bedient ihr die Schleuse manuell?«
»Das muss ich«, sagte Pyanfar, während sie die Aufnahme neben den Schleusenkontrollen berührte. »Halte du nur scharfen Ausblick von da oben!«
Die vier kamen an, Tully ramponiert und unansehnlich wirkend in einem weißen Stsho- Hemd, das halb in die blaue Hani-Hose gestopft war. Das Hemd war ihm viel zu groß, die Hose zu klein; und als Gepäck hielt er einen weißen Plastiksack fest in der Hand, von der Art,
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