Chanur-Zyklus 4 - Die Heimkehr der Chanur
herbei, nicht ohne einen argwöhnischen Blick hinter den verschwindenden Mahendo‘sat her. »Hakt‘, das ist gefährlich!«
»Freund«, sagte sie. Und in einer perversen Regung streckte sie eine Hand aus und legte sie Skkukuk auf den mageren, muskulösen Arm, eine Berührung, vor der er zurückwich, aus ihrer Reichweite.
»Kkkt.« Als hätte sie ihn angegriffen. Ganz ähnlich ihrer eigenen instinktiven Reaktion auf Jik. Und sie hatte Jiks Berührung nicht als lebensbedrohend empfunden.
»Ich will dir etwas erklären, Skkukuk . Du reist in der Gesellschaft von Hani. Du wirst Sachen hören, die dich möglicherweise beunruhigen.« Sie streckte erneut die Hand aus, und diesmal erwischte sie ihn. Der Arm war dünn und hart wie Metall. Sie spürte ein Zittern darin. »Mache ich dir
Angst,
mein
Skku?
Unter Hani ist Macht von anderer Bedeutung. Sie bedeutet, dass eine Handvoll Clans gerade beschlossen hat, mir zu folgen, weil ich ihnen die einzige Möglichkeit geboten habe, hier herauszukommen, die sie je haben werden. Und weil Chanur besteht, seit es überhaupt Clans auf Anuurn gibt. Unsere Wurzeln gehen tief, und unsere Beziehungen sind kompliziert, und wir fordern Schulden ein, die sie aus Gründen des
Sfik
und des Selbstschutzes bezahlen müssen. Wir haben Bindungen zu Faha; Faha hat wieder eigene Bindungen. Die Götter wissen, dass ich erst in einer Bibliothek nachschlagen müsste, um zu sehen, wohin sie sich erstrecken. So sind wir eben. Der Clan ist
ein Wesen.
Du bist
Skku
von Chanur. Verstehst du? Benimm dich gegenüber den Fremden an Bord, und sie werden dir gegenüber kein bisschen Boden gewinnen. Sie haben nur eine Beziehung zu Chanur als Clan, begreifst du?«
Seine dunklen Augen glitzerten. Sie blickte aus einer Handspanne Entfernung in die Augen eines Kif, aus größerer Nähe, als sie sich das je gewünscht hatte. Er brachte ihre Nase zum Laufen. Und sie brachte ihn zum Zittern.
»Ja, Hakt‘«, sagte er. »Macht.«
Sie ließ ihn los
-
und sehnte sich nach einem Bad. Nach sauberer Luft. Nicht - ihr Götter, danach, sie wäre nie gezwungen gewesen, mit einem Kif zu verhandeln. Oder überhaupt mit einem Umgang haben zu müssen.
»Kommt!« sagte sie. Sie schob den Kif und dann Tully in Bewegung, drehte sich um und eilte mit zunehmendem Tempo auf die
Stolz
zu. Skkukuk folgte dicht hinter ihr, und Tully keuchte an ihrer Seite dahin, sein Atem hohl und heiser von der dünnen Luft und der Kälte.
Sieh zu, dass du von hier wegkommst, Junge, bevor du dir einen Husten holst. Ich muss zusehen, dass ich von hier wegkomme! Ihr Götter, ich bin zu alt für solche Sachen!
Sie zog den Taschenkom aus dem Gürtel. »Hier ist Pyanfar. Macht auf, hört ihr? Wir kommen!«
»Aye«,
sagte Harals Stimme.
Die Rampe hinauf. In den kalten, gerippten, gelben Gang. Um die Biegung und auf das weiße Licht zu, die Sicherheit der Luftschleuse. Pyanfar überquerte diese Schwelle mit weichen Knien und mit Schmerzen überall in ihrer Seite.
»Macht dicht!« schrie sie in den Kom. »Wir sind alle drin!.
»Aye«,
antwortete Haral.
»Alle in Ordnung?«
Winselnd und zischend schloss sich die Luke, und damit waren sie so frei von Kif, wie sie nur sein konnten.
Pyanfar schloss die Augen und ließ die Schultern hängen, beugte sich dann vornüber, um wieder zu Atem zu kommen, während Tully dasselbe tat.
»Käpt‘n?«
»Dummköpfe, Dummköpfe!« schrie Skkukuk , und ein fremdartiger Griff packte ihren Arm. »Der
Mek-hakt‘
ist ausgehungert, wird ohnmächtig durch eure Inkompetenz!«
Tully knurrte ihm etwas zu. Pyanfar entzog Skkukuk ihren Arm und blinzelte benommen, als es nun fast nötig wurde, zwei Männer auseinander zu halten. Keiner davon war ihrer. Und doch waren beide ihre, auf eine Art und Weise, die nichts mit der Tatsache zu tun hatte, dass sie männlich waren. Sie hatte diesen Ausdruck auf Tullys Gesicht noch nie gesehen. Tully hatte seine Zähne entblößt, ohne den geringsten Humor damit zuzeigen
-
Zähne, die nicht gegen die Skkukuk s ankamen, welche nur allzu nahe waren. Pyanfar schob die beiden mit festem Druck auseinander. »Zeigt Manieren, verdammt noch mal,
und hört auf damit!
«
»Käpt‘n?«
»Mit mir ist alles in Ordnung«, sagte sie und schüttelte benommen und schwindelig den Kopf. Kampfimpulse strömten durch ihre Adern, die den Schwindel noch verstärkten. Menschlicher und kifischer Schweiß vermischten sich in ihrer Nase mit dem eigenen.
Soviel zur Zusammenarbeit zwischen Mensch und Kif. Ihr Götter,
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