Chanur-Zyklus 4 - Die Heimkehr der Chanur
vernünftige Einschätzung der Situation erläutern: Wir steuern eine Gruppe Kif gegen eine andere und hoffen bei den Göttern, dass wir noch in der Lage sind, sie wieder aus dem System zu vertreiben. Falls nicht, werden wir dort sterben, und zwar alle gemeinsam, und wir wollen bei den Göttern hoffen, dass wir nicht mitbekommen, was sonst noch geschieht. Und ich werde nicht dulden, dass an meinen Plänen herumgepfuscht wird, dass mein Arrangement der Funkverbindung verändert wird, dass mir selbst und meiner Besatzung notwendige Informationen oder die Kontrolle über das Schiff im letzten Augenblick vorenthalten werden, verstehen wir uns da richtig,
Ker
Sirany? Ich werde bei Anuurn das Steuer übernehmen. Meine Schicht. So habe ich es geplant, und so wird es geschehen, also spielen Sie mir nicht die Heldin. Wenn Sie einen Kampf suchen, werden Sie Ihren Anteil bekommen. Aber nicht während des Sturzes!« Siranys Ohren waren gesenkt. Aber es war kein Ausdruck von Zorn, sondern wieder diese Mischung aus Angst und Zweifel. Die Ohren gingen hoch, zuckten, senkten sich und klappten wieder hoch.
Und was werden Sie dagegen unternehmen, Sie und Ihre Besatzung, von der niemand mehr auch nur stehen kann?
Jemand bewegte sich. Mehr als eine Person stand aus ihrem Sessel auf.
Pyanfar spürte Khyms heftigen Atem. Khym ragte wie ein Schatten am Rand ihres Blickfeldes auf.
Männlich und verrückt. Diesen Gedanken erkannte sie im nervösen Zucken von Siranys Ohren.
»Er steht auf unserer Seite«, sagte Pyanfar mit heiserer Stimme. Sie war durch seine bedrohliche Bewegung entwaffnet worden. Es war nichts weiter zu sagen. Sirany zweifelte an der Vernünftigkeit ihres Mannes, wenn nicht sogar ihrer eigenen, und sie hatte gerade alle Hoffnung auf Verständigkeit verloren. Die Uhr lief weiter. Das Schiff steuerte auf den Sprung zu, und sie hatten eine Crew, die sich darum kümmerte. Pyanfar winkte verzweifelt, war sich nicht sicher, ob sie das Gleichgewicht bewahren konnte, wenn sie den Sessel losließ. Alles verschwamm vor ihren Augen. »Sehe Sie auf der anderen Seite wieder,
Ker
Sirany. Ich hoffe es bei den Göttern.« Sie ließ los und widerstand der Versuchung, nach Khyms Arm zu greifen. Sie schaffte es, auf den Beinen zu bleiben und den Ausgang gleichmäßig im Blick zu behalten.
»Pyanfar.« Siranys Stimme, die ihren Namen ohne Zusatz aussprach.
Pyanfar brachte es fertig, sich umzudrehen. Sie hielt das Gleichgewicht, Khyms Schatten links von ihr, Hilfy und Tirun irgendwo dort drüben, Haral immer noch hinter ihr.
»Ich mache mir Sorgen, verstehen Sie?« sagte Sirany. »Es handelt sich nicht um... Zweifel,
Ker
Pyanfar.«
»Ich falle gleich aufs Gesicht«, sagte Pyanfar ruhig und vernünftig. Und starrte auf die ebene Reihe der Kontrollpulte hinter Sirany, damit sie irgend etwas Gleichmäßiges im Blickfeld hatte. Die Brücke versuchte zu kippen. »Schicken Sie uns, um der Götter willen, etwas zu essen und lassen Sie uns gehen,
Ker
Sirany!«
Sie drehte sich um, behielt die Reihe der Pulte gleichmäßig im Blick und ging hinaus, ohne dabei auf ihr inneres Gleichgewicht zurückzugreifen. Setzte einfach einen Fuß vor den anderen. Khym ging hinter ihr. Und noch weitere. Sie kamen an Churs Tür vorbei. Sie war geschlossen. Wo Geran war - daran konnte sie sich nicht mehr erinnern, egal, ob Geran nun in der Kombüse war, oder ob sie sie durch diesen Korridor hatte gehen hören.
Sie erreichte die Tür ihres Quartiers. Fummelte nach dem Schloss und bekam es zu fassen, stolperte in die Kabine und fiel ins Bett.
»Ich hole etwas zu essen«, sagte Khym mit heiserer und tiefer Stimme.
»Sie sorgen schon dafür.«
»Ich tue es«, beharrte er. »Ich überzeuge mich davon, dass es getan wird. Es kommt jetzt auf die Zeit an.«
Und er kehrte aus einer verwirrenden Dunkelheit zurück und schüttelte Pyanfar, bis sie sich aufsetzte und die Tasse umfasste, die er ihr reichte. Er hatte einen ganzen Krug von dem Zeug dabei. Schrecklich. Voller übelkeitserregender Gewürze. Tofi. »Ihr Götter, musstest du das Zeug hineintun?«
»So koche ich nun einmal. Halt den Mund und trink es! Es sind Kalorien darin.«
Sie trank aus, tat es dann auch noch mit dem Inhalt einer zweiten Tasse, weil er darauf bestand. Danach folgten getrocknete Sachen. Schließlich fielen ihr die Hände schlaff herunter und ließen die Päckchen fallen. Khym kippte neben ihr ins Bett. Aus irgendeinem schrecklichen, nachhallenden Tunnel dröhnte der Interkom mit fremden
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